Chamäleon-Zauber
Mundania gehen«, schloß sie. »Wo es keine Magie gibt und folglich auch keine Illusionen.«
Jetzt steckte er wieder in der Klemme. Hm, wirklich? »Vielleicht siehst du ja wirklich so aus. Vielleicht habe ich die richtige Iris dort auf ihrer Insel nie gesehen.«
»Und wie würde ich dann wohl wieder nach Xanth zurückkehren?«
Darauf wußte Bink keine Antwort. Er versuchte es mit einer Vorwärtsverteidigung. »Na, und weshalb bist du denn hergekommen? Daß es hier nicht magisch ist, hat dein Problem offensichtlich nicht gelöst.«
»Na ja, es braucht Zeit…«
»Bis die Magie verfliegt?«
»Ganz genau. Als die Drachen noch über Mundania fliegen konnten, das war vor der Errichtung des Schilds, da dauerte es mehrere Tage oder sogar Wochen, bis sie verblaßten. Vielleicht sogar noch länger. Der Magier Humfrey sagt, daß es viele Beschreibungen und Abbildungen von Drachen in mundanischen Texten gäbe. Die Mundanier sehen keine Drachen mehr, also halten sie die alten Texte für Phantastereien, aber das beweist immerhin, daß es eine Weile dauert, bis sich die Magie in einem Tier oder einem Menschen auflöst.«
»Folglich könnte eine Magierin ihre Illusion doch einige Tage aufrechterhalten«, sagte Bink.
Sie seufzte. »Vielleicht. Aber ich bin nicht Iris, obwohl ich bestimmt nichts dagegen hätte, sie zu sein. Ich hatte ganz andere, triftige Gründe, Xanth zu verlassen.«
»Ja, ich erinnere mich. Der eine war, daß du deine Magie, was immer das für eine sein mag, verlieren wolltest, und den anderen Grund wolltest du mir nicht nennen.«
»Ich schätze, du hast ein Recht darauf, ihn zu erfahren. Du würdest ihn so oder so erfahren. Ich habe von Wynne und Dee gehört, was du für ein Mensch bist, und…«
»Also ist Wynne dem Drachen entkommen?«
»Ja, dank deiner Hilfe. Sie…«
Ein Licht näherte sich. »Chamäleon«, sagte Bink.
Fanchon beeilte sich, ihre Ziegel zu verbergen. Diesmal erschien das Licht über der Grube.
»Ich hoffe doch, daß Sie dort unten nicht ertrunken sind?« fragte Trents Stimme.
»Wir wären schon fortgeschwommen«, erwiderte Bink. »Hören Sie, Magier, je unbequemer Sie es uns hier machen, um so weniger werden wir Ihnen helfen wollen.«
»Das ist mir durchaus bewußt, Bink. Ich würde Ihnen ja auch viel lieber ein bequemes Zelt zur Verfügung stellen…«
»Nein.«
»Bink, ich verstehe einfach nicht, wie Sie einer Regierung treu sein können, die Sie derartig schäbig behandelt hat!«
»Was wissen Sie denn davon?«
»Natürlich haben meine Spione Ihre Gespräche überwacht. Aber ich hätte es mir ja eigentlich auch denken können, wie alt und stur der Sturmkönig inzwischen sein muß. Die Magie manifestiert sich in vielerlei Formen, und wenn man die Definitionen zu eng faßt…«
»Na, hier macht das jedenfalls keinen Unterschied mehr.«
Der Magier beharrte jedoch auf seinem Standpunkt, und seine Argumente klangen wesentlich logischer als Binks unvernünftige Reaktion. »Es mag ja sein, daß Sie kein magisches Talent besitzen, Bink, obwohl ich kaum glaube, daß Humfrey sich bei so etwas irren würde. Aber Sie besitzen andere Qualitäten, die sehr für Sie sprechen, und Sie würden einen ausgezeichneten Bürger abgeben.«
»Er hat recht, weißt du«, sagte Fanchon. »Du hättest wirklich eine bessere Behandlung verdient gehabt.«
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« fragte Bink.
Sie seufzte im Dunkeln. Es klang sehr menschlich, und es fiel ihm wesentlich leichter, das auf diese Weise zu empfinden, wenn er sie nicht dabei anblicken mußte. »Ich bin auf deiner Seite Bink. Ich bewundere deine Loyalität, aber ich bin schon der Meinung, daß du das alles nicht verdient hast.«
»Warum hast du ihm denn nicht gesagt, wo sich der Schildstein befindet – wenn du es wirklich weißt?«
»Weil Xanth, trotz aller seiner Mängel, immer noch ein ganz netter Ort ist und bleibt. Der senile König wird schon nicht ewig leben, und wenn er stirbt, dann werden sie den Magier Humfrey einsetzen müssen, und der wird alles besser machen, auch wenn er sich jetzt darüber beschwert, daß es ihm die Zeit stehlen würde. Vielleicht wird ja gerade ein neuer oder junger Magier geboren, der danach die Macht übernimmt. Irgendwie wird es schon klappen, das hat es bisher immer getan. Das letzte, was Xanth gebrauchen kann, das ist, von einem grausamen Bösen Magier übernommen zu werden, der seine Gegner in Steckrüben verwandelt.«
Trent gluckste über ihren Köpfen. »Meine Liebe, Sie
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