Champagner und Stilettos
die Platte auch nur halb so gut verkauft, wie alle erwarten, ist unser kleiner Einkaufsbummel hier gar nicht mehr der Rede wert.«
»Du hättest ihn hören sollen, was für Einnahmen er sich von dieser Tournee verspricht. Ich hab’s ja nicht so mit den Zahlen, aber ich glaube, es bewegt sich im sechsstelligen Bereich.«
Ihre Mutter lächelte. »Das habt ihr beide auch verdient, weißt du? Nachdem ihr so lange so hart dafür geschuftet habt. Ihr werdet euch in einen irren Konsumrausch stürzen, euch allen möglichen nie gekannten Luxus leisten, und es wird euch riesigen Spaß machen. Ich für meinen Teil biete mich hiermit offiziell als Begleitperson bei sämtlichen Shopping-Ausflügen an! Da kommt sicher noch einiges auf dich zu, aber du schaffst das, Schätzchen, das weiß ich.«
Als sie anderthalb Stunden später das Kaufhaus verließen, hätten sie gut noch ein paar Hände mehr brauchen können, um die vielen Tüten mit den neuen Sachen nach Hause zu schleppen. Sie hatten vier Paar Jeans in Blau und eine in Schwarz ausgesucht, dazu eine Cordhose, die nach Mrs. Greenes Überzeugung jeansartig genug geschnitten war, um vor Julians Augen bestehen zu können. Sie hatten stapelweise weiße Designer-T-Shirts befühlt, die Weichheit von Jersey mit der von ägyptischer Baumwolle verglichen, überlegt, ob dieses vielleicht zu transparent war und jenes zu eckige Schultern hatte, und dann ein Dutzend Shirts in verschiedenen Schnitten und Stoffqualitäten ausgesucht. Im Erdgeschoss hatten sie sich getrennt. Ihre Mutter ging Julian ein paar Kosmetikprodukte kaufen; sie meinte, sie hätte noch nie einen Mann getroffen, der die Rasiercreme und das Aftershave von Kiehl’s nicht zum Niederknien fand. Brooke wollte ihrer Mutter nicht den Spaß verderben, auch wenn sie so ihre Zweifel hatte, ob er jemals etwas anderes als seinen altbewährten Billigrasierschaum benutzen würde. Sie selbst begab sich in die Accessoires-Abteilung, wo sie mit Bedacht fünf Strickmützen in gedeckten Farben auswählte, die sie vor dem Kauf an ihrer Wange rieb, um zu überprüfen, dass sie auch nicht kratzten.
Ihre Ausgaben beliefen sich insgesamt auf astronomische 2260 Dollar, die höchste Summe, mit der sie ihre Kreditkarte je belastet hatte – Möbelkäufe eingeschlossen. Ihr stockte der Atem bei dem Gedanken an die Ende des Monats fällige Abrechnung, aber sie zwang sich, an das einzig Wichtige zu denken: Ihr Mann stand vor dem alles entscheidenden Karrieresprung, und sie war es ihm – und auch sich selbst – schuldig, ihn hundertprozentig zu unterstützen. Außerdem war sie froh, dass sie seinem Stil treu geblieben war, seinen zeitlosen Look aus Jeans, T-Shirt und Strickmütze respektiert und nicht versucht hatte, ihm ein neues Erscheinungsbild aufzuzwingen. Sie hatte sich schon sehr, sehr lange nicht mehr so leicht und beschwingt gefühlt wie an diesem Nachmittag. Dass die Sachen, die sie ausgesucht und eingekauft hatte, nicht für sie selbst bestimmt waren, tat ihrer Begeisterung keinen Abbruch.
Als Julian sie am nächsten Sonntag auf dem Weg vom Flughafen aus dem Taxi anrief, um ihr zu sagen, dass er bald bei ihr wäre, kannte ihre Aufregung keine Grenzen. Erst breitete sie die neuen Anschaffungen im ganzen Wohnzimmer aus, drapierte die Jeans über das Sofa, die T-Shirts über die Sessellehnen und hängte die Mützen wie Christbaumschmuck an die Lampen und Bücherborde, um es sich in allerletzter Sekunde doch noch anders zu überlegen und hastig alles wieder einzusammeln. Eilig faltete sie die Sachen zusammen, verstaute sie in den Tüten, in denen sie gekommen waren, und versteckte sie im hintersten Winkel des Kleiderschranks. Sicher würde es viel mehr Spaß machen, ihn nach und nach damit zu überraschen. Als die Wohnungstür aufging und Walter losbellte, kam sie aus dem Schlafzimmer gerannt und warf sich in Julians Arme.
»Baby«, murmelte er, vergrub das Gesicht an ihrem Hals und atmete tief ein. »Mein Gott, wie hab ich dich vermisst.«
Er wirkte dünner, noch hagerer als sonst. Julian war gut zehn Kilo schwerer als Brooke, aber wie das eigentlich möglich sein sollte, war ihr ein Rätsel. Sie waren genau gleich groß, und sie hatte immer das Gefühl, ihn zu erdrücken. Sie musterte ihn von oben bis unten, beugte sich zu ihm und presste ihre Lippen auf die seinen. »Du hast mir auch gefehlt. Wie war der Flug? Und die Fahrt? Hast du Hunger? Ich kann dir Pasta aufwärmen.«
Walter bellte so laut, dass man kaum sein eigenes Wort
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