Champagner und Stilettos
wohl abschminken. Sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. »Selbstverständlich nicht«, sagte sie.
»Also gut. Den Samstag können Sie haben. Gibt es sonst noch etwas?«
»Nein, das war schon alles. Danke für Ihr Verständnis.« Brooke schob die Füße unter Margarets Schreibtisch wieder in ihre Clogs und stand auf. Bevor Margaret noch irgendetwas hinzufügen konnte, war sie mit einem kleinen Winken zur Tür hinausgeschlüpft.
7
Eine Horde Präpubertierender
zieht durch den Blätterwald
Als Brooke in Lucky’s Nagelstudio eintrudelte, blätterte ihre Mutter bereits gemütlich in der neuesten Ausgabe der Last Night . Da Julian ständig unterwegs war und Brooke ihrer Meinung nach Gesellschaft brauchte, hatte sie ihrer Tochter vorgeschlagen, ihr nach der Arbeit eine Mani- und Pediküre zu spendieren, gefolgt von einem Sushi-Essen. Danach wollte sie bei Brooke übernachten und erst am nächsten Morgen nach Philadelphia zurückfahren.
»Hallo.« Brooke beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Die U-Bahn war heute wieder dermaßen langsam!«
»Ach, das macht doch nichts, Schätzchen. Ich bin auch eben erst gekommen und hab mich gleich in den aktuellen Promi-Klatsch und Tratsch vertieft. Man will ja schließlich immer auf dem neuesten Stand sein.« Sie hielt die Zeitschrift hoch. »Nichts über Julian oder dich drin, also kein Grund zur Besorgnis.«
»Danke, ich hab sie schon durch.« Brooke tauchte ihre Füße in das warme Seifenwasser. »Ich krieg sie immer einen Tag früher mit der Post. Bin also bestens im Bilde.«
Brookes Mutter lachte. »Wenn du so eine Expertin bist, kannst du mich vielleicht mal über diese Reality- TV -Stars aufklären. Ich kann die einfach nicht auseinanderhalten.«
Seufzend blätterte sie auf eine Doppelseite um, von der ihr die blutjungen Darsteller aus dem neuesten Vampirfilm entgegenstarrten. »Ich vermisse die guten alten Zeiten, als man sich noch drauf verlassen konnte, dass Paris Hilton ihren mehr oder weniger vorhandenen Schlüpfer zeigt und sich George Clooney schon wieder mit einer Kellnerin eingelassen hat. Jetzt zieht eine Horde Präpubertierender durch den Blätterwald und bringt mich um das ganze Vergnügen.«
Brookes Handy klingelte. Sie wollte erst nicht rangehen, aber dann kramte sie es doch aus der Tasche. Womöglich war es Julian.
»Hey! Das ist ja schön, du bist es wirklich. Wie spät ist es bei euch?« Sie blickte auf die Uhr. »Aber wie kommt es, dass du jetzt anrufst? Seid ihr nicht gerade beim Aufbau?«
Obwohl es schon Julians fünfter oder sechster Solotrip nach Los Angeles war, kam Brooke immer noch nicht mit der Zeitverschiebung zurecht. Wenn Julian an der Westküste aufwachte, war Brookes Mittagspause bereits vorbei, und sie hatte sich für den Rest des Nachmittags wieder in die Arbeit gestürzt. Sie rief ihn immer an, sobald sie heimkam, störte ihn dann aber meist bei einer Besprechung, und wenn sie ins Bett ging, saß er irgendwo mit Leuten beim Essen und konnte inmitten von lautem Gelächter und Gläserklirren nicht viel mehr als »gute Nacht« flüstern. Der Zeitunterschied betrug nur drei Stunden, aber da ihre Arbeitszeiten so grundverschieden waren, hätten sie sich genauso gut an den entgegengesetzten Enden der Welt befinden können. Sie versuchte, sich in Geduld zu fassen, aber allein in der letzten Woche hatte es drei Abende gegeben, an denen es zwischen ihnen nur zu ein paar SMS und einem hastigen »Ich ruf dich später zurück« gereicht hatte.
»Brooke, es ist der Wahnsinn! Du kannst dir nicht vorstellen, was hier abgeht.« Er klang überdreht, als ob er seit Tagen auf den Beinen wäre.
»Nur Gutes, hoffentlich.«
»Gut ist gar kein Ausdruck! Ich wollte dich gestern noch anrufen, aber bis ich wieder im Hotel war, war’s bei dir schon vier Uhr morgens.«
Die Fußpflegerin packte sich Brookes rechten Fuß auf den Schoß. Sie quetschte grünes Waschgel auf einen Bimsstein und rubbelte grob die empfindliche Mitte ihrer Fußsohle ab.
»Aua! Gute Nachrichten könnte ich jetzt echt gebrauchen. Also, was hast du zu berichten?«
»Es ist alles unter Dach und Fach: Ich geh auf Tour.«
»Was? Nein! Ich dachte, eine Tour kommt praktisch erst infrage, wenn das Album draußen ist. Erst dann machen die Plattenlabel dafür Geld locker?«
Es entstand eine Pause. Julian klang irritiert, als er antwortete: »Ich weiß, dass ich das gesagt habe, aber das hier ist was anderes. Wir steigen
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