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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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für dich tun kann“, sagt Janett. Ich werde in die Warteschleife gepackt. Fahrstuhlmusik dudelt mir ins Ohr. Ich hasse diese Art von Musik, die macht mich immer aggressiv.
    Es knackt in der Leitung.
    „Julia?“ Es ist Benni.
    „Hier ist deine unsichtbare, nicht vorhandene Freundin. Die Frau, über die du nicht sprichst“, platze ich heraus. Mittlerweile zittere ich am ganzen Körper. „Wenn du eine andere Frau suchst, kannst du mir das ruhig persönlich sagen. Ich könnte dir ein paar Tipps in dieser Hinsicht geben. Außerdem finde ich es ganz schön mies von dir, dass ich diese Tatsache aus dem Fernsehen erfahren muss.“ Ich schlucke. „Wenn ich dir nicht wichtig bin, dann sag es mir, und tu nicht so, als ob alles mit uns in Ordnung wäre“, beende ich meine kleine Ansprache.
    „Julia, ich befinde mich mitten in einer wichtigen Besprechung, deshalb wäre es schön, wenn du mir kurz erklären würdest, was eigentlich los ist.“ Bennis Stimme klingt gedämpft.
    „Das habe ich doch!“ Ich verschränke trotzig die Arme vor der Brust, was Benni leider nicht sehen kann.
    „Ich verstehe es trotzdem nicht.“ Im Hintergrund räuspert sich jemand leise. Anscheinend ist Benni nicht alleine. Wahrscheinlich hört er sich deshalb so komisch an, aber das ist mir im Moment egal.
    „Es geht um unsere Beziehung. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen“, schnaube ich wütend. „Die Moderatorin hat gesagt, dass du zu Deutschlands begehrtesten Junggesellen gehörst.“
    „Was?“ Benni scheint ernsthaft verwirrt.
    „Du bist noch auf der S-U-C-H-E nach der Frau fürs Leben“, sage ich betont langsam. „Das kannst du dir gerne online in der Mediathek anschauen, wenn du mir nicht glaubst. Also keine Ausrede!“
    „Sag mal, Julia, hast du was getrunken?“
    „Hä! Spinnst du! Es ist zehn Uhr morgens. Nein, natürlich habe ich nichts getrunken. Was soll die Frage überhaupt. So langsam bekomme ich den Eindruck, du hältst mich für eine Alkoholikerin“, fauche ich ihn an.
    „Du glaubst doch wohl nicht den ganzen Blödsinn, der da erzählt wird, oder?“, sagt Benni mit gepresster Stimme.
    Mit einem Mal bin ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher.
    „Ich stehe zu dir“, sagt Benni energisch. „Julia, die vom Sender  haben bestimmt bei mir im Büro angerufen und wollten ein Interview mit mir führen. Solche Anfragen kommen fast täglich. Die PR-Abteilung hat klare Anweisung, alle Interviewanfragen abzulehnen, die sich nicht auf den Verlag beziehen. Was da gesendet wurde, ist auf deren Mist gewachsen. Aber das muss ich dir als Medienprofi doch eigentlich nicht erklären, oder?“
    „Aber ...“, hauche ich in den Hörer. Für einen Moment bin ich sprachlos. „Und warum gibst du keine privaten Interviews?“, frage ich. „Es wäre doch nicht schlimm, wenn du ein bisschen aus dem Nähkästchen plauder n würdest. Schließlich hast du nichts zu verbergen und ...“ Ich stocke. Plötzlich befällt mich ein schrecklicher Verdacht. „Oder hast du etwas zu verbergen?“ Ich hole tief Luft. „Benni, wenn es irgendetwas gibt, was ich wissen sollte, dann sag es mir bitte jetzt! Ist mit der Firma alles okay? Hast du Schulden? Hast du die Steuerfahndung am Hals? Müssen wir ins Ausland fliehen? Bitte, sag es mir!“ Mein Herz rast. Im Geiste sehe ich mich im Flugzeug auf dem Weg nach Südamerika sitzen, im Gepäck nur das Notdürftigste.
    Benni bricht in lautes Lachen aus.
    Ich starre verwirrt in den Hörer. Ist der Mann jetzt völlig von allen guten Geistern verlassen? 
    „Benni, das ist nicht witzig“, fauche ich.
    „Puschelchen, beruhige dich bitte. Nein, ich habe kein schreckliches Geheimnis vor dir. Wenn ich wirklich ein Problem hätte, wärst du die Erste, der ich davon erzählen würde. Weißt du, das ist eine Sache, die ich von meiner Mutter gelernt habe: Halte dein Privatleben strikt getrennt von deinen beruflichen Aktivitäten, dann bist du so gut wie unangreifbar. Und sollte beruflich mal etwas schiefgehen, dann hast du immer noch ein intaktes Privatleben“, erklärt Benni mit ruhiger Stimme. „Du gehörst zu mir. Du und ich, wir wissen das auch, ohne die Medien. Das sollte doch eigentlich genügen.“
    Zu meiner Erleichterung verpufft die Vision von mir und Benni auf der Flucht augenblicklich.
    Er schweigt kurz. „Julia, ich muss weitermachen.“
    „Entschuldige“, krächze ich. Mein Zorn ist verflogen, und ich fühle mich hundeelend. „Ich wollte dir nicht misstrauen, aber wir sehen uns so selten,

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