Champagnerkuesschen
„Gut, und da dachte ich mir, können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und gleichzeitig meinen ersten Fernsehauftritt feiern.“
„Und was ist mit Benni? Wolltet ihr euch nicht heute Abend treffen?“ Katja sieht mich fragend an.
„Nee, Benni steckt bis zum Hals in Arbeit. Der kommt nicht vor zehn Uhr aus dem Büro“, sage ich und sinke ermattet auf das Sofa. „Und dann schläft er bestimmt auf der Couch vor dem Fernseher ein.“
„Na dann.“ Katja entkorkt die Flasche mit einem Griff und schenkt uns zwei Gläser ein. „Auf einen gemütlichen Abend in der Wunderbar .“ Sie hält inne. „ Wunderbar ? Sag mal, ist das nicht die Schwulenbar mitten in Sankt Pauli?“
„Genau die!“, bestätige ich.
„Prost.“ Wir stoßen an. „Dann haben wir ja nichts zu befürchten!“
„Bäh!“ Ich verziehe das Gesicht. „Der Sekt schmeckt ja grauenvoll. Was hast du denn da geholt?“
„Alkoholfreier Sekt! Ist prima für deine Diät geeignet, da das Zeug auch noch kalorienarmer ist als normaler Sekt.“ Triumphierend hält mir Katja die Flasche vors Gesicht. „Siehst du?!“
„Ist mir egal, das Zeug schmeckt schrecklich!“ Ich stelle das Glas auf den Tisch.
„Hast du in der Kaifu angerufen?“, fragt Katja. Mittlerweile bereue ich es, Katja von meinen Diätplänen erzählt zu haben. Aber wer konnte schon ahnen, dass Katja die Sache derart ernst nehmen würde.
Ich nicke. „Morgen Abend um achtzehn Uhr habe ich ein Probetraining bei Mike.“
„Prima! Dann lass uns mal los und die Sache mit Toyboy hinter uns bringen.“
Die Wunderbar empfängt uns mit schummrigem Licht und lauter Schlagermusik.
„Wow, Katja, sieh dir das nur an ... hier laufen ja lauter Models rum“, schreie ich in Katjas Ohr. Tatsächlich sind wir umzingelt von gut aussehenden Männern, die in hautengen T-Shirts durch die Bar laufen, sodass sich jeder Muskel darunter abzeichnet. „Eine Augenweide nach der anderen.“
„Ja, aber leider alle schwul“, sagt Katja und deutet auf ein knutschendes Pärchen neben der Bar.
„Warum sind alle gut aussehenden Männer schwul?“, frage ich.
„Oder verheiratet! Keine Ahnung“, zuckt Katja die Achseln. „Aber kann uns doch egal sein. Zum Glück haben wir beide ja einen Mann.“
„Ja schon, aber ...“ Ein Typ Marke Calvin Klein-Model läuft gerade an mir vorbei. Ich starre ihm mit offenem Mund hinterher. „Das ist nicht fair.“
„Was ist schon fair! Sag mir lieber, wie wir Toyboy unter den ganzen Kerlen, die hier herumlaufen, finden sollen?“, bringt mich Katja wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Harald hat gesagt, Toyboy habe blonde Haare und trage eine rote Hose als Erkennungszeichen“, erkläre ich.
Katja dreht sich einmal um die eigene Achse. „Super! Das ist alles, was dir unser Schwarzer Hengst6 an Information mit auf den Weg gegeben hat? Hast du dich mal umgesehen?“ Tatsächlich kann ich auf den ersten Blick bereits drei Männer ausmachen, die genau auf die Beschreibung von Toyboy passen.
„Tja, äh ... ich weiß auch nicht“, antworte ich. „Ich schätze, es kommt eine Menge Arbeit auf uns zu. Vielleicht sollten wir uns erst einmal einen Drink holen und dann weitermachen.“
Katja nickt. „Gute Idee.“
„Für mich einen Cosmopolitan“, rufe ich dem Kellner zu.
Katja wirft mir einen strengen Blick zu. „Pumbi, denk an deine Diät! Alkohol ist gar nicht gut für dich.“
„Ist mir egal!“, sage ich und zwinkere einem besonders scharfen Typen zu, der gerade an mir vorbeiläuft. Der Mann sieht mich an, als wüchsen mir kleine Antennen aus dem Kopf. Na, dann eben nicht!
Der Kellner kommt mit zwei Gläsern zurück. Er reicht mir meinen Cosmopolitan.
„Was trinkst du?“, frage ich und schaue interessiert zu dem Cocktailglas in ihrer Hand.
„Einen Kiba“, antwortet Katja.
„Kiba? Du meinst doch nicht etwa einen Kirsch-Bananen-Saft?“ Sie reicht mir wortlos ihr Glas.
„Da ist doch bestimmt Alkohol drin?“ Misstrauisch beäuge ich ihr Glas und nehme einen kleinen Schluck. „Tatsache! Kiba“, rufe ich überrascht. „Das habe ich das letzte Mal in der Oberstufe getrunken.“
Katja zuckt mit den Achseln. „Ich hatte gerade Lust darauf. Aber wir sollten uns lieber nach Toyboy umsehen, als die ganze Zeit über meinen Kiba zu quatschen.“
Da hat sie nun auch wieder recht! Mit unseren Gläsern in der Hand platzieren wir uns so, dass wir die gesamte Tanzfläche überblicken können.
Er gehört zu mir, wie mein Name
Weitere Kostenlose Bücher