Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
den Fingerspitzen dichter ans Ohr, lauschte und nickte. Dann wandte er sich wieder Brooke zu, schien aber mehr oder weniger durch sie hindurchzusehen. »Das machen sie normalerweise auch so, aber bei dem Wind heute sind die Mikros zu nichts zu gebrauchen.«
    »Verstehe«, sagte Brooke.
    »Sie können hier Platz nehmen.« Er zeigte auf einen Klappstuhl zwischen zwei wuchtigen Kameras. »Die anderen werden jede Sekunde da sein und sind dann« – er warf einen prüfenden Blick auf die Stoppuhr, die an einem Schlüsselband um seinen Hals hing – »in knapp zwei Minuten auf Sendung. Ihr Handy haben Sie ausgeschaltet, ja?«
    »Ja, ich hab’s oben gelassen. O Mann, ist das irre!«, sagte Brooke. Sie war noch nie bei einer Fernsehaufnahme dabei gewesen, geschweige denn bei einer so berühmten Sendung. Es war fast schon überwältigend, einfach bloß dazusitzen und die ganzen Kameramänner und Tontechniker und Producer mit ihren Headsets herumflitzen zu sehen. Eben tauschte ein Mann die kolossalen Sofakissen gegen kleinere, härtere aus, als auf einmal frische Luft hereindrang und wildes Getümmel losbrach. Ungefähr ein Dutzend Menschen kam ins Studio, unter ihnen Julian, flankiert von den Today- Moderatoren Matt Lauer und Meredith Vieira. Er wirkte leicht benommen und hatte Schweißperlen auf der Oberlippe, lachte aber über irgendwas und schüttelte den Kopf.
    »Eine Minute und dreißig Sekunden!«, erschallte eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher.
    Die Gruppe ging direkt vor ihr vorbei, und einen Moment lang starrte Brooke wie gebannt auf die vertrauten Gesichter der Moderatoren. Doch dann sah Julian zu ihr hin und lächelte nervös. Sein Mund bewegte sich, aber Brooke verstand nicht, was er ihr sagen wollte. Sie setzte sich auf den Stuhl, den der Assistent ihr angewiesen hatte. Im nächsten Moment stürzten sich zwei weitere Leute auf Julian; der eine zeigte ihm, wie er das Mikrofon hinten unter seinem Hemd hindurchfädeln und am Kragen festknipsen sollte, die andere bearbeitete sein glänzendes Gesicht mit Kompaktpuder. Matt Lauer flüsterte ihm etwas zu, worüber er lachen musste, und ging dann von der Bühne. Meredith setzte sich Julian gegenüber, und obwohl Brooke nicht mitbekam, worüber sie sich unterhielten, hatte sie den Eindruck, dass er sich in ihrer Gegenwart ganz wohl fühlte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie nervös er in diesem Moment wohl war, wie grauenerregend und unwirklich das Ganze auf ihn wirken musste. Allein bei dem Gedanken wurde ihr schon flau im Magen. Sie grub die Fingernägel in ihre Handflächen und betete, dass alles gut gehen würde.
    »Noch fünfundvierzig Sekunden!«
    Vom Gefühl her waren höchstens zehn Sekunden vergangen, doch auf einmal herrschte äußerste Ruhe am Set, und Brooke sah eine Werbung für Paracetamol auf den Monitoren vor sich. Nach weiteren ungefähr dreißig Sekunden erklangen die ersten Töne der Titelmelodie von Today , und die Stimme aus dem Lautsprecher begann mit dem Countdown. Auf der Stelle erstarrten alle im Raum zur Salzsäule, mit Ausnahme von Meredith, die ihre Notizen überflog und sich mit der Zunge über die Schneidezähne fuhr, um eventuelle Lippenstiftspuren zu beseitigen.
    »Drei. Zwei. Eins. Kamera läuft!« Exakt in dem Moment, als die Stimme »Kamera« sagte, gingen die riesigen Deckenscheinwerfer an und tauchten das gesamte Set in gleißendes, grelles Licht. Gleichzeitig setzte Meredith ein breites Lächeln auf, drehte sich zu der Kamera mit dem grünen Blinklicht und begann vom Teleprompter abzulesen.
    »Herzlich willkommen zurück im Studio! Für alle, die sich jetzt erst zugeschaltet haben, wir dürfen Ihnen heute einen der heißesten Newcomer der aktuellen Musikszene präsentieren, den Sänger und Songschreiber Julian Alter. Er war bereits mit Maroon 5 auf Tournee, und sein erstes Album erreichte auf Anhieb Platz vier in den Charts.« Sie wandte sich Julian zu und lächelte noch strahlender. »Und gerade durften wir ihn mit seinem Song ›For the Lost‹ live erleben. Das war einfach super, Julian! Danke, dass Sie heute zu uns gekommen sind.«
    Er grinste, doch Brooke sah den angespannten Zug um seinen Mund und den Zangengriff, mit dem seine Linke die Stuhllehne umklammerte. »Danke für die Einladung. Ich freue mich riesig.«
    »Der Song war wirklich wunderwunderschön«, sagte Meredith überschwänglich. Brooke registrierte fasziniert, dass das Make-up der Moderatorin hier im Studio aufgespachtelt und künstlich wirkte, auf dem

Weitere Kostenlose Bücher