Champagner und Stilettos
offensichtlich nervös, worauf sein Gegenüber hinauswollte.
Meredith beugte sich ganz nah zu Julian hin, lächelte von einem Ohr bis zum anderen und sagte: »Dann können Sie es uns hier also aus erster Hand bestätigen?«
Julian glotzte sie an und wirkte genauso verwirrt, wie Brooke sich fühlte. Was bestätigen? Brooke war klar, dass er das mit dem »Braten in der Röhre« nicht mitbekommen hatte und höchstwahrscheinlich dachte, er würde zum aktuellen Stand seiner Ehe befragt.
»Tschuldigung?« Nicht gerade wortgewandt, aber das konnte Brooke ihm kaum verdenken. Was genau wollte diese Frau wissen?
»Na ja, wir haben uns eben alle gefragt, ob es wohl ein Babybäuchlein ist, das Ihre Frau da sehen lässt.« Merediths breites Lächeln deutete an, dass sie ein Ja als reine Formalität betrachtete und im Grunde kein Zweifel mehr bestand.
Brooke schnappte nach Luft. Das hatte sie definitiv nicht erwartet. Armer Julian! Das Wort »Babybäuchlein« würde er ungefähr so selbstverständlich in den Mund nehmen, wie er imstande wäre, die Frage auf Russisch zu beantworten. Und was sollte das Ganze überhaupt? Brooke mochte momentan vielleicht nicht in der absoluten Bestform ihres Lebens sein, aber ihrer Meinung nach sah sie keinesfalls schwanger aus. Es war bloß wieder mal eine Aufnahme aus einem ungünstigen Winkel, von unten und mit freiem Ausblick auf den komisch gerafften Stoff um den Taillengürtel. Na und?
Julian wand sich. Seine peinliche Verlegenheit schien lediglich zu bestätigen, was die Moderatorin ohnehin schon als gegeben ansah.
»Ach, nun zieren Sie sich nicht, Sie dürfen es uns gern verraten. Das wäre ja wahrhaftig ein grandioses Jahr für Sie – ein Debütalbum und ein Baby! Das wollen die Fans doch sicher ganz genau wissen …«
Brooke merkte erst nach einem Weilchen, dass sie den Atem anhielt. Das durfte ja wohl nicht wahr sein?! Für wen zum Teufel hielt Meredith sie beide? Für Brangelina? Kümmerte es irgendwen, ob sie ein Kind bekamen? Ging das irgendwen was an? Sah sie auf dem Foto wirklich so fett aus, dass es sich nur mit einer Schwangerschaft erklären ließ? Und – das schlug dem Fass den Boden aus –, wenn die ganze verdammte Welt davon ausging, dass sie schwanger war, dann stellte das Foto sie als eine Schwangere mit einem Alkoholproblem hin. Es war schier nicht zu fassen.
Julian machte den Mund auf, erinnerte sich dann offenbar an die Anweisung, immer zu lächeln und zu antworten, was er wollte, und sagte: »Ich liebe meine Frau sehr. Ohne ihre unglaubliche Unterstützung wäre nichts von alldem hier je Wirklichkeit geworden.«
Nichts wovon? , hätte Brooke am liebsten geschrien. Das katastrophale Timing einer Schwangerschaft, die gar nicht bestand? Die Tatsache, dass seine Frau sich munter durch besagte Nicht-Schwangerschaft trank?
Ein paar Sekunden, die ihr wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, herrschte betretenes Schweigen. Dann bedankte sich Meredith bei Julian, richtete den Blick direkt in die Kamera, empfahl allen Zuschauern dringend, sein neues Album zu kaufen, und schaltete um zur Werbepause. Brooke bekam vage mit, dass das grelle Scheinwerferlicht gedämpft wurde und Meredith, nachdem sie ihr Mikro abgeklemmt hatte, aufstand und dem völlig verstört wirkenden Julian die Hand hinstreckte. Sie sagte etwas, das Brooke nicht verstand, und verließ eilends das Set. Wieder flitzten ein Dutzend Menschen durch das Studio, überprüften Kabel, schoben Kameras von da nach dort und tauschten Klemmbretter aus. Julian blieb sitzen und sah aus, als hätte er soeben eins mit der Gartenschaufel über den Schädel bekommen.
Brooke stand auf und wollte zu ihm hin, da pflanzte sich Leo vor ihr auf.
»Hat sich gut geschlagen, unser Kleiner, was? Bisschen komisch bei der letzten Frage, aber kein Beinbruch.«
»Mmm.« Brooke brannte darauf, sich zu Julian durchzudrängeln, sah aber aus den Augenwinkeln, dass Samara, die PR -Frau, und zwei persönliche Assistentinnen Julian wieder nach draußen begleiteten, um ihn für seinen nächsten Auftritt vorzubereiten. Er sollte noch zwei Songs singen, einen um Viertel vor neun und einen um halb zehn, erst dann war dieser höllische Morgen vorbei.
»Willst du mit rauskommen, oder guckst du’s dir lieber vom Greenroom aus an? Vielleicht möchtest du’s dir ein bisschen bequem machen, die Beine hochlegen oder so?« Leos anzüglicher Blick wirkte hier und jetzt noch widerwärtiger als normalerweise schon.
»Glaubst du allen Ernstes, dass ich
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