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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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positiv, jedenfalls flüstert er in mein Ohr: „Ich wusste ja gar nicht, welche Wirkung nur ein klitzekleiner Kuss von mir auf dich hat.“ Er grinst frech – fast unanständig.
    „Nein, äh ... Hallo Andreas.“
    Die Bedienung eilt herbei.
    „Wir sind leider voll besetzt“, teilt uns die Frau mit.
    Andreas setzt sein Strahlemannlächeln auf. „Ich habe einen Tisch reservieren lassen.“
    „Aber ...“, protestiert die junge Frau. „Wir nehmen keine Reservierungen entgegen.“
    „Ich denke ...“, Andreas lächelt siegessicher, „... es wurde eine Ausnahme gemacht. Andreas Neumann ist mein Name. Ich habe vorhin mit Ihrem Chef telefoniert.“
    Ich sehe, wie die Bedienung blass wird. „Oh, Herr Neumann. Natürlich. Tut mir leid, dass ich Sie nicht gleich erkannt habe. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?“
    Der Promifaktor hat auch seine angenehmen Seiten. Wäre ich alleine hier, müsste ich zusammen mit den anderen Normalsterblichen geduldig auf einen Sitzplatz warten. Wahrscheinlich hätte ich auch keinen Platz wie diesen, an den uns die Bedienung gerade führt, bekommen, sondern irgendeinen Notsitz in der Nähe der Toilette.
    Die Bedienung deutet auf einen Tisch, der nah am Wasser steht und einen wunderschönen Blick auf die Binnenalster gewährt. Die riesige Fontäne in der Mitte des Sees sprüht ihr Wasser meterhoch und bildet einen glitzernden Wasserschleier. Ein voll besetzter Alsterdampfer fährt am Ufer vorbei.
    Eigentlich müsste ich mich freuen. Schließlich sitze ich hier in der Abendsonne, neben mir einer der attraktivsten Fernsehmoderatoren, und alles, was ich empfinde, ist Unwohlsein und Panik. Ich habe das Gefühl, mich im falschen Film zu befinden. Was Benni wohl gerade macht?
    Und die zwei gackernden Hühner vom Tisch gegenüber tragen auch nicht gerade zu meiner Zufriedenheit bei. Ständig starren sie zu uns rüber.
    „Sag mal, gehen dir die ganzen Frauen nicht auf die Nerven?“, platze ich heraus.
    Andreas sieht mich erstaunt an. „Welche Frauen?“
    „Na die Frauen, die immer zu uns hinstarren und von dir ein Autogramm haben möchten?“ Ich mache eine Kopfbewegung in Richtung der zwei Tratschweiber.
    „Nö, warum?“ Andreas ist ganz offensichtlich blendender Laune. „Ich sitze hier mit der schönsten Frau von allen. Was interessieren mich da die anderen?!“
    „Danke“, ich lächele unsicher. „Aber diese ... na ... diese ganze ... Glotzerei.“ Mir fällt kein passenderes Wort ein.
    „Weißt du, ich sehe das als Teil meines Jobs. Ich werte das eher als positives Zeichen, schließlich bedeutet es, dass ich meine Sache gut mache. Lass dich davon einfach nicht stören, ich tue es auch nicht.“
    Wahnsinn! Männer sind im Gegensatz zu uns Frauen immer so herrlich selbstbewusst. Deshalb sind die meisten Männer auch nicht in der Lage, Frauen zu verstehen. Männer hinterfragen sich nicht ständig, wie wir Frauen es tun. Männer machen einfach und fragen nicht lange, weder sich noch andere.
    Ist jemand gehässig zu uns, fragen wir uns tagelang, ob es an uns gelegen hat. Kleinigkeiten, wie die Frage einer Kollegin: ob ich auch so einen schlechten Stoffwechsel habe und deshalb nicht abnehme?, stürzen mich in eine Krise. Ohne uns Frauen würde die Zunft der Psychologen arbeitslos sein. Ich meine, welcher Mann begibt sich schon freiwillig in die Hände eines Psychologen, um seine Beziehungsprobleme aufzuarbeiten?! Wenn eine Ehe nicht klappt oder eine Beziehung kriselt, rennen wir Frauen zum Psychologen, um an uns zu arbeiten. Während wir eine Therapiestunde nach der anderen absolvieren und uns die Augen rot weinen, nutzt der Kerl die freie Zeit und geht mit seinen Freunden saufen, lernt dabei diese supersüße Blondine kennen, die ihn genau versteht und wegen der er uns dann leider verlassen muss.
    Männer machen sich das Leben viel leichter. Da sollten wir Frauen uns mal eine Scheibe von abschneiden.
    Ich jedenfalls werde unter den Blicken von Andreas‘ weiblichen Fans ganz unruhig und frage mich, ob sie sich wohl über mich und mein Aussehen lustig machen, anstatt selbstbewusst neben ihm zu sitzen und mich daran zu erfreuen. So ist das eben mit meinem Selbstbewusstsein. Es geht, wenn es ihm passt und zurück bleibt ein piepsiges Etwas. Ich mustere Andreas unauffällig, während er sich die Weinkarte ansieht. Er sieht wirklich verdammt gut aus. Seine Haare sind unordentlich-ordentlich frisiert. Nicht so wie bei mir dieses Haarchaos, sondern eher eine Art gewollte Unordentlichkeit,

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