Champagner und Stilettos

reden.«
    »Ach du Schande. Was schreiben sie über ihn? Machen sie sich über seine Frisur lustig? Oder über seine Familie? Oder kommt jetzt auf einmal eine promigeile Tussi aus seiner Vergangenheit angekrochen und behauptet, dass –«
    »Es geht nicht um Julian, Brooke. Es geht um Sie.«
    Schweigen. Brooke spürte, wie sich ihre Fingernägel in die Handflächen krallten, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
    »Um was genau?«, fragte, nein, flüsterte sie.
    »Es ist ein Haufen gemeiner Lügen«, sagte Samara gelassen. »Ich wollte, dass Sie es von mir hören. Und Sie sollen außerdem wissen, dass wir bereits unsere Rechtsabteilung darauf angesetzt haben und alles widerlegen werden. Wir nehmen die Sache sehr ernst.«
    Brooke brachte kein Wort über die Lippen. Es musste etwas ziemlich Scheußliches sein, wenn Samara sich so lang und breit über eine Klatschblattmeldung ausließ. Schließlich sagte sie: »Wo steht es? Ich muss mir das ansehen.«
    »Es kommt in der morgigen Ausgabe der Last Night , aber man kann es jetzt schon online lesen. Brooke, bitte lassen Sie sich versichern, dass wir alle hinter Ihnen stehen, und wir versprechen –«
    Wahrscheinlich zum ersten Mal seit ihrer Teenagerzeit – und mit Sicherheit zum ersten Mal bei jemand anderem als bei ihrer Mutter – legte Brooke mitten im Satz auf und ging zum Computer. Sie fand die Seite binnen Sekunden und stutzte bei dem Riesenfoto auf der Homepage, das sie und Julian beim Essen an einem Tisch im Freien zeigte. Sie zermarterte sich das Hirn, wo um alles in der Welt sie da gewesen waren, bis ihr Blick auf ein Straßenschild im Hintergrund fiel. Natürlich, das kleine spanische Restaurant, an dem Abend von Julians Rückkehr, nachdem er kurz zuvor mitten in der Geburtstagsfeier ihres Vaters gegangen war. Dann begann sie zu lesen.
    Ein Paar beim Paella-Essen an einem Tisch im Freien vor Hell’s Kitchen – auf den ersten Blick nichts Besonderes, doch Kenner der Szene haben die beiden sofort erkannt: Es ist Amerikas neuer Superstar, der Sänger und Songschreiber Julian Alter in Begleitung seiner langjährigen Ehefrau Brooke. Alters Debütalbum stürmt die Charts, und seine niedlichen Grübchen versetzen die weiblichen Fans überall im Land in Ekstase. Doch wer genau ist die Frau an seiner Seite? Und wie werden die beiden mit dem Ruhm fertig?
    Nicht allzu gut, laut einer dem Paar nahestehenden Quelle. »Sie haben sehr, sehr jung geheiratet und, ja, immerhin fünf Jahre durchgehalten, aber ihre Ehe steht kurz vor dem Aus«, so die Einschätzung. »Julians Terminplan verlangt ihm viel ab, und Brooke zeigt nur wenig Verständnis.«
    Die beiden lernten sich kurz nach den Terrorangriffen vom 11. September kennen und suchten in den Nachwehen der Katastrophe, die New York erschütterte, beieinander Halt. »Brooke hat Julian praktisch monatelang auf Schritt und Tritt durch ganz Manhattan verfolgt und war hartnäckig bei all seinen Gigs dabei, bis er schließlich gar nicht mehr anders konnte, als Notiz von ihr zu nehmen. Sie waren beide schlicht einsam«, so das Urteil. Ein weiterer enger Freund der Familie äußert sich ähnlich. »Julians Eltern waren am Boden zerstört, als er seine Verlobung mit Brooke bekannt gab. Damals kannten sich die beiden noch keine zwei Jahre. Wozu also die Eile?« Dennoch wurde der Ehebund geschlossen, in einer kleinen, schmucklosen Zeremonie auf dem Anwesen der Familie Alter auf Long Island, wiewohl die Eltern des Bräutigams (beide promovierte Akademiker) »stets den Verdacht hegten, dass Brooke, ein unbedarftes Mädchen aus der tiefsten Provinz von Pennsylvania, darauf aus war, als Trittbrettfahrerin an Julians Aufstieg teilzuhaben.«
    In den vergangenen Jahren hatte Brooke zwei verschiedene Arbeitsstellen, damit sich ihr Mann ganz seiner Musik widmen konnte. Eine Freundin von ihr äußert sich dazu wie folgt: »Brooke hätte alles getan, um Julian zu dem Ruhm zu verhelfen, nach dem sie immer so gegiert hat. Zwei Jobs, zehn Jobs – völlig egal, solange sie nur mit einem Promi verheiratet war.« Die Mutter einer Schülerin an der elitären Privatschule, an der Brooke in Manhattan als Ernährungsberaterin tätig ist: »Sie wirkt äußerst nett, allerdings höre ich von meiner Tochter, dass sie häufig früher Feierabend macht oder Termine absagt.« Damit sind die Probleme am Arbeitsplatz noch nicht erschöpft. Einer Kollegin von der Uniklinik New York zufolge war Brooke »immer eine absolute Spitzenkraft, doch in letzter Zeit