Champagner und Stilettos
die ganze Geschichte mit der Today -Show und der Schwangerschaft? Lies weiter.«
»Wow«, sagte Julian beim Überfliegen der nächsten Zeilen. »Ich hab ja schon immer gewusst, dass diese Klatschblätter der letzte Scheiß sind, aber das hier schlägt echt dem Fass den Boden aus. ›Wiewohl ein Reha-Aufenthalt oder eine Paarberatung die plausibelste Erklärung für Julians Verschwinden‹« – das letzte Wort stieß er mit triefend sarkastischem Unterton hervor – »›sind, gibt es doch noch eine dritte Möglichkeit. Laut einer Quelle aus dem engsten Familienkreis wurde der Sänger von berühmten Scientologen, insbesondere von John Travolta, umworben. »Ich weiß nicht, ob es nur eine freundschaftliche Geste oder doch ein Anwerbungsversuch war, aber ich kann zweifelsfrei bestätigen, dass sie in Kontakt waren«, so die Quelle. Was die Frage aufwirft: Werden JBro den Weg von TomKat einschlagen und Scientologen werden? Mehr davon in der nächsten Ausgabe …‹«
»Habe ich richtig gehört? Hast du gerade ›JBro‹ gesagt?«, fragte Brooke. Das musste Julian sich ausgedacht haben.
»Scientology!«, plärrte Julian los, bevor Brooke ihn zügeln konnte. »Die glauben, wir wären Scientologen!«
Brookes Hirn arbeitete auf Hochtouren. Reha? Paarberatung? Scientology? JBro ? Alles Lügen, aber das regte sie wieder einmal weniger auf als die Körnchen von Wahrheit, die darin steckten. Welche »Quelle aus dem engsten Familienkreis« hatte etwas von John Travolta gesagt – mit dem Julian tatsächlich zu tun gehabt hatte, wenn auch nicht in Zusammenhang mit Scientology? Und wer unterstellte ihnen – zum zweiten Mal in ebendiesem Magazin –, dass sie Beziehungsprobleme hatten? Um ein Haar hätte Brooke genau das laut ausgesprochen, aber beim Anblick von Julians zutiefst verstörtem Gesichtsausdruck zwang sie sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
»Also, ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber mit Scientology, dem weltberühmten Seelenklempner, der uns überhaupt nicht kennt, und JBro hast du es für meine Begriffe endgültig geschafft. Ich meine, wenn das keine sicheren Anzeichen für Starruhm sind, was dann?« Sie setzte ein breites Lächeln auf, das seine Wirkung auf Julian jedoch verfehlte.
Aus den Augenwinkeln sah Brooke ein grelles Licht aufzucken und dachte für einen Sekundenbruchteil: Komisch, ein Blitz mitten im Schneesturm? Bevor sie etwas sagen konnte, stand erneut die junge Kellnerin bei ihnen am Tisch.
»Ich, äh, wow«, stammelte sie, offenbar verlegen und gleichzeitig völlig aus dem Häuschen. »Tut mir leid wegen den Fotografen da draußen …« Weiter kam sie nicht. Brooke drehte sich um und sah vier Männer mit Kameras an den Scheiben des Cafés kleben. Julian hatte sie anscheinend schon vor ihr entdeckt. Er griff nach ihrer Hand und sagte: »Gehen wir.«
»Der, äh, der Geschäftsführer hat ihnen gesagt, dass sie nicht reinkommen dürfen, aber wir können sie nicht zwingen, vom Bürgersteig wegzugehen«, sagte die Kellnerin. Noch zwei Sekunden, dann würde sie Julian um ein Autogramm bitten. Sie mussten auf der Stelle raus.
Brooke zerrte zwei Zwanziger aus ihrer Geldbörse, stopfte sie dem Mädchen in die Hand und sagte: »Gibt es hier einen Hinterausgang?« Die Kleine nickte. Brooke umklammerte Julians Hand und sagte: »Weg hier.«
Sie schnappten sich ihre Mäntel, Handschuhe und Schals und marschierten schnurstracks in den hinteren Teil des Cafés. Brooke mühte sich, nicht daran zu denken, wie verlottert sie aussah mit ihren Jogginghosen und dem verunglückten Pferdeschwanz; um keinen Preis wollte sie sich so der ganzen Welt auf Fotos präsentieren, aber vor allem wollte sie Julian vor diesen Leuten beschützen. Dank einer glücklichen Fügung stand ihr Jeep auf dem hinteren Parkplatz, und bis die Paparazzi sie entdeckt hatten, waren sie schon auf die Hauptstraße eingebogen.
»Und jetzt?«, fragte Julian, den die Panik überkam. »Wenn wir zum Haus zurückfahren, kommen sie uns hinterher und belagern es.«
»Meinst du nicht, dass sie ohnehin schon wissen, wo es ist? Weswegen wären sie sonst hier?«
»Keine Ahnung. Wir sind hier im Zentrum von East Hampton Village. Wenn du wen suchst, von dem du weißt, dass er mitten im Winter auf Long Island ist, wäre das ein verdammt guter Ausgangspunkt. Ich glaube, sie haben einfach Glück gehabt.« Julian fuhr auf die Route 27 Richtung Osten, die vom Haus seiner Eltern wegführte. Mindestens zwei Wagen folgten ihnen.
»Wir
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