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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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du der Richtige für sie bist. Vor dir, das waren alles Affären, die ihr nichts bedeutet haben. In dich war sie das erste Mal wirklich verliebt. Wusstest du, dass sie bei dir ihren ersten Org ...“
    „Julia!“, eilt Katja dazwischen. „Ich finde das reicht!“ Sie hakt sich bei Sergej unter. „Wir wollen uns setzen, sonst wird das Essen kalt.“
    „Moment“, hält uns Sergej zurück. „Ich habe noch eine Sache.“
    „Huch“, sagt Katja. „Was denn noch? Wir haben doch schon alles gesagt.“
    Sergej schüttelt den Kopf. „Nein, noch nicht alles. Es gibt da noch Sache – wichtige Sache, die ich mit dir klären möchtä.“
    „Oh mein Gott!“, flüstert Katja mir zu. „Ich habe keine Ahnung, was jetzt kommt. Ich hoffe nicht, dass er mir jetzt verrät, dass seine russische Verwandtschaft bei uns einzieht.“ Sie kichert.
    Sergej klingelt erneut mit dem Glas. „Katja, Liebe meines Läbens ...“
    Katja schluckt nervös. Ich weiß, ich bin kein jungär Mann mehr, aber ich liebe dich mit der ganzen Kraft meines Herzäns. Du bist meine Sonne und mein Mond. Deshalb möchte ich dich fragen ...“ Er zieht eine kleine Schachtel hinter seinem Rücken hervor.
    Ich höre, wie Katja laut nach Luft schnappt.
    „Möchtest du meine Frau werdän?“
    Harald quietscht wie ein Schwein. Wolfgang hat ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    Katja zögert. Ich halte instinktiv die Luft an. Ganz langsam hebt sie ihren Kopf. Ihre Augen halten Sergej gefangen. Für einen Moment scheinen die beiden die Welt um sich herum vergessen zu haben.
    „Jaa!“, haucht Katja, und mir fällt ein Stein vom Herzen.
    „Meine beste Freundin heiratet und bekommt ein Baby“, jubiliere ich. Mir kullert eine Träne die Wange herunter. Sekt macht mich immer so sentimental. Ich nehme die zwei liebsten Menschen, die ich kenne, in den Arm. „Ich freue mich so für euch“, flüstere ich.
    Eine plötzliche Sehnsucht nach Benni überkommt mich. Das Gefühl ist so stark, dass es mir fast die Luft raubt. Genau so hatte ich mir immer meinen Heiratsantrag vorgestellt. Ich blinzele verlegen.
    „Dankä, Julia. Fürrr alles“, brummelt Sergej und gibt mir einen Kuss.
    „Aus dem Weg“, kreischt Harald und drängelt sich an mir vorbei. „Ich möchte die jungfräuliche Braut küssen!“
    Katja lacht laut auf. Harald spitzt seine wulstigen Lippen. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass sich Haralds Mund zu einem schnabelähnlichen Gebilde verformt. Als er mit seinem Kuss fertig ist, hat Katja tatsächlich einen roten Kussmund auf der Wange.
    „Wusste ich es doch – Lippenstift“, rutscht es mir heraus. Gott sei Dank! Keiner hat es gehört. Oder doch? Wolfgang zwinkert mir zu, als er meinen Blick auffängt.
    „Oh, ich glaube, ich habe Schnappatmung“, stöhnt Harald und lässt sich geschickt in Wolfgangs Arme fallen. „Ach Göttle, so eine Überraschung aber auch. Dabei dachte ich immer, Julia sei diejenige, die als Erste heiraten würde.“
    Ich schlucke. So fühlt es sich also an, wenn die Welt untergeht und einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
    Plötzlich herrscht betretenes Schweigen. Alle starren zu mir.
    Komm! Reiß dich zusammen , flüstert meine innere Stimme. Verdirb deiner Freundin nicht diesen besonderen Abend.
    „Quatsch“, sage ich lauter als nötig. „Ich bin total glücklich! Mir könnte es gar nicht besser gehen. Ich fühle mich toll. Meine beste Freundin heiratet und bekommt ein Kind mit dem tollsten Mann der Welt. Ich habe meinen Traumjob und fliege demnächst nach Marokko. Das ist absolut supertoll. Ich scheiße mir vor Angst zwar fast in die Hose, aber das gehört doch dazu, wenn man sein Leben zum zweiten Mal in einem Jahr komplett umkrempelt. Hey ...“ Ich hebe lachend die Hände. „Und da fragt ihr noch?“
    Okay, vielleicht habe ich das Wort toll ein bisschen zu oft verwendet, und vielleicht klang meine Stimme nicht so, wie ich es wollte, aber es hat den gewünschten Effekt. Ich sehe, dass Katja erleichtert durchatmet.
    „Champagner“, quietscht Harald und hebt sein Glas in die Höhe. Alle lachen. Ich lache mit, wobei mir eigentlich zum Heulen zumute ist. Ich leere mein Glas in einem Zug. Wenn ich schon untergehe, dann wenigstens richtig.
     
     
    Ich starre an die Decke meines Zimmers. Mein Schädel brummt, und mein Magen vollführt Purzelbäume. Ich fühle mich so, wie ich aussehe. Mein ganzes Leben liegt mir als Trümmerhaufen zu Füßen. Meine beste Freundin heiratet und bekommt ein Baby. Mein Freund ...

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