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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Wirtschaftskriminelle sind meistens sehr gut angezogen, haben Geschmack, sind gebildet, verstehen einiges von Kunst, oder bilden es sich zumindest ein, und sie sind ausgesprochen höflich. Wenn man ihnen ernstlich auf die Füße tritt, knicken sie schnell ein, außer sie haben Angst vor einem, der größer ist als sie. Aber sonst ist der Umgang mit ihnen leicht.«
    Philipp stöhnte. Einerseits beruhigten ihn Dr.   Anlahrs Worte, andererseits hatte er das Gewaltpotential seiner Widersacher bereits zu spüren bekommen.
    »Wie soll das morgen mit meinem Vater werden«, unkte Thomas. »Er ist bereits jetzt ein Nervenbündel. Als wir in der Kellerei rumgeschlichen sind, hat er keine Symptomeproduziert. Das hat ihm richtig Spaß gemacht. Und am Gartentor hättet ihr ihn sehen müssen, Donnergott Wotan kam persönlich über den Gartenzaun gehechtet. Da habe ich ihn bewundert, aber heute? Geht es dir nicht gut, Papa?« Er legte seinem Vater unter den belustigten Blicken der Tischgesellschaft begütigend die Hand auf die Schulter.
    »Hör auf«, schnauzte ihn Philipp an. Für ihn war das hier blutiger Ernst. »Da kommt er. Das ist Mister Zampano, da draußen.«
    Der Chauffeur hatte die hintere Tür des dunkelblauen Maybachs geöffnet, und der Brite stieg im Bewusstsein seiner Bedeutung langsam aus der Luxuskarosse, lächelnd und elegant, das personifizierte Urvertrauen, die Inkarnation steigender Aktienkurse, und ließ sich den Aktenkoffer nachtragen.
    »Der Mann sieht ziemlich gut aus.«
    Louise stand hinter Philipp und blickte ihm über die Schulter. Ihre Bemerkung gefiel Philipp gar nicht, und als auch Dr.   Anlahr nickte, aber mehr sachlich und abschätzend, wandte er sich wütend ab. Thomas hielt ihn fest.
    »Da kommen noch welche. Kennst du die beiden auch?«
    Ein zweiter Wagen hatte gehalten, Touraine öffnete den Kofferraum und holte mehrere Packen mit Prospekten heraus, die er dem Fahrer gab. Jetzt wurde auch Thomas still. »Eine Frau?«
    Philipp sah den langen Zopf im Nacken, das braune Haar, und als die Frau in Richtung Hoteleingang humpelte, war ihm klar, dass es die Motorradfahrerin war. Auch die Größe stimmte. Was hatte sie mit Touraine zu schaffen? War das seine Tochter? Himmel – er hatte noch einen Todfeind.
    Ich werde sofort abreisen, die ganze Sache abblasen. Für den Champagnerverband schreibe ich einen Bericht, übergebe ihn persönlich und lasse die Dinge geschehen – oder ich reiße mich zusammen, sagte er sich und starrte aus dem Fenster. Das Erscheinen des leutselig lächelnden Langer, derGoodhouse und Familie Touraine an der Hotelauffahrt mit jovialem Schulterklopfen begrüßte, es fehlte nur noch der Bruderkuss, nahm ihm die Entscheidung ab. Die Selbstgefälligkeit der beiden da draußen ließ ihn seine Wut spüren, und sie war stärker als die Angst.
    »Thomas, du musst rauskriegen, ob Goodhouse Fisch isst, wie auf der Speisekarte angegeben.«
     
    Als der Wecker klingelte, dachte Philipp an Louise. Oder hatte er von ihr geträumt? Es war ein schrecklicher Traum gewesen. Sie hatte einen Motorradhelm getragen, sie war gestürzt, und er trug die Schuld daran. Als er ihr den Helm abnahm, starrte ihn ein fremdes Gesicht an. Die Unbekannte war zu ihm in den Wagen gestiegen, sie waren zwischen den Rebzeilen hindurchgefahren, die Blätter waren gegen die Scheiben geklatscht, der Boden war Kreide gewesen, gepflastert mit einzelnen Platten, wie damals in der Schule. Das Auto hatte für Fahrer und Beifahrer ein Lenkrad, und der Wagen folgte nicht seinen Befehlen. Die Frau an seiner Seite war Louise, dann eine Frau mit Zopf und zuletzt Helena. Sie wollte nach rechts fahren, er nach links, aber als der Schrecken über die vielen Gesichter vorüber war, war es doch ein schöner Traum geworden, ein warmer Traum, einer, aus dem man nicht aufwachen mochte, und er meinte, noch ein Parfüm in der Nase zu haben. Er wusste nur nicht wessen.
    Philipp setzte sich auf die Bettkante und schnüffelte; ja, da war ein Hauch von Parfüm geblieben, von Louise. Es ist Chaos in meinem Kopf. Philipp starrte vor sich hin, dann ging er zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Die Sonne stand tief und überschwemmte die Weinberge mit ihrem Licht. Ein Winzer oder Weinbauer, der bei dieser strahlenden Fülle und diesem Glanz keinen exzellenten Champagner hinbekam, war eine Flasche.
    Er würde es schaffen, er würde zu seinem Weinberg kommen, vorausgesetzt, er würde heute hier aus dieser Sacheheil herauskommen. Erst als ein

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