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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Monitor jedoch makellos und schön erschien. »Erzählen Sie uns ein bisschen, wie Sie dazu gekommen sind, ihn zu schreiben?«
    Sofort hellte Julians Miene sich auf, und er beugte sich vor. Sichtlich entspannt beschrieb er die Inspiration, die ihn zu »For the Lost« geführt hatte.
    Die folgenden vier Minuten vergingen im Nu. Leicht und locker beantwortete Julian die Fragen, wie er entdeckt worden war, wie lange er für die Aufnahme des Albums gebraucht hatte und ob er nicht schier überwältigt sei von dem unglaublichen Feedback und der geballten Aufmerksamkeit. Das Medientraining hatte sich definitiv ausgezahlt: Seine Antworten waren witzig und selbstironisch, ohne so zu klingen, als wären sie samt und sonders von einem eigens dazu abgestellten Team verfertigt worden (was natürlich der Fall war). Er hielt souverän den Blickkontakt, wirkte entspannt, aber nicht plump und schenkte Meredith Vieira irgendwann ein so gewinnendes Lächeln, dass sie fast ins Kichern geriet und sagte: »Ich verstehe, wieso Sie bei Ihren jüngeren weiblichen Fans so wahnsinnig gut ankommen.« Erst als Meredith ein Promimagazin, das mit der Titelseite nach unten auf dem Tisch zwischen ihnen gelegen haben musste, zur Hand nahm und eine mit einem Lesezeichen markierte Seite aufschlug, verging Julian das Lächeln.
    Brooke erinnerte sich noch an den Abend, als Julian vom Medientraining nach Hause gekommen war und ihr erzählt hatte, was die wichtigste Lektion gewesen sei. »Du musst nicht auf die Frage antworten, die dir gestellt wird, und wenn dir die Frage nicht gefällt, übergeh sie einfach und beantworte nur die Fragen, die du beantworten willst. Die Antwort muss in keinerlei Bezug zu der eigentlich gestellten Frage stehen. Wichtig ist nur, dass du die Informationen rüberbringst, die du den anderen zukommen lassen willst. Gewinn die Kontrolle über das Interview zurück. Lass dich nicht einschüchtern. Niemand kann dich zwingen, auf unangenehme oder unbequeme Fragen zu antworten. Lächle einfach und wechsle das Thema. Es ist Aufgabe des Moderators, das Interview am Laufen zu halten, es muss glatt und reibungslos wirken, das heißt, sie werden nicht nachhaken, wenn du dich weigerst, eine Frage zu beantworten. Das hier ist Frühstücksfernsehen und kein Rededuell von Präsidentschaftskandidaten, solange du also lächelst und entspannt bleibst, hast du gewonnen. Kein Mensch wird versuchen, dich in die Enge zu treiben oder festzunageln, wenn du nur auf Fragen antwortest, die dir zusagen.«
    Der Abend schien Jahre her zu sein, und Brooke konnte nur beten, dass Julian jetzt genau diese Selbstsicherheit aufbrachte. Halt dich an das Skript , hämmerte sie ihm stumm ein, und lass sie nicht merken, dass du ins Schwitzen gerätst.
    Meredith hielt Julian das aufgeschlagene Magazin (es handelte sich um die US Weekly , wie Brooke nun sah) hin und deutete auf ein Foto in der oberen rechten Ecke. Daraus schloss Brooke zunächst einmal, dass es nicht um das berüchtigte Bild mit Layla ging. Julian lächelte wieder, blickte aber offenbar nicht durch.
    »Ah ja«, sagte er ungefragt. »Meine wunderschöne Frau.«
    O nein , dachte Brooke. Meredith zeigte auf ein Foto von Brooke und Julian, die eng umschlungen in die Kamera lächelten. Die Studiokameras gingen näher ran und ließen die Details erkennen: Brooke mit ihrem altbewährten schwarzen Pulloverkleid, Julian einigermaßen steif in Anzughosen und einem Buttondown-Hemd, beide mit einem Weinglas in der Hand … wo waren sie da bloß? Sie beugte sich vor, starrte angestrengt auf den zunächst stehenden Monitor, und dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. Auf der Feier zum fünfundsechzigsten Geburtstag ihres Vaters. Das Foto musste unmittelbar nach Brookes kleiner Rede geknipst worden sein, da sie und Julian vor einem ansonsten voll besetzten Tisch standen. Wer um alles in der Welt hatte das aufgenommen und, wichtiger noch, was interessierte das die US Weekly ?
    Dann schwenkte die Studiokamera eine Idee tiefer bis zu der Bildunterschrift: »Einen Braten in der Röhre und einen Drink in der Hand?« Sie hatte das Gefühl, einen Boxhieb in den Magen verpasst zu bekommen, als ihr klar wurde, dass die neueste Ausgabe der US Weekly vermutlich druckfrisch war und niemand aus Julians Team sie bisher zu Gesicht bekommen hatte.
    »Ja, wie ich gelesen habe, sind Sie und Ihre Frau Brooke nun schon wie lange verheiratet, fünf Jahre?«, fragte Meredith, den Blick auf Julian gerichtet. Er nickte bloß und fragte sich

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