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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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verkniff es sich, ihn daran zu erinnern, dass er in den letzten Wochen nur wenige Nächte zu Hause gewesen war und diese zum größten Teil am Telefon verbracht hatte oder im Studio, bei endlosen Gesprächen mit Leo oder Samara. Sie zwang sich sogar, ihn nicht nach seinen Tourdaten zu fragen.
    »Nein, Julian«, sagte sie mit zugeschnürter Kehle. »Es kommt nur darauf an, dass du das jetzt gut hinkriegst. Es ist wirklich eine fantastische Chance.«
    »Danke, Schatz. Ich ruf dich später wieder an, wenn ich Näheres weiß, okay? Hab dich lieb, Rookie.« So zärtlich hatte er lange nicht mehr geklungen. Ganz zu Anfang ihrer Beziehung hatte Julian ihr den Kosenamen »Rook« gegeben, aus dem irgendwann wie von selbst »Rookie« geworden war. Sogar bei ihren Freunden und Verwandten hatte er sich inzwischen eingebürgert. Und obwohl sie oft die Augen verdrehte und so tat, als ob es ihr nicht gefiel, wenn er sie so nannte, war sie Julian insgeheim dankbar für diesen liebevollen Spitznamen. Sie versuchte, sich auf dieses warme Gefühl zu konzentrieren, anstatt sich darüber zu ärgern, dass er aufgelegt hatte, ohne auch nur zu fragen, wie es ihr ging.
    Obwohl Brooke den Nagellack, den sie aufgetragen bekam, viel zu knallig fand und die Farbe schon beanstanden wollte, konnte sie sich nicht dazu aufraffen. Die Zehennägel ihrer Mutter wurden in schimmerndem Blassrosa lackiert, einem Ton, der schick und natürlich wirkte.
    »Klingt so, als hätte Julian gute Neuigkeiten?«, fragte Mrs. Greene und schlug die Zeitschrift zu, die sie auf dem Schoß hielt.
    »Allerdings.« Brooke hoffte, dass sie munterer klang, als sie sich fühlte. »Sony schickt ihn auf so eine Art Tournee. Diese Woche proben sie in Los Angeles, und dann spielen sie als Vorgruppe bei Maroon 5. So bekommen sie die Chance, schon mal vor einem größeren Publikum aufzutreten, bevor sie irgendwann selber auf Tour gehen. Es ist ein riesiger Vertrauensbeweis von Seiten des Plattenlabels.«
    »Aber es bedeutet, dass du ihn noch seltener zu sehen bekommst.«
    »Genau. Vielleicht kommt er nach den Proben für ein paar Tage nach Hause, aber dann ist er wieder weg.«
    »Und was hältst du davon?«
    »Für ihn ist es die beste Neuigkeit überhaupt.«
    Ihre Mutter lächelte, während sie mit den fertig pedikürten Füßen in die vom Salon bereitgestellten Papierschlappen schlüpfte. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Brookes Handy piepte. Eine SMS von Julian. »Übrigens: Ich muss mir neue Klamotten zulegen! Mein Look ist angeblich nicht angesagt. Ein Alptraum!«
    Brooke lachte laut.
    »Was ist?«, fragte ihre Mutter.
    »Vielleicht gibt es doch so was wie Gerechtigkeit. Die PR -Leute von Sony finden, Julian braucht einen anderen Look. Er muss sich neu einkleiden.«
    »Und was haben die da im Sinn? In Michael Jacksons Uniformjacke oder MC Hammers Pumphosen kann ich mir Julian nicht so recht vorstellen.« Sie wirkte sehr stolz auf ihre Kenntnisse in Sachen Popkultur.
    »Beim besten Willen nicht! Ich bin seit fünf Jahren mit ihm verheiratet und kann an zwei Händen abzählen, wann ich ihn in all der Zeit mal in was anderem als in Jeans und weißem T-Shirt gesehen habe. Er wird sich verdammt schwertun, die Suppe auszulöffeln, die ihm die Firma da eingebrockt hat.«
    »Dann helfen wir ihm eben!«, sagte ihre Mutter. Sie reichte der Frau, die ihnen die Rechnung vorlegte, ihre Kreditkarte. Als Brooke ihr Portemonnaie zücken wollte, winkte sie ab.
    »Glaub mir, Julian lässt sich nie im Leben einen neuen Look verpassen. Er würde lieber sterben, als shoppen zu gehen. Er hängt mehr an seiner Jeans-und-weißes-T-Shirt-Kluft als manche Männer an ihren Kindern. Ich glaube, die von Sony ahnen gar nicht, auf was für einen Widerstand sie sich gefasst machen müssen. Jedenfalls werden sie ihn nie dazu bekehren können, sich wie Justin Timberlake auszustaffieren.«
    »Komm, Brooke, mach einfach das Beste daraus. Wenn Julian nicht shoppen gehen will, erledigen wir das eben für ihn.« Brooke folgte ihrer Mutter durch die Tür und die Treppe zur U-Bahn hinunter. »Wir kaufen ihm Sachen, wie er sie schon hat, nur schöner. Ich habe da eine ganz ausgezeichnete Idee.«
    Zwei Haltestellen später stiegen sie an der 59. Straße aus und betraten das Untergeschoss von Bloomingdale’s. Brookes Mutter steuerte zielstrebig die Herrenabteilung an.
    Sie hielt eine klassisch geschnittene Jeans in verwaschenem Blau hoch. Nicht zu dunkel, nicht zu hell und ohne alberne Flicken, Risse,

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