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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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besitzen einen scharfen Verstand und eine spitze Zunge. Eigentlich ziehe ich es vor, meine Gegner in Bäume zu verwandeln, die sind dauerhafter als Steckrüben. Ich nehme nicht an, daß Sie, und sei es nur der Argumentation halber, zugeben würden, daß ich wohl ein besserer Herrscher wäre als der jetzige König?«
    »Da liegt er nicht ganz falsch«, sagte Bink mit zynischem Lächeln.
    »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« fragte Fanchon und äffte Binks Tonfall nach…
    Doch es war Trent, der lachte. »Sie beide gefallen mir«, sagte er. »Wirklich. Sie sind aufgeweckt und treu. Wenn Sie die Treue nur mir schenken würden, dann wäre ich zu erheblichen Zugeständnissen bereit. Zum Beispiel könnte ich Ihnen ein Vetorecht einräumen bei allem, was ich verwandeln will. Auf diese Weise könnten Sie die Steckrüben auswählen.«
    »Damit wir auch noch für Ihre Verbrechen mitverantwortlich sind«, entgegnete Fanchon. »Diese Art von Macht würde uns schon sehr bald korrumpieren. Zum Schluß wären wir auch nicht mehr anders als Sie.«
    »Nur wenn Ihr Grundcharakter meinem nicht überlegen ist«, meinte Trent. »Und wenn das der Fall wäre, dann wären Sie sowieso nicht verschieden von mir. Sie sind einfach nur noch nie
    in meiner Situation gewesen. Es wäre besser, wenn Sie das endlich einsehen würden, anstatt unreflektierte Heuchler zu bleiben.«
    Bink zögerte. Er war durchnäßt und fror, und der Gedanke, die Nacht in dieser Grube verbringen zu müssen, behagte ihm nicht sonderlich. Hatte Trent eigentlich vor zwanzig Jahren immer Wort gehalten? Nein, das hatte er nicht. Er hatte sein Wort gebrochen, wann immer seine Machtgier dies erfordert hatte. Deshalb war er ja unter anderem auch gescheitert. Niemand konnte es sich leisten, ihm zu vertrauen, nicht einmal seine Freunde.
    Die Versprechen des Magiers waren wertlos. Seine Logik bestand aus einem Netz schlauer Spitzfindigkeiten, die seinen Gefangenen nur die Information entlocken sollten, wo sich der Schildstein befand. Wenn er sie nicht mehr benötigte, dann würden Bink und Fanchon die ersten sein, die verwandelt wurden. Bink antwortete nicht, und auch Fanchon schwieg. Einen Augenblick später ging Trent wieder fort.
    »Und so haben wir der Versuchung Nummer zwei widerstanden«, bemerkte Fanchon. »Aber er ist ein schlauer und skrupelloser Mann. Es wird immer schwieriger werden.«
    Bink fürchtete, daß sie recht damit haben konnte.
    Am nächsten Morgen buk das schräg einfallende Sonnenlicht die groben Ziegel. Sie waren zwar noch alles andere als hart, aber es war immerhin ein Anfang. Fanchon legte sie in die Abtrennung, damit man sie von oben nicht erkennen konnte. Wenn alles klappte, dann wollte sie sie am Nachmittag noch einmal in die Sonne legen.
    Trent kam mit weiteren Lebensmitteln vorbei: frisches Obst und Milch. »Es mißfällt mir zwar, die Auseinandersetzung auf einem solchen Niveau zu führen«, sagte er, »aber meine Geduld neigt sich dem Ende zu. Man kann jederzeit den Schildstein routinemäßig an einen anderen Ort bringen, dann wird Ihre Information nutzlos sein. Wenn mir einer von Ihnen nicht noch heute die Stelle verrät, dann werde ich Sie beide morgen verwandeln. Sie, Bink, werden dann ein Drachenhahn und Sie, Fanchon, will ich in einen Basilisken verwandeln. Sie werden dann beide im selben Käfig untergebracht.«
    Bink und Fanchon blickten sich gegenseitig voller Verzweiflung an. Drachenhahn und Basilisk – zwei Namen für die gleiche Sache: ein geflügeltes Reptil, das aus den dotterlosen Eiern von Hähnen von Kröten auf warmen Misthaufen ausgebrütet wurde. Sein Atem war so scharf, daß er die Pflanzen welken ließ und Steine zerschmettern konnte, und wer ihn anblickte, der fiel tot um. Der Basilisk – der kleine König unter den Reptilien.
    Das Chamäleon seines Omens hatte sich in das Abbild eines Basilisken verwandelt – kurz vor seinem Tod. Jetzt war er an dieses Chamäleon von einem Menschen erinnert worden, der von diesem Omen nichts hatte wissen können, und er schwebte in der Gefahr, in ein solches verwandelt zu werden… Der Tod war nur noch eine Frage der Zeit, dessen war er sich jetzt gewiß.
    »Das ist nur ein Bluff«, sagte Fanchon schließlich. »Das kann er nicht wirklich, er will uns nur Angst einjagen.«
    »Mit Erfolg«, brummte Bink.
    »Vielleicht wäre eine kleine Vorführung ganz angebracht«, sagte Trent. »Ich verlange von niemandem, daß er mir meine magischen Fähigkeiten blindlings abnimmt, wo ich sie doch

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