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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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als man Sie ja seit ein paar Monaten kaum noch zu Gesicht bekommt. Ich bin froh, dass ich Sie erwischt habe, weil ich nämlich etwas mit Ihnen besprechen möchte.«
    Brooke atmete tief durch und nahm sich vor, ganz ruhig zu bleiben.
    »Brooke, Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze. Es ist gar keine Frage, dass ich mit der Arbeit, die Sie seit Jahren für uns leisten, überaus zufrieden bin. Genauso zufrieden wie offensichtlich auch Ihre Patienten, wie aus der Evaluierung im Frühjahr zu ersehen war.«
    »Danke sehr«, antwortete Brooke, der es immer mulmiger wurde.
    »Weshalb es mich auch so betrübt, dass Sie sich in letzter Zeit so rarmachen. Die einzige Mitarbeiterin, die noch längere Fehlzeiten hat als Sie, ist Perry.«
    Mehr brauchte sie gar nicht zu sagen. Perry war zum ersten Mal vor sechs Monaten für längere Zeit ausgefallen. Ihre Kolleginnen, die schon das Allerschlimmste befürchtet hatten, waren fast erleichtert, als sie erfuhren, dass sie wegen einer Fehlgeburt krankgeschrieben worden war. Inzwischen war sie wieder schwanger und hatte ab dem vierten Monat strikte Bettruhe verordnet bekommen. Die anderen fünf Ernährungsberaterinnen der Klinik mussten ihre Aufgaben mit übernehmen, was aber angesichts der Umstände niemandem etwas ausmachte. Für Brooke fielen dadurch eine zusätzliche Schicht in der Woche und häufigere Bereitschaftsdienste am Wochenende an. Weil sie zugleich aber auch noch mit Julians Konzertterminen jonglieren musste, war sie fast ununterbrochen verplant.
    Keine Erklärungen, keine Entschuldigungen, ermahnte sie sich. Versprich ihr bloß, dass du dich in Zukunft bessern wirst . Eine befreundete Psychologin hatte ihr einmal erzählt, dass sich Frauen immer viel zu gern in langen Erklärungen und Rechtfertigungen ergingen, wenn sie etwas Unangenehmes loswerden wollten, und dass es viel mehr Eindruck machte, wenn man ohne Umschweife zur Sache kam. Brooke versuchte ständig, diesen Ratschlag zu beherzigen, mit mäßigem Erfolg.
    »Es tut mir so leid!«, platzte sie unwillkürlich heraus. »Ich habe zurzeit, äh, privat so einiges am Hals, das mich stark beansprucht. Ich hoffe wirklich, dass sich alles bald wieder einpendeln wird.«
    Margaret zog ironisch die Augenbraue hoch. »Meinen Sie, ich weiß nicht, was bei Ihnen zu Hause los ist?«
    »Nein, natürlich nicht, es ist nur, weil ich so viel –«
    »Ich lebe doch auch nicht hinterm Mond«, sagte Margaret lächelnd, und Brooke plumpste ein kleiner Stein vom Herzen. »Aber ich bin nun mal für die Personaleinteilung zuständig, und allmählich mache ich mir Sorgen. Sie haben sich in den vergangenen sechs Wochen sieben Tage freigenommen – Ihre drei Krankheitstage zu Jahresbeginn nicht eingerechnet –, und heute wollten Sie mich sprechen, weil Sie noch mehr Urlaub brauchen. Habe ich recht?«
    Brooke überlegte kurz, was für eine Wahl sie hatte. Gar keine. Also nickte sie nur stumm.
    »Wann und wie lange?«
    »In drei Wochen, nur den Samstag. Ich weiß, ich bin für das ganze Wochenende eingetragen, aber Rebecca tauscht mit mir, und dafür übernehme ich dann in drei Wochen ihre Wochenendschicht. Also wäre es, äh, im Prinzip nur ein Tag.«
    »Nur ein Tag.«
    »Ja. Es handelt sich um eine wichtige Familienangelegenheit, sonst würde ich gar nicht erst fragen.« Sie nahm sich vor, auf Kristen Stewarts Geburtstagsparty die Kamera noch konsequenter als sonst zu meiden. Julian sollte dort vier Songs vortragen. Er hatte eigentlich keine große Lust gehabt, nur wegen der Party eines Starlets extra nach Miami zu fliegen, aber Leo kannte kein Erbarmen. Das Mindeste, das Brooke für ihn tun konnte, war, ihm zur Seite zu stehen.
    Margaret sah Brooke schweigend an und tippte sich mit dem Bleistift auf die Unterlippe. »Ist Ihnen klar, dass Sie Ihr Urlaubskonto bald erschöpft haben, obwohl es erst Juni ist?«, fragte sie schließlich.
    Brooke nickte.
    Margaret klopfte mit dem Bleistift an die Schreibtischkante: tapp-tapp-tapp . Derselbe Rhythmus wie Brookes hämmernde Kopfschmerzen.
    »Und ich brauche Sie wohl nicht daran zu erinnern, dass Krankmeldungen, um Ihren Mann auf irgendwelche Partys zu begleiten, nicht wieder vorkommen dürfen? Tut mir leid, Brooke, aber ich kann Ihnen keine Sonderbehandlung zukommen lassen.«
    Autsch. Brooke hatte bisher erst einmal blaugemacht – und tatsächlich vorgehabt, auf die ihr noch zustehenden zehn Krankheitstage zurückzugreifen, sobald ihre Urlaubstage aufgebraucht waren. Das konnte sie sich jetzt

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