Champagner und Stilettos
wieder, Brooke. Wir kümmern uns um jedes Detail. Kann ich jetzt mit Julian sprechen? Ich hab nur eine kurze Frage, versprochen.«
Brooke nickte halb betäubt, ohne daran zu denken, dass Samara sie nicht sehen konnte, und gab den Hörer an Julian weiter, der ins Zimmer gekommen war und sich gerade ausziehen wollte. Er sagte »Ja«, »Nein« und »Klingt gut, ich rufe Sie morgen an«, dann wandte er sich zu ihr.
»Kommst du mit ins Bad? Bitte?«
Er sah sie flehentlich an, und sie zwang sich, den Gedanken an die Grammys zu verdrängen. Es war so ein schöner Abend gewesen. Sie wollte ihn nicht durch irgendwelche unterschwelligen Unstimmigkeiten verderben. Also folgte sie ihm ins Bad und legte die Kleider ab. Sie schliefen niemals im Bett von Julians Eltern – viel zu gruselig –, doch ihr Bad benutzten sie wirklich gern. Es war der Himmel auf Erden, Luxus pur. Fußbodenheizung, eine wuchtige Wanne mit einer separaten Dampfdusche und, das Beste, ein kleiner Gaskamin. Julian brachten zwar keine zehn Pferde in heißes Wasser, aber er ließ Brooke immer ein Bad ein, machte nach dem Duschen den Gaskamin an und setzte sich dann, nur in ein Handtuch gewickelt, auf das Wannenpodest, um ihr Gesellschaft zu leisten.
Brooke streute noch ein bisschen mehr Lavendelsalz ins Wasser und lehnte sich an das Badekissen aus Frottee. Julian musste unweigerlich an ihr erstes gemeinsames Bad bei einem Wochenendausflug ganz zu Beginn ihrer Beziehung denken: wie er sich fast verbrüht hätte, sein Elend aber tapfer stumm ertragen hatte, um Eindruck auf sie zu machen. Brooke hörte ihm mit glasigem Blick zu, so vollkommen entspannt und zutiefst erschöpft, wie es nur in einem kochend heißen Bad möglich ist.
Danach ging sie, in ein riesiges, flauschiges Badetuch gehüllt, mit Julian zurück ins Gästezimmer, wo er schon auf beiden Nachttischen eine Kerze angezündet und Entspannungsmusik aufgelegt hatte. Sie liebten sich sanft und ohne Hast, wie zwei Menschen, die schon seit Jahren zusammen sind und alles voneinander wissen, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten schliefen sie eng umschlungen ein.
Beim Erwachen, kurz vor Mittag, erwarteten sie draußen fünfzehn Zentimeter Neuschnee, ein klares Signal für eine weitere Übernachtung auf dem Land. Brooke frohlockte, steckte sich ihr verwuscheltes Haar zum Knoten auf und stieg in Uggs und ihrem dicken Wintermantel auf der Beifahrerseite des Jeeps ein, den die Alters dort das ganze Jahr stehen hatten. Julian trug eine Pudelmütze mit Ohrenklappen und Schnüren zum Zubinden, die er im Schrank seines Vaters gefunden hatte, und sah damit zum Niederknien dämlich aus. Erst hielt er beim Starbucks in East Hampton, wo Brooke die New York Times kaufte, dann fuhren sie zum Frühstück ins Golden Pear Café.
Gemütlich in einem Eck hockend, eine Tasse heißen Kaffee in Händen, stieß Brooke einen tiefen Wonneseufzer aus. Ein Neujahr wie aus dem Bilderbuch. Julian las ihr gerade aus der Zeitung einen Artikel über einen Mann vor, der nach achtundzwanzig Jahren im Gefängnis aufgrund einer DNA -Analyse für unschuldig befunden worden war, da klingelte ihr Handy.
Er sah hoch.
»Das ist Nola«, sagte Brooke mit einem Blick auf das Display.
»Willst du nicht rangehen?«
»Wenn es dich nicht stört? Sie will mir sicher lang und breit von ihrer Silvesternacht erzählen.«
Julian schüttelte den Kopf. »Ich sitze hier ganz zufrieden und lese. Stört mich nicht im Geringsten.«
»Hey, Nol«, sagte Brooke so leise wie möglich. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn Leute in ihr Handy brüllten.
»Brooke? Wo bist du?«
»Was fragst du? Wir sind auf Long Island, das weißt du doch. Und bei dem Schnee werden wir vermutlich noch bis –«
»Hast du schon die Online-Ausgabe der Last Night gesehen?«, fiel Nola ihr ins Wort.
»Der Last Night ? Nein, das Internet im Haus hat nicht funktioniert. Aber ich habe die Times hier …«
»Hey, ich sag dir das nur, weil du es nicht von irgendwem anders hören sollst. In der Last Night steht heute Morgen eine scheußliche Kolumne mit diversen Theorien darüber, warum Julian seinen Silvesterauftritt abgesagt hat.«
» Was? «
Julian sah fragend zu ihr hin.
»Ist natürlich alles vollkommen lächerlich. Aber du hast doch gesagt, dass Leo zurzeit irgendwo in Südamerika ist, und na ja, da hab ich mir gedacht, ihr zwei solltet vielleicht Bescheid wissen, wenn ihr nicht ohnehin schon davon gehört habt.«
Brooke holte tief Luft. »Sehr gut. Doch, wirklich sehr gut.
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