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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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finde es toll, dass ihr mich besuchen kommt. Aber ich würde jetzt wirklich gerne alleine sein. Mein Leben ist völlig durcheinander – ich bin durcheinander. Ich melde mich bei euch, sobald ich Neuigkeiten habe. Ja?“
    Mein Vater gibt meiner Mutter einen Wink mit dem Kopf. „Wir sollten sowieso langsam aufbrechen, wenn wir noch pünktlich bei Tante Wiltrud ankommen wollen.“ Meine Eltern stehen auf.
    „Kommt ihr mich auf dem Rückweg wieder besuchen?“ Mein Vater lächelt mich an.
    „Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr bei mir vorbei schaut“, sage ich. „Ehrlich!“
    „Das lässt sich bestimmt einrichten. Und bis dahin versprichst du mir, dass du ordentlich isst und den Kopf nicht hängen lässt. Hörst du!?“
    „Ja, versprochen.“
    Mein Vater nimmt mich in den Arm. „Du weißt doch: Kopf hoch ...“
    „... wenn der Hals auch noch so dreckig ist“, falle ich mit ein. Wir lachen. Sogar meine Mutter lacht. Ich gebe meinen Eltern einen Kuss zum Abschied. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, fühle ich mich auf einmal schrecklich allein.

20. Julias Facebook-Status: Hat sich heute für Florian David Fitz schick gemacht ...
     
    Katja steht neben mir. Um uns herum türmen sich die Umzugskartons. Plötzlich wirkt die Wohnung kalt und leer. Ich fühle mich meines Zuhauses beraubt. Es ist, als ob mit Katjas Auszug auch ein Teil von mir geht.
    „Ich wünschte, du würdest nicht gehen “, sage ich leise.
    „Ich auch, aber ...“ Sie schweigt.
    „Ich weiß“, seufze ich. „Sergej und das Baby ...“
    Katja nickt. Eine Träne kullert ihr die Wange herunter. Ich schlucke.
    Vorsichtig wische ich über ihr Gesicht. „Hör auf, sonst fange ich auch noch an zu heulen und dann sehen wir beide wie Pandabärchen aus.“
    Katja lacht. „Und wie geht es bei dir weiter?“, fragt Katja.
    „Keine Ahnung“, sage ich und zucke mit den Achseln. „Emma hat schon angefragt ob sie einziehen kann, aber ich glaube, es wird an der Zeit, dass ich es mal alleine versuche. Ich bin schließlich dreißig und habe noch nie alleine gewohnt. Das ist schon bedenklich, oder?“
    „Du bist doch gar nicht der Typ, um alleine zu wohnen.“ Katja zwinkert mir zu.
    „Vielleicht. Aber ich will es wenigstens mal versuchen.“ Ich schlucke.
    „Und ...“ Sie zögert. „Was ist mit Benni?“
    Ich schlucke. „Benni hat sich seit zwei Wochen nicht mehr bei mir gemeldet. Ich denke ...“ Ich schlucke erneut. „... Ich werde mein Leben wieder einmal ohne einen Mann an meiner Seite organisieren müssen.“
    „Ach, Pumbi!“ Katja schlingt ihre Arme um mich. Man merkt, dass Katjas Körper Hormone im Überfluss ausschwemmt. So sentimental wie in den letzten Wochen habe ich meine Freundin noch nie erlebt. „Das tut mir so leid. Dabei wart ihr so ein schönes Paar.“
    „Ist schon okay!“ Ich ringe mir ein Lächeln ab. „Außerdem wartet auf mich eine neue spannende Aufgabe.“ Ich streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin die neue Judith Adlhoch. Noch Fragen?! Palmen, teure Klubs, Partys und natürlich Verehrer ohne Ende warten auf mich. Da kommt bestimmt keine Langeweile auf. Ich kann es gar nicht abwarten, bis ich endlich im Flugzeug sitze.“
    Das ist gelogen! Ich will mein altes Leben wieder zurück – jenes Leben, in dem ich glücklich war – trotz ein paar überschüssiger Pfunde zu viel. In dem ich abends ein Gutenachtküsschen bekommen habe und morgens neben Benni wach geworden bin.
    In Wirklichkeit mache ich mir vor Angst in die Hose. Erst gestern war ich in der Apotheke und habe mir eine ganze Batterie von Medikamenten gegen Reiseübelkeit geholt. Noch zwei Tage!! Dann ist alles vorbei ... wahrscheinlich auch mein Leben. In Gedanken sehe ich mich blutend am Boden liegen, um mich herum verstreute Wrackteile. So wie in der letzten Folge von Staffel 8 bei Grey´s Anatomy . Da wollten auch alle ein neues Leben anfangen und wenige Stunden später lagen die Hauptdarsteller schwer verletzt zwischen Trümmerteilen eines abgestürzten Flugzeugs.
    Ich liebe diese Serie. Seit ich Grey´s Anatomy regelmäßig schaue, fühle ich mich wesentlich besser vorbereitet, sollte jemand in meiner Nähe die Hand in einen Fleischwolf bekommen oder einen Herzinfarkt erleiden. Ich wüsste, was zu tun ist, zumindest rein theoretisch.
    „Pumbi, die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugunglück ums Leben zu kommen, ist deutlich höher als ein Lottogewinn“, sagt Katja, die wieder einmal meine Gedanken erraten hat. So

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