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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Gesicht sieht mittlerweile aus, als habe er sich mit einer ganzen Rugbymannschaft herumgeschlagen, und sein Hals ist mit roten Pusteln übersät.
    „Oh Gott, isch werde schterben“, presst Harald zwischen seinen Lippenschläuchen hervor. Er liegt auf dem Untersuchungsstuhl und schnappt wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Ein wenig Sabber läuft ihm das Kinn herunter. Harald sieht absolut erbärmlich aus. Ein Pfleger taucht im Türrahmen des Untersuchungszimmers auf und starrt interessiert in Haralds Richtung. Der Arzt hebt für einen kurzen Moment den Kopf.
    „Ach, Wolfgang ...“, winkt er den Pfleger herbei. „Gut, dass Sie da sind. Ich bräuchte mal eben Ihre Hilfe bei diesem Patienten.“
    Harald reißt in Panik die Augen auf. „Ischteschdennschoschlimm?“, nuschelt er.
    Der Arzt verzieht keine Miene. „Nein, Sie haben eine mittelschwere allergische Reaktion. Ich werde Ihnen jetzt ein Medikament spritzen. Damit sollte innerhalb kürzester Zeit eine deutliche Besserung Ihres Zustandes eintreten“, entgegnet der Arzt emotionslos. Harald glotzt mich panisch an, während sich der Pfleger an seinem Arm zu schaffen macht.
    „Harald, ich bin bei dir“, quietsche ich aus dem Hintergrund.
    „Keine Sorge, Frau ...“ Der Pfleger sieht zu mir. Er hat freundliche braune Augen, eine große Nase und einen wirklich schönen Mund.
    „Löhmer“, beantworte ich die Frage.
    „Keine Sorge, Frau Löhmer. Ihr Mann ist bald wieder auf den Beinen.“
    „Äh, das ist nicht mein Mann. Herr Vögler und ich sind nur gute Freunde. Wir waren nur zusammen Kaffee trinken ...“, gerate ich ins Stocken, als der Arzt vor meinen Augen eine riesige Spritze aufzieht. Wenigstens hat Harald die Augen geschlossen. Oder ist er etwa ohnmächtig? Mir ist jedenfalls ganz schwummerig im Magen. Ich muss mich kurz abstützen.
    Der Pfleger lächelt mir aufmunternd zu.
    „Dicke oder dünne Nadel“, fragt er den Arzt, der wartend neben Harald steht, die Monsterspritze in der Hand haltend.
    Harald reißt die Augen auf. Na toll!
    „Liiiiebelein!“, kreischt Harald durch das Zimmer. Der Arzt verharrt regungslos, während ich zu Harald eile.
    „Ich bin ja da!“
    Der Arzt wirft einen kurzen Blick auf Harald. „Die dicke Nadel, bitte.“
    Der nette Pfleger reicht dem Arzt eine von diesen fiesen metallenen Dingern, wie man sie in Horrorfilmen gerne sieht. Mein Magen krampft sich erneut zusammen. Ich meine, können die nicht mal eine Spritze entwickeln, die nicht aussieht, als wollte man den Patienten damit aufspießen? Diese Dinger tun ja schon beim Hinsehen weh. Harald wimmert leise.
    „Mein Freund hat ein bisschen Angst vor Spritzen“, eile ich Harald zur Hilfe. „Vielleicht könnten Sie ...“
    „Herr Vögler, sehen Sie einfach mich an“, unterbricht mich der Pfleger freundlich und schiebt mich zur Seite. Harald nickt und starrt wie gebannt auf den Pfleger, während der Arzt ihm die Spritze in den Arm verpasst.
    „So, das war‘s.“ Freudig wirft der Arzt die Spritze in eine Metallschale, um dann geschäftig in Haralds Krankenblatt zu schreiben.
    Harald starrt immer noch, wie in Trance, auf den Pfleger. Jetzt erst fällt mir auf, dass der Mann Harald ebenfalls ansieht. Mein Handy klingelt. Der Arzt wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Entschuldigung“, nuschele ich. Der Anruf ist von Katja. Die muss jetzt warten. Ich schalte das Handy aus und widme mich wieder dem Patienten, der mittlerweile wieder eine gesunde Gesichtsfarbe hat. Ja, Harald lächelt sogar. Der Pfleger hält noch immer Haralds Hand.
    „Äh, wie fühlst du dich?“, frage ich.
    „Liebelein, isch fühle misch schon viel besser“, nuschelt Harald und wirft dem Pfleger einen schmachtenden Blick zu. „Was macht meine Lippe?“
    Ich mustere ihn. „Mit der Lippe kannst du dich locker als Hauptdarsteller in einem Pornofilm bewerben.“
    Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Pflegers.
    Harald stöhnt.
    Der Arzt reicht Harald ein Rezept. „Wenn Sie sich wieder einigermaßen gut fühlen, können Sie nach Hause fahren. Ich würde Ihnen raten, einen Allergietest bei Ihrem Hautarzt durchführen zu lassen, damit sich solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr wiederholen. Von den Tabletten, die ich Ihnen aufgeschrieben habe, sollten Sie heute und morgen jeweils drei nehmen.“ Er dreht sich zu mir. „Es wäre mir lieber, wenn Ihr Freund die nächste Stunde noch unter Beobachtung verbringen würde. Nur, um sicherzugehen.“
    Ich nicke. „Kein Problem. Ich habe eh

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