Champagner und Stilettos
sagte Nola.
Brooke spähte noch mal hinaus, und diesmal sah sie die junge Frau mit der Kappe, die an einem Weinglas nippte und über eine Bemerkung ihres Tischnachbarn lachte. »Ja, das könnte sie sein.«
»Aber natürlich ist sie es! Und sie sieht verdammt gut aus. Ich verstehe nicht, wieso ich sie nicht hasse.« Nola legte den Kopf auf die Seite.
»Warum sollte man sie hassen?«, fragte Brooke. »Sie wirkt doch eigentlich vergleichsweise normal.«
»Ein Grund mehr. Nicht nur, dass sie wahnsinnig attraktiv ist – sogar mit kahl rasiertem Kopf –, sie hat außerdem in Harvard studiert, spricht ein Dutzend Sprachen, reist durch die Welt, um für Mikrokredite zu werben, und ist so umweltbewusst, dass sie nicht mal Lederschuhe trägt. Und obendrein schwören alle, die je mit ihr gearbeitet haben oder auch nur neben ihr im Flugzeug saßen, dass sie die coolste, vernünftigste Person ist, die sie kennen. Also wirklich, wie soll man so jemanden nicht hassen?«
Nachdem sie sich schließlich vom Fenster losgerissen hatte, streckten sich die Freundinnen auf Nolas Zweisitzersofas aus und sahen sich an.
Brooke kippte einen Schluck Cola. Plötzlich musste sie an den Fotografen vor ihrem Haus denken. »Ist doch schön für sie, oder?«
Nola schüttelte verständnislos den Kopf. »Mein Gott, du bist vielleicht eine Marke!«
»Was hab ich denn gesagt? Ich versteh dich nicht. Soll ich mir ihretwegen einen Kopf machen? Neidisch auf sie sein? Sie ist doch nicht mal real.«
»Natürlich ist sie real! Sie sitzt auf der anderen Straßenseite im Café und sieht umwerfend aus.«
Brooke vergrub das Gesicht in ihrer Armbeuge und stöhnte. »Ich find’s nicht gut, dass wir sie so begaffen. Lass sie doch in Ruhe.«
»Du bist in der Hinsicht wohl etwas empfindlich geworden, was?«, fragte Nola einlenkend.
»Ja, ich glaub schon. Einerseits hab ich jahrelang alles über Natalie Portman in der Klatschpresse gelesen und jeden ihrer Filme gesehen. Ich kann dir sämtliche Kleider beschreiben, die sie je zu einer Oscarverleihung getragen hat, und möchte sie am liebsten den ganzen Abend lang von deinem Fenster aus anstarren. Aber andererseits …«
Nola schaltete den Fernseher an und zappte durch die Kanäle, bis sie den Independent-Rock-Sender fand. Sie stützte sich auf den Ellenbogen. »Alles klar. Was gibt’s sonst noch Neues? Und warum hast du bloß so eine Scheißlaune?«
Brooke seufzte. »Ich musste mal wieder um einen freien Tag betteln wegen dem nächsten Wochenende in Miami, und Margaret war, na ja, alles andere als begeistert.«
»Sie kann doch nicht erwarten, dass ihre Mitarbeiter kein Privatleben haben.«
Brooke schnaubte. »Aber dass wir uns wenigstens ab und zu mal in der Klinik blicken lassen, darf sie eigentlich schon erwarten.«
»Sei nicht so streng mit dir. Nichts für ungut, aber können wir nicht zur Abwechslung mal über was Erfreulicheres reden?«
»Was denn? Die Party am Wochenende?«
»Bin ich eingeladen?«, lächelte Nola. »Du kannst mich ja mitnehmen, zum Händchenhalten.«
»Spinnst du? Ich hätte dich gerne dabei, aber daraus wird wohl nichts.«
»Was, soll ich vielleicht in New York mit irgendeinem Blindgänger was trinken gehen, wenn ich stattdessen in Miami mit der Frau eines frischgebackenen Rockstars Kaviar löffeln könnte?«
»Na gut. Julian wird sicher froh sein, wenn er sich nicht den ganzen Abend um mich kümmern muss.« Brookes Handy vibrierte auf dem Tisch. »Wenn man vom Teufel spricht …«
»Hey!«, meldete sie sich. »Nola und ich reden gerade von der Party am Wochenende.«
»Brooke? Stell dir vor! Leo hat vorhin mit dem Vizepräsidenten von Sony gesprochen, und wie’s scheint, übertreffen die ersten Verkaufszahlen alle Erwartungen.«
Brooke hörte Musik und diffuse Geräusche im Hintergrund, aber sie konnte sich nicht erinnern, wo Julian sich gerade aufhielt. Vielleicht in Atlanta? Oder spielten sie heute Abend in Charleston? Ja, genau – Atlanta war gestern gewesen. Sie erinnerte sich, dass Julian sie um ein Uhr morgens von dort aus angerufen hatte, recht beschwipst und beschwingt. Er hatte im Ritz übernachtet.
»Einstweilen will sich niemand festlegen, weil die Radio-Charts für die Woche noch nicht ausgewertet sind. Aber die Quote für die Plattenverkäufe steht schon, und sie lässt nichts zu wünschen übrig.«
Brooke hatte vorige Nacht zwei Stunden damit zugebracht, sich alles über Popgruppen anzulesen, die in den letzten zwei Wochen neue Platten
Weitere Kostenlose Bücher