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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Abenteuer mit Schwanzwedeln und wilden Sprüngen willkommen hieß. In ihren Morgenmantel gewickelt tastete Brooke sich ins Wohnzimmer, wo Julian nur in Boxershorts im Dunkeln saß, einen Kopfhörer auf dem Kopf, und auf seinem Keyboard spielte. Er schien weniger irgendwas zu üben, als sich auszublenden – den Blick starr auf die Wand gegenüber der Couch geheftet, ließ er abwesend die Hände über die Tasten wandern. Er bemerkte Brooke erst, als sie sich neben ihn setzte.
    »Hey«, sagte er und legte sich den Kopfhörer wie einen Ringschal um den Hals. »Hab ich dich geweckt?«
    Brooke nickte. »Aber das ist doch auf stumm geschaltet«, sagte sie und deutete auf das Keyboard mit dem eingestöpselten Kopfhörer. »Was hab ich denn dann gehört?«
    »Das hier.« Julian hielt eine Handvoll CD s hoch. »Die hab ich aus Versehen umgeschmissen. Entschuldige.«
    »Ist schon gut.« Brooke schmiegte sich an ihn. »Alles okay mit dir? Ist irgendwas?«
    Julian schlang die Arme um sie, wirkte aber weiter völlig abwesend. Seine Augenbrauen kräuselten sich. »Ich bin wohl einfach total nervös. Ich hab zwar mittlerweile schon eine Menge Interviews gegeben, aber noch nie was in der Größenordnung von der Today -Show.«
    Brooke fasste nach seiner Hand, drückte sie und sagte: »Du machst das bestimmt super. Im Ernst, du bist ein absolutes Naturtalent in Sachen Medien.« Das entsprach vielleicht nicht so ganz der Wahrheit – bei den paar Fernsehinterviews, die sie bisher gesehen hatte, war Julian ein bisschen unbeholfen rübergekommen –, aber wann, wenn nicht jetzt, war eine Notlüge dringend angebracht?
    »Kein Wunder, dass du das sagst. Du bist schließlich meine Frau.«
    »Da hast du vollkommen recht, als deine Frau muss ich das wohl sagen. Aber zufällig meine ich es auch so. Du wirst sie alle vom Hocker reißen.«
    »Das ist live und im ganzen Land zu sehen. Millionen Zuschauer, jeden Morgen. Der Horror.«
    Brooke vergrub ihr Gesicht an seiner Brust, damit sie ihm nicht in die Augen schauen musste. »Du gehst einfach da raus und machst dein Ding. Die bauen die Bühne draußen auf, und mit den ganzen kreischenden Touristen ist das ungefähr so, wie wenn du auf Tournee bist. Bloß mit längst nicht so viel Leuten vor dir.«
    »Vielen.«
    »Was?«
    »Vielen. Es heißt ›mit längst nicht so vielen Leuten‹, nicht ›viel‹.« Julian lächelte matt.
    Brooke knuffte ihn. »Das ist also der Dank, wenn ich versuche, dich aufzumuntern, hä? Eine Grammatikstunde? Jetzt komm, lass uns wieder ins Bett gehen.«
    »Wozu? Müssen wir nicht sowieso gleich los?«
    Brooke sah auf die Zeitanzeige am DVD -Player. Drei Uhr fünfunddreißig. »Wir können noch, äh, sagen wir, fünfzig Minuten schlafen, bevor wir uns fertigmachen müssen. Der Wagen kommt um Viertel nach fünf.«
    »Herrgott noch mal. Das ist doch unmenschlich.«
    »Streich das. Wir haben nur noch fünfundvierzig Minuten. Bild dir ja nicht ein, dass du nicht mehr mit deinem Hund Gassi gehen musst, bloß weil du jetzt berühmt bist.«
    Julian stöhnte. Walter kläffte.
    »Komm, es tut dir bestimmt gut, wenn du dich hinlegst, auch wenn du nicht mehr schlafen kannst.« Brooke stand auf und zog ihn am Arm.
    Julian erhob sich ebenfalls und küsste sie auf die Wange. »Geh schon vor, ich bin gleich da.«
    »Julian …«
    Diesmal ließ er sie ein richtiges Lächeln sehen. »Spiel nicht die Tyrannin, Weib. Muss ich um Erlaubnis bitten, um kurz mal aufs Klo zu gehen? Ich bin gleich da.«
    »›Tyrannin‹?«, wiederholte Brooke mit gespielter Empörung. »Komm, Walter, wir gehen hübsch zurück ins Bett und lassen Daddy in Frieden auf dem Klo sitzen und Apps auf sein iPhone runterladen.« Sie küsste Julian flüchtig auf den Mund und lockte Walter mit einem Luftkuss hinter sich her.
    Das Nächste, was in ihr Bewusstsein drang, war der Radiowecker, aus dem »All the Single Ladies« plärrte. Brooke schoss im Bett hoch wie von der Tarantel gestochen, in der festen Überzeugung, das ganze Abenteuer verschlafen zu haben. Zu ihrer Erleichterung zeigte der Wecker vier Uhr fünfzehn an. Sie beugte sich zur Seite, um Julian wachzurütteln, fand aber nichts außer einer zerwühlten Decke und einem Spaniel, der platt auf dem Rücken lag, alle vier Pfoten in die Luft gereckt und den Kopf auf Julians Kissen, wie ein menschliches Wesen. Walter schielte aus einem Auge zu ihr hin – sein Blick schien zu besagen, dass er sich an diesen Zustand durchaus gewöhnen könnte –, klappte es

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