Champagner und Stilettos
herausgebracht hatten, aber sie verstand immer noch nicht, wie die Hit-Quoten letztlich ermittelt wurden. Sollte sie ihn fragen? Oder würde er sich bloß über ihre Unwissenheit ärgern?
»Also, wie’s aussieht, rutschen wir von Platz vier mindestens auf Platz drei rauf. Vielleicht sogar noch höher!«
»Ich bin ja so stolz auf dich! Und, hast du Spaß in Charleston?«, fragte sie munter.
Schweigen. Sie erschrak. Waren sie etwa nicht in Charleston? Aber dann sagte er: »Ob du’s glaubst oder nicht, wir arbeiten . Wir schuften wie die Blöden. Proben, auftreten, abbauen, aufbauen, jede Nacht in einem anderen Hotel. Wir reißen uns hier den Arsch auf.«
Brooke wusste nicht recht, was sie sagen sollte. »Ich hab ja gar nicht gemeint, dass ihr immer nur Party macht.« Sie verkniff sich jede Bemerkung dazu, dass er schließlich bei seinem Anruf letzte Nacht nicht ganz nüchtern gewesen war.
Nola fing ihren Blick auf und bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie sich nach nebenan verziehen wollte, aber Brooke verdrehte nur stumm die Augen: Sei nicht albern.
»Was hast du denn? Bist du immer noch sauer, weil ich vom Geburtstag deines Vaters wegmusste? Wie oft hab ich mich schon dafür entschuldigt? Ich kann’s nicht glauben, dass du mir das immer noch nachträgst.«
»Tu ich doch gar nicht. Obwohl du praktisch ohne Vorwarnung verschwunden bist. Aber das ist nun auch schon wieder fast zwei Wochen her.« Sie senkte die Stimme. »Ich hatte gehofft, du würdest nach dem Fotoshooting noch mal heimkommen, bevor du auf Tour gehst.«
»Jetzt mach mir bitte keine Szene.«
Es traf sie wie ein Schlag. »Eine Szene ? Ist es wirklich so schlimm, wenn ich dich frage, ob du Spaß hast? Oder wann wir uns wiedersehen? Oh ja, das ist echt gemein von mir.«
»Brooke, ich hab jetzt keine Zeit für dein Generve.«
Die Art, wie er ihren Namen aussprach, jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
»Aha, ich nerve? Findest du?« Sie sagte ihm fast nie, was wirklich in ihr vorging – er war immer zu gestresst, zu sehr eingespannt, zu abgelenkt oder zu weit weg –, also versuchte sie, sich nicht zu beklagen, gelassen und verständnisvoll zu sein, wie ihre Mutter ihr geraten hatte; aber leicht war es nicht.
»Na ja, wieso regst du dich so auf? Tut mir leid, dass ich diese Woche nicht kommen kann. Wie oft soll ich mich denn noch entschuldigen? Ich mache das doch alles für uns. Vielleicht könntest du ab und zu mal daran denken.«
Brooke fühlte eine unbestimmte Angst in sich aufsteigen. »Ich glaube, du verstehst mich nicht«, sagte sie leise.
Er seufzte. »Ich werde versuchen, vor dem Wochenende in Miami noch eine Nacht heimzukommen, okay? Ist dann alles wieder gut? Man hat halt viel um die Ohren, wenn man gerade ein Album rausgebracht hat.«
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle bleiben, wo der Pfeffer wächst. Sie holte tief Luft und zählte bis drei. »Ja, das wäre schön, wenn du das schaffst. Ich würde dich so gern sehen.«
»Ich werd’s versuchen, Rook. Hör mal, ich muss los, aber denk dran, ich liebe dich und vermisse dich. Ich ruf morgen wieder an, okay?« Ehe sie noch ein Wort sagen konnte, legte er auf.
»Er hat einfach aufgelegt!«, schrie sie und schmiss das Handy in die Sofaecke, wo es von einem Kissen abprallte und auf den Boden fiel.
»Alles in Ordnung?« Nola stand in der Wohnzimmertür, ein paar Speisekarten von einem Take-away und eine Flasche Wein in der Hand. Plötzlich erklangen die ersten Akkorde von »For the Lost«. Nola und Brooke drehten sich zum Fernseher um.
He was a brother’s dream, he was a fist of sand
He slipped away with the second hand …
»Kannst du das bitte ausschalten?« Brooke schlug die Hände vor die Augen. Aber sie weinte nicht. »Was soll ich bloß machen?«, stöhnte sie.
Nola wechselte schnell den Sender. »Zuerst musst du mal entscheiden, ob du Zitronengras-Huhn oder Riesengarnelen-Curry vom Vietnamesen willst, und dann erzählst du mir, was mit euch los ist.« Ihr Blick fiel auf die Flasche in ihrer Hand. »Nein, zuallererst trinken wir mal ein Glas.«
Sie ritzte die Folie am Flaschenhals auf und setzte den Korkenzieher an. »Sag mal, bist du eigentlich immer noch sauer wegen dem blöden Layla-Foto?«
Brooke schnaubte und nahm das Glas, das Nola ihr reichte. In feinerer Gesellschaft hätte es als übervoll gegolten, hier und jetzt aber war es genau richtig. »Meinst du das Foto, wo mein Mann den Arm um ihre Wespentaille geschlungen hat und so ekstatisch
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