Champagner und Stilettos
Die extra saugfähige Variante, falls es irgendwen interessierte, mit dickem schwarzem Marker eingekreist und in dicken schwarzen Lettern untertitelt mit: »Kein Baby im Hause Alter!«, ganz so, als wäre das Magazin mit detektivischem Scharfsinn der Sache auf den Grund gegangen.
Dank dieses journalistischen Glanzstücks wusste nunmehr die ganze Welt, dass Brooke nicht schwanger, wohl aber mit außergewöhnlich starken Monatsblutungen geschlagen war. Nola fand das Ganze zum Wegschmeißen komisch. Brooke wurde den Gedanken nicht los, dass sich von ihrem Ex-Freund aus der Zehnten bis hin zu ihrem einundneunzigjährigen Großvater – plus sämtliche Teenager, Hausfrauen, Vielflieger, Supermarktbesucher, Friseurkundinnen, Manikürewillige und US Weekly -Abonnenten in ganz Nordamerika – nun alle mit ihrem Menstruationszyklus bestens auskannten. Und dabei hatte sie den Fotografen nicht mal bemerkt ! Fortan bestellte sie alle Produkte, die mit Sex, Monatshygiene oder Verdauung zu tun hatten, nur noch online.
Gottlob erwies sich Ella, Randys und Michelles Kind, als die ultimative Ablenkung. Sie kam, wie ein Geschenk des Himmels, zwei Wochen nach dem Drama mit der Today -Show zur Welt, und zwar freundlicherweise direkt an Halloween, was Julian und seiner Gattin die perfekte Entschuldigung lieferte, Leos Kostümparty zu schwänzen. Brooke empfand ihrer neuen Nichte gegenüber eine geradezu unbändige Dankbarkeit. Über all den wieder und wieder durchgekauten Einzelheiten des Geburtsvorgangs (Michelles Fruchtblase war geplatzt, als sie gerade beim Italiener saßen, nach der rasanten Fahrt ins Krankenhaus dauerte es dann noch volle zwölf Stunden, und der Besitzer des Restaurants hatte Ella kostenlose Bewirtung auf Lebenszeit in Aussicht gestellt), den Wickelkursen und dem Durchzählen von Fingern und Zehen rückten Brooke und Julian aus dem Brennpunkt. Zumindest in ihrem jeweiligen Familienkreis.
Sie erwiesen sich als Musteronkel und -tante, schafften es noch rechtzeitig vor der Geburt des Kindes ins Krankenhaus und brachten pflichtschuldig zwei Dutzend Bagels sowie genug Lachs mit, um die gesamte Entbindungsstation zu verköstigen. Selbst Julian fand offenbar Freude an dem Ereignis. Er säuselte Ella ins Ohr, ihre winzigen Händchen sähen aus wie fürs Klavierspielen gemacht. Ella blieb Brooke auf ewig als die letzte himmlische Ruhe vor dem darauf folgenden Höllensturm im Gedächtnis.
10
Niedliche Grübchen
Brooke hatte eben den Zwanzig-Pfund-Truthahn in die Wohnung geschleppt und auf die Arbeitsplatte gewuchtet, als ihr Handy klingelte.
»Hallo?« Sie machte sich daran, den Kühlschrank bis aufs Nötigste leer zu räumen, um Platz für das Mordstrumm von einem Vogel zu schaffen.
»Brooke? Hier ist Samara.«
Das war ja ein Ding. Samara hatte sie noch nie angerufen. Wollte sie nachfragen, wie sie das Titelbild der neuesten Vanity Fair fand? Es zierte gerade druckfrisch sämtliche Zeitschriftenständer, und Brooke konnte den Blick nicht davon lassen: Julian wie in guten alten Zeiten, mit Jeans und einem engen weißen T-Shirt, eine seiner Lieblingsstrickmützen auf dem Kopf und dazu dieses Lächeln, das seine hinreißenden Grübchen zur Geltung brachte. Er war mit Abstand der Schnuckeligste aus der Band.
»Oh, hi! Sieht er auf dem Cover der Vanity Fair nicht einfach umwerfend aus? Ich meine, nicht dass mich das überrascht, aber er sieht einfach so –«
»Brooke, haben Sie einen Augenblick Zeit?«
Das klang nicht nach einem netten Plausch über ein Zeitschriftencover. Wenn das Weib auch nur den Versuch startete, Julian einzureden, er könne zu dem ersten Thanksgiving, bei dem sie die Gastgeber waren, nicht nach Hause fahren, dann war sie so gut wie tot.
»Äh, ja klar, warten Sie bloß kurz.« Sie machte die Kühlschranktür zu und setzte sich an den winzigen Tisch, wobei ihr einfiel, dass sie zur Sicherheit noch mal bei dem Tisch-und-Stühle-Verleih anrufen sollte. »Okay, jetzt bin ich da. Was gibt’s?«
»Brooke, es ist ein Artikel erschienen, und er ist nicht erfreulich«, sagte Samara, kurz und knapp wie immer, was aber bei Neuigkeiten dieser Sorte durchaus etwas Angenehmes hatte.
Brooke lachte wegwerfend. »Ach, zurzeit erscheinen ja offenbar Artikel am laufenden Band. Hey, ich bin die schwangere Schnapsdrossel, wissen Sie nicht mehr? Was sagt Julian dazu?«
Samara räusperte sich. »Ich habe ihm noch nichts davon erzählt. Ich fürchte, er wird schäumen vor Wut, und ich wollte erst mit Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher