Champagner und Stilettos
Beziehung haben sollten, bevor sie Kinder in die Welt setzen?«
»Ach, Brooke, nun sei doch nicht so streng. Nicht jeder kann – oder sollte – mit fünfundzwanzig heiraten. Randy ist achtunddreißig und Michelle fast vierzig. Meinst du, in dem Alter schert man sich noch um einen Trauschein? Wir wissen doch wohl alle, dass so etwas nichts zu bedeuten hat.«
Brooke schossen verschiedene Dinge durch den Kopf: Sie musste an die Scheidung ihrer Eltern vor zehn Jahren denken, als ihr Vater ihre Mutter wegen der Schulkrankenschwester verlassen hatte; daran, dass ihre Mutter ihr nach der Verlobung mit Julian erklärt hatte, Frauen könnten heutzutage auch unverheiratet glücklich werden. Und dass sie ihrer Tochter geraten hatte, erst dann eine Familie zu gründen, wenn sie beruflich abgesichert wäre. Interessant, dass für Randy offenbar ganz andere Maßstäbe galten.
»Weißt du, was witzig ist?«, sagte ihre Mutter unvermittelt. »Die Vorstellung, dass dein Vater und Cynthia auch ein Kind kriegen könnten. Jung genug dafür ist sie ja. Dann hättest du einen Bruder und einen Vater, die Nachwuchs erwarten. Und wer kann so was schon von sich behaupten?«
»Mom …«
»Im Ernst, Schätzchen, findest du es nicht auch lustig, dass die Frau deines Vaters jünger ist als Michelle?«
»Mom! Jetzt hör aber auf. Du weißt genau, dass sich Dad und Cynthia keine Kinder anschaffen werden – er ist immerhin fast fünfundsechzig, und sie will überhaupt keine –« Brooke hielt inne und lächelte in sich hinein. »Hey, wer weiß, vielleicht hast du recht, und Dad und Cynthia lassen sich anstecken. Dann könnten Randy und Dad sich über Windeln und Fläschchen verbrüdern. Wie niedlich.«
Sie wartete und wurde nicht enttäuscht.
Ihre Mutter schnaubte. »Also wirklich! Die einzigen Windeln, die der Mann je gesehen hat, als ihr zwei noch klein wart, waren die in der Pampers-Reklame. Männer ändern sich nicht, Brooke. Dein Vater würde sich mit dem Kind erst dann näher beschäftigen, wenn es alt genug wäre, eine politische Meinung zu äußern. Aber dein Bruder ist vielleicht nicht ganz so ein hoffnungsloser Fall.«
»Dein Wort in Gottes Ohr. Ich ruf ihn heute Abend an und gratuliere ihm, aber jetzt muss ich –«
»Nein!«, schrie Mrs. Greene. »Du weißt von nichts. Ich hab versprochen, dir nichts zu verraten, also tu bitte überrascht, wenn er dich anruft.«
Brooke seufzte. »Super, Mom. Heißt das, dass du Randy auch alles brühwarm weitererzählst, was ich dir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraue?«
»Natürlich nicht. Ich erzähl’s ihm nur, wenn’s interessant ist.«
»Danke, Mom.«
»Mach’s gut, Kindchen. Und denk dran: kein Wort zu Randy.«
»Versprochen.«
Brooke legte auf und sah auf die Uhr: fünf vor fünf. Vier Minuten, um rechtzeitig zur nächsten Beratung aufzulaufen. Trotzdem musste sie Randy anrufen; sie konnte nicht anders.
Als sie seine Nummer wählte, fiel ihr ein, dass er womöglich noch auf dem Sportplatz war und das Footballtraining der Jungenmannschaft leitete, aber er ging beim ersten Klingeln ran. »Hey, Brookie. Was ist los?«
»Was bei mir los ist? Rein gar nichts! Was bei dir los ist, das ist die Frage.«
»Herrgott. Ich hab’s ihr gerade erst vor acht Minuten erzählt, und sie hat mir geschworen, sie lässt es mich dir selber sagen.«
»Ja, und ich hab geschworen, dir nicht zu sagen, dass sie’s mir gesagt hat, ist doch egal. Gratuliere, großer Bruder!«
»Danke. Wir sind total aus dem Häuschen. Ein bisschen erschrocken – es ist viel schneller passiert, als wir dachten –, aber wir freuen uns drauf.«
Brooke stockte der Atem. »Was soll das heißen, ›schneller‹? Habt ihr das etwa geplant ?«
Randy lachte. »Momentchen noch«, hörte sie ihn zu jemandem im Hintergrund sagen, vermutlich einem Schüler, dann: »Ja, sie hat letzten Monat die Pille abgesetzt. Der Gynäkologe meinte, es würde mindestens zwei Monate dauern, bis der Zyklus sich wieder normalisiert hat, und danach würde sich erst rausstellen, ob sie in ihrem Alter noch schwanger werden kann. Wir hätten uns nie träumen lassen, dass es sofort klappen würde …«
Es war ein surreales Gefühl, ihren großen Bruder – diesen eingefleischten Junggesellen, der das Haus mit alten Footballpokalen dekoriert hatte und seinem Billardtisch mehr Platz gönnte als seiner Küche – über normalisierte Zyklen, Antibabypillen und Gynäkologen reden zu hören. Zumal doch jeder gewettet hätte, dass
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