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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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vollkommen ehrlich. »Ich war im Rue B’s an dem Abend, als das Jazzquartett abgesagt hat und du spontan eingesprungen bist. Ich fand dich – ich fand deine Musik so toll, dass ich die Barfrau nach dir gefragt habe, und sie hat mir gesagt, dass du einen regelmäßigen Gig hast. Seitdem gehe ich hin, wenn ich kann.« Sie zwang sich aufzuschauen, seinem entgeisterten Blick zu begegnen, aber Julians Miene verriet nichts, und sein Schweigen spornte sie nur zu noch mehr haltlosem Gesprudel an.
    »Darum war es ja so irre, dass Trent mich ausgerechnet hierhergebracht hat … so ein irrer Zufall …« Sie stockte. Oh Gott, wie viel wollte sie denn noch preisgeben?
    Als sie sich endlich noch einmal hochzusehen traute, schüttelte Julian den Kopf.
    »Bestimmt gruselt’s dich jetzt«, lachte sie nervös. »Ich versprech dir, ich tauche ganz sicher nie vor deiner Wohnung oder bei deiner Arbeitsstelle auf … äh, nicht dass ich wüsste, wo du wohnst, oder ob du einen Job hast, ich meine, die Musik ist ja deine Arbeit –«
    Seine Hand lag wieder auf ihrem Arm. »Ich seh dich dort jede Woche«, sagte er.
    »Was?«
    Er nickte lächelnd, mit leichtem Kopfschütteln, als wollte er sagen, ich fasse es nicht, dass ich das zugebe . »Ja. Du sitzt immer ganz hinten, neben dem Billardtisch, und immer allein. Letzte Woche hattest du ein blaues Kleid an, mit weißen Blümchen am Saum oder so, und du hast eine Zeitschrift gelesen und sie sofort weggesteckt, als ich aufgetreten bin.«
    Brooke erinnerte sich an das Kleid, ein Geschenk ihrer Mutter zum College-Abschluss. Vor vier Monaten war es ihr noch todschick vorgekommen; inzwischen fand sie es irgendwie zu mädchenhaft, auch wenn das Blau ihre roten Haare noch prächtiger zur Geltung brachte, dafür betonte es ihre Hüften eher ungünstig. Sie war so damit beschäftigt zu überlegen, wie sie an jenem Abend ausgesehen haben mochte, dass sie Trents Rückkehr gar nicht bemerkte, bis er ihr ein Bud Light hinschob.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte er und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Ganz schön voll heute. Julian, alter Sängerknabe, du bist ja der reinste Publikumsmagnet.«
    Julian stieß mit Trent an und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Sprite-Glas. »Danke, Dicker. Ich revanchier mich dann nachher.« Er nickte Brooke zu – mit einem vielsagenden Blick, oder bildete sie sich das nur ein? – und ging wieder auf die Bühne.
    Sie wusste damals noch nicht, dass er sich von Trent die Erlaubnis holen würde, sie anzurufen; dass sie sich bei diesem ersten Telefongespräch wie auf Wolke sieben schwebend vorkommen und ihre erste Verabredung ihr ganzes Leben verändern würde. Nie hätte sie gedacht, dass sie kaum drei Wochen später miteinander schlafen würden, nach ein paar Endlos-Treffen, die ihr immer noch viel zu früh endeten. Dass sie zwei Jahre lang sparen würden, um zusammen durchs ganze Land zu fahren; dass er ihr in einem schäbigen Club im West Village einen schlichten Goldreif anstecken würde und sie in dem schicken Haus seiner Eltern auf Long Island Hochzeit feiern würden, denn wem nutzte es schon, wenn sie zu einer Prachtvilla mit Meerblick nein sagten? An diesem Abend wusste sie nur, dass sie ihn um jeden Preis wiedersehen wollte, dass sie zwei Tage später wieder im Nick’s sitzen würde, koste es, was es wolle, und dass sie einfach nicht mehr aufhören konnte zu lächeln.

2
Warum soll nur einer leiden?
    Brooke trat aus dem Behandlungszimmer der Geburtshilflichen Station der New Yorker Uniklinik und zog den Vorhang hinter sich zu. Acht geschafft, drei noch zu erledigen. Sie blätterte die verbleibenden Akten durch: ein schwangerer Teenager, eine Frau mit Schwangerschaftsdiabetes sowie eine junge Mutter, die Schwierigkeiten hatte, ihre neugeborenen Zwillinge zu stillen. Sie sah auf die Uhr: Wenn alles glattlief, würde sie tatsächlich mal zu einer annehmbaren Zeit nach Hause kommen.
    »Mrs. Alter?«, ließ sich ihre Patientin hinter dem Vorhang vernehmen.
    Brooke ging wieder zu ihr.
    »Ja, Alisha?« Sie zog ihren weißen Kittel fester über der Brust zusammen und wunderte sich, dass die junge Frau in dem papierdünnen Klinikhemdchen nicht vor Kälte schlotterte.
    Alisha rang die Hände und starrte bedrückt in ihren Schoß. »Sie haben doch gesagt, Vitamine sind ganz wichtig in der Schwangerschaft, auch wenn man sie nicht von Anfang an genommen hat?«
    Brooke nickte. »Ich weiß, bei so einer Grippe vergeht einem das Lachen«, sagte sie und trat an die

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