Champagnerkuesschen
etwa mich? Ich schaue verwirrt zu ihm rüber. Er lächelt mich an. Zwischen seinen Augenbrauen ist eine tiefe Sorgenfalte.
„Äh, wozu jetzt genau?“, frage ich. Ich ringe mir ein Lächeln ab.
„Zu deiner Beförderung“, sagt Benni mit ruhiger Stimme. „Das ist es doch, was du immer wolltest.“
„Ja. Danke“, antworte ich. Ich wollte mit dir zusammen sein, Blödmann. Ich will – oder besser – wollte ein Kind von dir. Ich wollte dich heiraten. Mist! Ich presse die Lippen fest zusammen, um nicht laut loszuschreien.
Ping.
Wir steigen aus dem Fahrstuhl. Diese Annika-Schlampe hakt sich bei Benni unter – meinem Benni. Am liebsten würde ich diesem van der Vaart Verschnitt die Augen auskratzen. Was mache ich blöde, feige Kuh stattdessen? Ich lächele freundlich.
Benni runzelt die Stirn. „Einen schönen Tag noch“, verabschiedet er sich.
Annika sagt kein Wort.
„Man sieht sich“, rufe ich den beiden hinterher.
Für einen Moment glaube ich, dass Bennis Gang stockt. Doch er geht weiter und nickt mit dem Kopf in meine Richtung. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich erwache erst aus meiner Starre, als die beiden außer Sichtweite sind.
„Was war denn das?“, fragt Thomas. „Ähm, seid ihr nicht mehr zusammen?“
„Du, ich möchte da jetzt nicht drüber reden“, antworte ich. „Bitte entschuldige mich.“ Nur mühsam kann ich meine Tränen zurückhalten. Benni hat eine neue Freundin. Ohne mir ein Wort davon zu sagen ... Ich will nur noch sterben.
Ich starre mein Spiegelbild an. Wie konnte ich nur so naiv sein? Okay, Bennis und meine Beziehung ist nicht perfekt gewesen, aber fast. Die wenigen Probleme, die wir hatten, kann man in jeder Frauenzeitschrift auf der Ratgeberseite nachschlagen. Aber das finde ich eher beruhigend. Schlimmer wäre es doch, wenn die Sorgen, die man hat, Grundlage für einen Nicholas Sparks-Roman bilden würden.
Ich dachte, dass ich endlich, nach drei längeren Beziehungen, verschiedenen Sexualpartnern und einer missglückten Verlobung, angekommen sei. Dachte es, bis zu diesem unglücklichen Zwischenfall vor zwei Wochen.
Von einem Moment auf den anderen überkommt mich eine tiefe Traurigkeit. Ich vermisse Benni so sehr! Scheiße! Ich kämpfe mit den Tränen. Vielleicht bin ich ja beziehungsunfähig? Vielleicht liegt es nicht an Benni, sondern an mir? Schließlich hat sich Johann auch von mir getrennt.
Seufzend ziehe ich meine Lippen nach.
Okay, eigentlich hatte ich nach dem Zwischenfall von vorhin keine Lust mehr, mich mit Andreas zu treffen, aber nach reiflicher Überlegung habe ich mich doch dazu entschlossen. Schließlich hat Benni mit dieser Annika-Schlampe auch seinen Spaß! Deshalb habe ich mich so sorgfältig zurechtgemacht, wie schon lange nicht mehr. Ich habe mir sogar die Beine rasiert. Eine Maßnahme, die ich eigentlich nur an Wochenenden ergreife, oder wenn mit spontanem Sex zu rechnen ist (Ist es aber nicht!).
Meine Figur entspricht noch immer nicht die einer Elfe (außer, es gäbe Elfen mit kleinen Hüftrollen und Cellulitis), aber zumindest sitzt meine Hose besser als noch vor zwei Wochen. Zur Feier des Tages habe ich noch meine Bauch-weg-Hose angezogen, was den Abnehmeffekt positiv unterstützt und das verbleibende Fett um meine Hüften herum in eine annehmbare Form presst.
Um meinem Äußeren den letzten Schliff zu verleihen, habe ich meinen neuen Push-up-BH der Sorte Ultrapush angezogen, den ich kostengünstig bei Hennes & Mauritz erworben habe. Der holt noch eine halbe Körbchengröße mehr raus, sodass ich jetzt eine 75,5B mein Eigen nennen darf. Die Tatsache, das selbst H&M diese Art von BH verkauft, hat mir meinen Glauben an mich selbst wiedergegeben, da es doch bedeutet, dass eine Menge Frauen unter dem gleichen Problem wie ich zu leiden hat. Zur Feier des Tages habe ich mein schwarzes Wickelkleid angezogen, das mich optisch schlanker macht; und dazu trage ich meine hohen schwarzen Slingpumps.
Meine verheulten Augen habe ich mit einer Ladung Antifaltencreme mit hoch konzentriertem Koffein behandelt und anschließend sorgfältig an meinem Make-up gearbeitet.
So gerüstet betrete ich das Alex .
„Hallo Julia“, begrüßt mich Andreas freudig und gibt mir wie selbstverständlich einen Kuss auf den Mund. Meine Gesichtsfarbe wechselt wie ein Chamäleon von normalblass auf feuerrot. Was ist, wenn mich jemand vom Verlag sieht? Die werden sich in der Firma bestimmt die Mäuler zerreißen. Na und!
Andreas deutet meinen Farbwechsel wohl
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