Champagnerkuesschen
die ich einfach machtlos bin.
„Außerdem gibt es ein paar Tricks, wie du dein Hungergefühl überlisten kannst“, sagt Katja mit einem Tonfall, als verrate sie mir den Code für die Zugangstür von Fort Knox .
„Versuch es doch mal mit einem Glas heißen Leitungswasser anstatt der Schokolade. Das ist der absolute Geheimtipp! Das regt den morgendlichen Fettstoffwechsel an, ohne das du etwas dafür tun musst!“, schlägt Katja vor.
Ich soll meine geliebte Schokolade gegen ein Glas heißes Wasser eintauschen? Ich verziehe mein Gesicht. „Bäh!“
„Auf jeden Fall musst du vor jeder Mahlzeit mindestens ein großes Glas Wasser trinken. Am besten gibst du noch einen Spritzer Ingwer dazu, das unterstützt die Verdauung, und du hast kein Hungergefühl.“ Katja holt kurz Luft. „Und du isst viel zu schnell. Das musst du dringend ändern. Ich habe mal gelesen, dass man jeden Bissen mindestens zwanzig Mal kauen soll, bevor man ihn runterschluckt.“
Ich sehe mich schon wie ein Wiederkäuer am Tisch sitzen ...
„Ach ja, Alkohol ist eigentlich tabu. Der bremst nämlich den Stoffwechsel und verhindert so, dass du Fett abbaust“, erklärt Katja weiter.
„Das hört sich ja schrecklich an. Keine Schokolade, kein Alkohol und kauen wie eine Kuh ...“ Frustriert schaue ich in den Telefonhörer.
„Weißt du was? Wenn ich heute Abend nach Hause komme, entwerfen wir einen Schlachtplan, wie du zwei bis drei Kilo weniger auf die Waage bekommst. Was hältst du davon?“ Katja hätte bestimmt auch eine Karriere als Politikerin machen können, so diplomatisch, wie sie ist.
„Hört sich gut an“, antworte ich matt.
„Prima! Ruf doch gleich mal in der Kaifu Lodge an, die bieten häufig Probestunden an. Mit Sport als Unterstützung nimmst du viel schneller ab. Zwei, drei Kilo sind ein Klacks, das schaffst du locker in drei Wochen.“
„Wirklich?“ Ich habe da so meine Zweifel, aber ich will Katjas Euphorie, mir zu helfen, nicht bremsen.
„Ganz bestimmt!“, versichert sie mir. „Du, ich muss aufhören. Ruf in der Kaifu an, versprochen?“
„Mache ich“, verspreche ich. „Aber erst einmal muss ich ins Büro und mich der Meute stellen.“
„Ach Pumbi, mach dir keine Sorgen. Die haben die Sache von gestern bestimmt schon wieder vergessen.“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, seufze ich.
„Du, ich muss weitermachen. Wir sehen uns dann heute Abend“, verabschiedet sich Katja.
Mein Magen meldet sich lautstark zu Wort. Ist das ein Zeichen? Schließlich durchlebe ich gerade eine stark emotional geprägte Phase. Ich habe mal gelesen, dass der Mensch unter Stress fast genauso viele Kalorien verbrennt wie beim Sport. Trotzdem genehmige ich mir lediglich einen Kaffee mit einem Teelöffel Zucker und einen von Katjas Magermilchjoghurts zum Frühstück. Mein Magen grummelt zwar noch immer, als ich fertig bin, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht mehr nehmen, schließlich habe ich ein Ziel vor Augen. Hastig ziehe ich mir eine Jacke über und mache mich auf den Weg ins Büro.
Als ich aus dem Fahrstuhl steige, kommt mir Thomas, mein Kollege aus der Redaktion, mit einem Stapel Akten unter dem Arm entgegen.
„Guten Morgen, Julia. Du siehst ja heute so ...“, Thomas zwinkert mir zu, „... angezogen aus.“ Oh Scheiße, das mit der Amnesie hat wohl nicht geklappt.
„Sehr witzig!“, knurre ich und gehe weiter. Nur nichts anmerken lassen. Wie sagte meine Omi Trude schon immer: Kopf hoch, wenn der Hals auch noch so dreckig ist.
Zum Thema Kopf: In meinem Schädel hämmert es wie in einem Bergwerk. Ich brauche dringend eine Kopfschmerztablette, sonst stehe ich den Tag keinesfalls durch.
Ich schiele vorsichtig um die Ecke, wo die nächste Hürde auf meinem Weg ins Büro schon auf mich wartet. Mist! Emma sitzt bereits an ihrem Schreibtisch und tippt geschäftig auf den Tasten ihres Laptops herum. Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle mich auf die Zehenspitzen. Wenn ich mich ganz leise an ihrem Schreibtisch vorbeischleiche ... vielleicht merkt sie dann nicht, dass ich ...
„Hey Julia.“ Ich zucke ertappt zusammen, die Pumps in der Hand haltend wie ein Verbrecher. „Was machst du da?“ Emma mustert mich erstaunt.
„Tja, ich dachte ... ich wollte ... dich nicht stören“, stottere ich mit hochrotem Kopf. Wo finde ich einen guten plastischen Chirurgen, der mein Gesicht so verändert, dass mich keiner meiner Kollegen mehr erkennt?
Emma legt den Kopf schräg zur Seite und sieht mich an. „Könnte es sein, dass
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