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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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schwanger bin?«, fragte sie fassungslos.
    Leo breitete die Hände aus. »Ich frag nicht nach. Das ist eure Angelegenheit, hm? Klar, es wäre nicht gerade das ideale Timing, was Julians Karriere angeht, aber hey, Kinder kommen nun mal, wann sie wollen …«
    »Leo, ich wäre dir wirklich dankbar …«
    Leos Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und hielt es so ehrfürchtig in Händen, als handle es sich um die Bibel. »Da muss ich rangehen«, sagte er und verzog sich nach draußen.
    Brooke stand da wie angewachsen. In ihrem Kopf summte ein ganzer Bienenschwarm. Julian hatte soeben live auf einem der großen Fernsehsender eine nicht existente Schwangerschaft so gut wie bestätigt. Mit einem Mal stand der junge Assistent, der sie am Morgen in Empfang genommen hatte, neben ihr.
    »Hi! Darf ich Sie zurück zum Greenroom bringen? Hier wird jetzt für den nächsten Beitrag umgebaut, da geht es dann immer ziemlich hektisch zu«, sagte er mit einem Blick auf sein Klemmbrett.
    »Ja, klar, das wäre sehr nett. Danke«, sagte Brooke aufrichtig.
    Schweigend folgte sie ihm die Treppe wieder hinauf und durch den langen Flur. Er hielt ihr die Tür zum Greenroom auf und sagte zum Abschied »Glückwunsch«, aber vielleicht hatte sie sich das auch nur eingebildet. Auf ihrem Platz saß jetzt ein Mann, der reinweißen Montur nach ein Küchenchef. Sie setzte sich auf den einzigen noch freien Stuhl.
    Das Wunderkind mit der Geige sah hoch. »Wissen Sie schon, was es wird?«, fragte es mit hoher Quäkstimme, die klang, als hätte es gerade Helium aus einem Ballon eingeatmet.
    »Verzeihung?« Brooke blickte das Mädchen an. Hatte sie richtig gehört?
    »Ich habe gefragt«, quiekte das Mädchen, »ob Sie schon wissen, was es wird. Ein Junge oder ein Mädchen?«
    Brooke fiel der Unterkiefer herunter.
    Die Mutter beugte sich zu dem Mädchen hin und flüsterte ihr etwas ins Ohr, vermutlich dass ihre Frage taktlos oder unpassend sei, doch das Töchterlein funkelte sie nur an. »Ich hab doch bloß gefragt, was es wird!«, kreischte sie.
    Brooke beschloss, versuchsweise die Sache ganz locker zu nehmen und sich wenigstens hier einen kleinen Spaß zu erlauben – ihre Familie und ihre Freunde würden das alles weiß Gott weniger witzig finden. Sie vergewisserte sich, dass keiner der anderen Anwesenden zuhörte, und beugte sich vor. »Es wird ein Mädchen«, wisperte sie und fühlte sich nur ein klitzekleines bisschen schuldbewusst dabei, ein Kind auf den Arm zu nehmen. »Und ich hoffe sehr, dass es haargenau so reizend wird wie du.«
    Die Flut der Anrufe aus dem Freundes- und Familienkreis setzte auf der Heimfahrt ein und hielt tagelang an. Brookes Mutter verkündete, es sei zwar ein Unding, so etwas übers Fernsehen zu erfahren, dennoch sei sie außer sich vor Freude, dass ihre einzige Tochter nun endlich selbst Mutter werde. Ihr Vater jubilierte, weil das Foto von seiner Geburtstagsfeier landesweit im Fernsehen zu sehen gewesen war, und fragte sich, wieso er und Cynthia nicht schon früher darauf gekommen seien. Julians Mutter reagierte erwartungsgemäß mit »Nun ja! Wir fühlen uns wahrhaftig noch nicht alt genug, um Großeltern zu sein!« Randy bot liebenswürdig an, Brookes künftigen Sprössling in das kleine Familienfootballteam der Greenes aufzunehmen, das er im Geist bereits aufgestellt hatte, und Michelle bot sich als Freiwillige zur Ausgestaltung des Kinderzimmers an. Nola spuckte Gift und Galle, weil Brooke es ihr nicht als Erster gesagt hatte, stellte aber großzügige Vergebung in Aussicht, sofern die Kleine nach ihr benannt würde. Und jeder Einzelne gab seinen – mehr oder weniger gepfefferten – Kommentar zum Thema Wein ab.
    Dass sie ihrer gesamten Familie, Julians gesamter Familie, sämtlichen Kollegen und allen ihren Freunden versichern musste, erstens, sie sei nicht schwanger, und zweitens, sie würde niemals während ihrer rein hypothetischen Schwangerschaft Alkohol trinken, war für Brooke mehr als nur eine Kränkung. Es war ein Affront. Und die Skepsis blieb weiterhin spürbar. Das Einzige, was zumindest kurzzeitig wirkte, war die nächste Ausgabe der US Weekly mit einem Paparazzifoto von Brooke nach dem Wocheneinkauf im Supermarkt bei ihr um die Ecke. Ihr Bauch sah deutlich flacher aus, kein Zweifel, aber das war nicht das Entscheidende. Auf dem Foto trug sie einen Korb mit Bananen, einem Viererpack Joghurt, einer Literflasche Quellwasser, einer Flasche Glasreiniger und, nicht zu übersehen, einer Schachtel Tampons.

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