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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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entgegne ich. Meine Mutter wirft mir einen bösen Blick zu.
    „Och, das ist aber schade. Ich hatte so gehofft, meinen Schwiegersohn zu sehen“, bedauert meine Mutter. Der Blick meiner Mutter wandert zu meiner rechten Hand. Sie runzelt die Stirn, als sie keinen Ring entdeckt.
    Los, Julia! Sei kein Feigling! Sag es ihnen.
    Ich hole tief Luft. „Mama, Benni und ich sind weder verheiratet noch verlobt ...“
    „Aber du hast am Telefon gesagt, dass Benni um deine Hand angehalten hat!“, unterbricht mich meine Mutter erneut. Wenn die wüsste, was gerade in meinem Kopf los ist! „Julia?!“ Meine Mutter mustert mich streng. „Was hast du gemacht?“
    „Tja, ähm …“, fange ich an. Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen.
    Mein Vater legt meiner Mutter von hinten die Hand auf die Schulter. „Hannelore, jetzt lass endlich gut sein“, und dann an mich gewandt, „Du siehst tatsächlich ein wenig blass um die Nase aus, meine Kleine. Was hältst du davon, wenn ich uns eine Tasse Kaffee mache und du uns in Ruhe erzählst, was bei dir so los ist?“ Der gute Papa! Immer da, wenn man ihn braucht.
     
     
    „Mäuschen, du hast wirklich ein Talent, dich in Schwierigkeiten zu bringen“, seufzt mein Vater kurze Zeit später. „Aber das hast du direkt von deiner Mutter geerbt. Die ist auch nicht immer einfach.“ Er zwinkert meiner Mutter zu.
    „Also, Klaus-Peter“, protestiert meine Mutter. „Du willst doch wohl nicht behaupten, dass ich schwierig bin.“
    Mein Vater zuckt mit den Schultern. „Sagen wir‘s so: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Du hast wie Julia einen Hang zur Dramatik.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Klaus-Peter! Rede bitte nicht so über mich vor dem Kind.“
    „Mama, ich bin dreißig und kein Kind mehr.“ Ich reibe mir mit den Fingerspitzen über die Schläfen, in der Hoffnung, dass meine Kopfschmerzen endlich verschwinden.
    „Für mich bleibst du immer mein Kind!“ Die Augen meiner Mutter durchbohren mich.
    „Julia ...“ Mein Vater nimmt meine Hand. Seine raue Haut hat etwas Tröstliches. Ich betrachte die dicken Adern entlang seiner Hand. Als Kind habe ich immer mit dem Finger draufgedrückt und beobachtet, wie die eine Seite noch dicker wurde. „Sei einfach du selbst, und dann wird sich alles wie von alleine regeln. Deine Mutter und ich sind immer für dich da. Egal, was passiert und ob du schuld bist oder nicht.“
    „Danke!“ Ich schmiege meinen Kopf an seine Schulter. Sofort habe ich den typischen Papa-Duft in der Nase. Seine raue Hand streichelt meine Wange. Ich fühle mich seit Tagen das erste Mal geborgen.
    „Trotzdem solltest du die Sache in Ordnung bringen“, macht meine Mutter die Idylle wieder kaputt. „Du bist schließlich schon dreißig. Der Zug fährt langsam ab, und, wenn du nicht aufpasst, ohne dich.“
    „Danke, Hannelore“, sagt mein Vater. „Das war wirklich sehr hilfreich.“
    „Ja, aber ist doch wahr. Julchen muss langsam aufpassen, dass sie noch einen abbekommt. Erst Johann und jetzt noch der Benjamin.“ Sie tätschelt meine Hand. „Liebes, nicht dass du mich falsch verstehst. Ich will nur dein Bestes. Aber irgendwas machst du verkehrt, dass dir alle Männer so kurz vor der Hochzeit davonlaufen.“
    „Ja, schon klar“, murre ich. „Dass Johann mit Titten-Annette geschlafen hat, war auch meine Schuld.“
    „Junge Dame, mäßige deinen Ton“, ermahnt mich meine Mutter mit erhobenem Zeigefinger. „Dabei hatte ich mich schon so auf deine Hochzeit gefreut. Tante Wiltrud wollte auch kommen. Von der hättest du bestimmt ein ganz tolles Hochzeitsgeschenk bekommen. Meine Güte, du bist heute aber auch schwierig. Da kommt man den weiten Weg nach Hamburg und was ist der Dank?“
    „Ich bin nicht schwierig“, protestiere ich. „Mama, hier geht es nicht um meine Hochzeitsgeschenke. Und seit wann interessierst du dich so für Tante Wiltrud?“
    „Seit deine Tante Wiltrud Geld geerbt hat und zu einer reichen Frau geworden ist“, erklärt mein Vater augenzwinkernd.
    „Also, Klaus-Peter! Bitte! Du stellst mich ja gerade so dar, als wäre ich nur nach dem Geld anderer Leute aus.“
    „Hört auf ihr beiden“, winke ich ab. „Ich habe genug Ärger. Das Letzte, was mir jetzt noch fehlt, ist, dass ihr euch streitet. Ich weiß, ihr meint es nur lieb mit mir, aber könntet ihr mich jetzt bitte alleine lassen?“
    Meine Eltern wechseln verwunderte Blicke.
    „Bitte seid mir nicht böse. Ich habe euch beide ganz doll lieb und ich

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