Champagner und Stilettos
Löcher, Reißverschlüsse oder komische Taschen. Brooke befühlte den Stoff, der überraschend leicht und weich war, vielleicht sogar weicher als Julians geliebte Levi’s.
»Wow!« Brooke nahm ihrer Mutter die Hose aus der Hand. »Die könnte ihm wirklich gefallen. Woher wusstest du das?«
Ihre Mutter lächelte. »Als ihr Kinder noch jünger wart, hab ich euren Geschmack eigentlich auch immer ganz gut getroffen. Anscheinend hab ich immer noch ein Händchen dafür.«
Erst jetzt fiel Brookes Blick auf das Preisschild. »Zweihundertfünfzig Dollar?! Julians Levi’s kosten vierzig! Solche sauteuren Edeljeans kann ich ihm unmöglich kaufen.«
Ihre Mutter schnappte sie ihr weg. »Oh doch, das kannst du. Und das wirst du auch. Du nimmst diese hier und noch zwei Paar dazu. Dann marschieren wir rüber zu den Hemden und kaufen ihm die weichsten, bestgeschnittenen weißen T-Shirts, die wir finden können. Sie werden wahrscheinlich an die siebzig Dollar pro Stück kosten, aber das ist okay. Ich schieß was dazu.«
Brooke sah ihre Mutter verblüfft an, doch Mrs. Greene nickte nur. »Glaub mir, es ist wichtig. Du musst ihm zeigen, dass du für ihn da bist und ihn unterstützt.«
Endlich bequemte sich ein gelangweilter Verkäufer zu ihnen herüber. Brookes Mutter verscheuchte ihn.
»Soll das heißen, ich unterstütze ihn nicht genug? Wieso rackere ich mich seit vier Jahren mit zwei Jobs ab, wenn ich nicht hundertprozentig hinter ihm stehe? Was haben denn die Jeans damit zu tun?« Brookes Stimme wurde immer schriller, aber sie konnte nichts dagegen machen.
»Komm her.« Ihre Mutter breitete die Arme aus. »Komm her und lass dich drücken.«
Ob es an ihrer mitfühlenden Miene lag oder nur an der ungewohnten zärtlichen Geste – kaum, dass ihre Mutter die Arme um sie schlang, brach Brooke in Tränen aus. Warum, wusste sie selbst nicht genau. Abgesehen von Julians Ankündigung, dass er noch eine Woche länger wegbleiben würde, gab es eigentlich keinen Grund dafür, im Gegenteil – genau genommen hätte sie sich freuen müssen. Trotzdem konnte sie nicht aufhören zu weinen. Ihre Mutter nahm sie noch fester in den Arm und strich ihr tröstend übers Haar, wie früher, als Brooke noch klein war.
»Es sind ein bisschen viele Veränderungen in der letzten Zeit, hm?«, sagte sie.
»Aber doch nur zum Guten.«
»Deswegen müssen sie einem nicht weniger Angst machen. Brooke, Schätzchen, ich weiß, ich muss dir das nicht erklären, aber Julian ist drauf und dran, ein berühmter Musiker zu werden. Wenn sein Album erst draußen ist, werdet ihr euer Leben nicht mehr wiedererkennen. Was ihr jetzt erlebt, ist bloß der Anfang.«
»Aber darauf haben wir doch die ganzen Jahre hingearbeitet.«
»Natürlich, Schatz.« Mrs. Greene tätschelte Brookes Arm und legte ihr die Hand an die Wange. »Trotzdem kann einem das alles über den Kopf wachsen. Er ist jetzt schon oft weg von zu Hause, ihr lebt praktisch nebeneinander her, wildfremde Leute wollen plötzlich über euch bestimmen und mischen sich in eure Angelegenheiten. Und das alles wird von nun an wahrscheinlich nur noch extremer, im Guten wie im Bösen, also stell dich lieber gleich drauf ein.«
Brooke lächelte und hielt die Jeans hoch. »Und ich stell mich drauf ein, indem ich ihm Jeans kaufe, die teurer sind als meine eigenen?« Ihre Mutter hatte sich immer schon mehr für Klamotten interessiert als sie, aber auch sie gab normalerweise keine Unsummen dafür aus.
»Ja, genau. Du hast’s erfasst. In den nächsten Monaten nimmst du an seinem Leben nur am Rand teil, weil er auf Tour ist und du arbeiten musst. Wahrscheinlich kann er nur in Maßen über seine Termine bestimmen, genau wie du. Aber ich kenne dich, Rook, und Julian kenne ich auch. Ihr steht diese Phase durch, und wenn alles wieder in geregelteren Bahnen verläuft, geht es euch besser als vorher. Bitte entschuldige, dass ich mich in eure Ehe einmische – ich bin auf dem Gebiet ja nicht gerade eine Expertin, wie wir wissen –, aber bis diese verrückte Zeit vorbei ist, kannst du es für euch leichter machen, indem du ihm so viel abnimmst wie nur irgend möglich. Hilf ihm, Marketingideen zu entwickeln, sei für ihn da, wenn er dich mitten in der Nacht anruft, ganz egal, wie müde du bist – wenn er weiß, dass du dich über seine Anrufe freust, meldet er sich öfter von unterwegs. Kauf ihm schicke Klamotten, wenn er welche braucht, aber mit solchen Entscheidungen überfordert ist. Pfeif auf die Kosten! Wenn sich
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