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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Seite, im Büro zum Eingang der Halle, brannte Licht, hinter der großen Scheibe bewegten sich schemenhafte Gestalten in Kitteln.
    Es war Philipps schlechter Stimmung und auch dem Wetter zuzuschreiben, dass er die Anlage als heruntergekommen betrachtete. Der Seitentrakt mit den Büros und dem Empfangsraum, wo die Proben stattfanden, machte einen gepflegten Eindruck. Der Raum war licht, die Flaschen in den gläsernen Vitrinen waren vorteilhaft präsentiert, aber heute probierte hier niemand. An so einem Tag, noch dazu außerhalb der Ferienzeit, kam höchstens ein lokaler Gastwirt, um Nachschub zu holen. Philipp trat an den Tresen mit einer Glocke wie am Hotelempfang und tippte darauf. Erst als er es zwei Mal wiederholte, kam eine junge Frau und fragte nach seinen Wünschen.
    Monsieur Touraine kenne sie nicht, es tue ihr leid, der arbeite nicht hier. Aber vielleicht wüsste ihr Chef mehr.
    »Natürlich kennen wir ihn«, sagte der Geschäftsführer, »Monsieur Touraine, der für diese ausländische Finanzgesellschaft bei uns Keller gemietet hat. Ich habe ihn lange nicht gesehen, auch Monsieur Muller nicht, der ihn manchmal begleitet. Kennen Sie ihn? Er ist Deutscher, so wie Sie.«
    »Wer soll das sein?«
    »Sie kennen Michel Muller nicht?« Die Skepsis Philipp gegenüber nahm zu. »Der junge Mann mit dem Alfa Romeo, er hilft Monsieur Touraine manchmal, er ist ein sehr netter Mensch. Er kommt immer mit den anderen.«
    »Mit welchen anderen?«
    »Na ja, Touraine bringt doch immer seine Leute mit, wissen Sie das nicht?« Der Geschäftsführer ging merklich auf Abstand. »Wenn Sie mehr wissen möchten, Monsieur, dann wenden Sie sich besser an unsere Zentrale. Wir machen hier nur die Arbeit.«
    Als Philipp erklärte, er wolle die Lager sehen sowie die Installationen und mit dem Chef de Cave sprechen, winkte der Geschäftsführer ab. »Das klären Sie mit der Zentrale.«
    »Hat man mich nicht angemeldet, von meiner Firma in Köln aus oder von Seiten des Champagner-Fonds?«
    »Monsieur, es tut mir leid, davon weiß ich nichts«, sagte der Geschäftsführer bestimmt und nestelte an seiner Krawatte. Er schwieg lieber, als dass er Fehler machte. Philipp spürte, dass sein Besuch ungelegen war und man ihn loswerden wollte. »Wir lassen hier niemanden allein herumlaufen, wir haben niemanden, der Sie begleiten könnte, und es gibt bei uns auch keine Besichtigung!« Er deutete zum Ausgang.
    Philipp hatte sich noch nie leicht abwimmeln lassen. »Wäre es möglich, mit Ihrem Vorgesetzten in Reims zu sprechen? Dort wird man informiert sein, und wir könnten alles aufklären.«
    Bei so viel Hartnäckigkeit blieb der Geschäftsführer nicht freundlich. »Können Sie nicht selbst telefonieren? Haben Sie kein Mobiltelefon?«
    Im Allgemeinen erlebte Philipp die Franzosen als überaus höflich, solange man sich nicht in Paris bewegte oder Repräsentanten der Staatsmacht oder sonstiger Mächte in die Quere kam, die anscheinend den Zeiten napoleonischer Größe nachtrauerten. Philipp zog ein Gesicht, mit dem er normalerweise die bärbeißigste Gattin eines Winzers dazu bewegen konnte, ihren Mann aus dem Weinberg zu holen, doch auch das nützte nichts.
    »Monsieur, bitte wenden Sie sich an unsere Zentrale.
Bonjour
.« Der Mann wandte sich zum Gehen.
    Er ist ein Bürokrat, dachte Philipp. »Und wo ist diese – Zentrale? Geben Sie mir die Telefonnummer Ihres Vorgesetzten!« Mit Freundlichkeit kam er nicht weiter, sein Gegenüber war ein Mensch, der klare Regeln brauchte.
    Der Bürokrat verschwand, kam nach fünf Minuten zurückund legte einen Zettel mit der Telefonnummer der Zentrale auf den Tresen. Er wies grimmig auf das Telefon neben sich:
» Voila ! À votre service

    Bis Philipp den Verantwortlichen an der Strippe hatte, sprach er mit vier verschiedenen Personen. Wenn das Einlagern der Weine und die technische Abwicklung genauso lange dauerten, war dieses Haus als Partner wenig geeignet.
    »Es ist niemand bei uns avisiert, auch der Name Ihrer Firma ist uns nicht bekannt«, sagte die freundliche Stimme am Telefon. »Wir haben von unserem Mieter strikte Anweisung, niemanden ohne Begleitung von Monsieur Touraine in die Keller des Fonds zu lassen. Wir tragen die Verantwortung für mehrere hunderttausend Flaschen. Sie werden auf Monsieur Touraine warten müssen.«
    »Wie lange?«
    »Wir werden versuchen, ihn zu erreichen.« Mit diesen Worten legte sein Gesprächspartner auf.
    Das konnte heiter werden. Und Langer hatte einen Zeitplan

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