Champagnerkuesschen
dein Studio, und dir hat das Fotografieren doch immer so viel Spaß gemacht.“
„Julia, ich habe einfach keine Zeit und auch keinen Nerven dafür.“ Benni rauft sich die Haare. „Wenn im Verlag wieder alles ruhiger läuft ... vielleicht dann.“
„Das sagst du seit fast einem Jahr, und nichts hat sich verändert. Sieh dich doch mal an, Benni. Du bist nur am Arbeiten und hast noch nicht einmal mehr Zeit, mich zu meinem Fernsehtermin zu bringen!“ So, jetzt ist es raus.
Schweigen.
„Es tut mir leid, Süße. Ich würde dich wirklich gerne zu deinem Fernsehauftritt fahren, aber das Meeting morgen ...“
„... ist wirklich wichtig“, beende ich seinen Satz. „Ja, ja, ich weiß. Trotzdem hätte ich dich wirklich gerne bei mir gehabt. Als Glücksbringer sozusagen.“
„Das nächste Mal, versprochen!“ Er gibt mir einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Wenn es ein nächstes Mal gibt.“ Ich senke meinen Blick.
„Hey, sieh mich an.“ Ich schaue in sein Gesicht. Seine Augen halten mich gefangen. „Da bin ich mir sicher! Wenn die dich erst einmal vor der Kamera haben, geben die dich nicht wieder her.“
„Dein Wort in Gottes Ohr!“, sage ich wenig zuversichtlich. „Aber dann möchte ich wenigstens einen Kuss von dir! Sozusagen als Motivation!“
„Nichts leichter als das.“ Benni senkt seine Lippen auf meine. Okay! Der Mann kann definitiv küssen. Da will ich mal Nachsicht walten lassen und ihm seine fehlende Aufmerksamkeit mir gegenüber verzeihen.
„Viel Glück!“, verabschiedet sich Benni und lächelt mich an.
„Danke!“ Ich werfe ihm einen Luftkuss zu. „Das kann ich gebrauchen!“
10. Julias Facebook-Status: Showtime ...
Ich probiere alles an, was mein Kleiderschrank zu bieten hat. Ohne Erfolg!
„Lass uns doch mal bei mir schauen, vielleicht findest du da das Richtige“, schlägt Katja vor. Ich willige sofort ein, denn Katjas Kleiderschrank bietet alles, was das Frauenherz begehrt. Wie die Orgelpfeifen sind ihre Kleider und Anzüge ordentlich nebeneinander aufgereiht. Katja hat sogar ihre Blusen farblich sortiert. Weiß hängt ganz außen und Schwarz am Ende der Stange. Unglaublich. Dazwischen baumeln kleine rosa Duftsäckchen, von denen ein verführerisches Aroma ausgeht. Angeblich sind die Dinger auch gut gegen Motten (wobei die armen Tierchen bei Katjas Sauberkeitsfimmel eh keine Chance hätten). Die Handschuhe, Mützen und Schals hat sie in einem kleinen runden Karton gelagert. Ihre Schuhe sind, auf eigens dafür angefertigten Haltern, paarweise aufgespießt. Jedes Teil hat auf diese Weise sein angestammtes Plätzchen.
„Wie schaff st du das nur, bei mir herrscht totales Chaos in meinem Schrank“, seufze ich.
„Ordnung ist das halbe Leben. Außerdem bringt es mir Spaß!“, erklärt Katja. Das ist definitiv eine der vielen Sachen, die wir nicht gemeinsam haben.
„Na, dann lass mal loslegen, schließlich haben wir nicht den ganzen Tag Zeit“, sagt Katja. „Was meinst du? Eher etwas seriöses oder sportlich locker?“
„Nicht zu aufgedonnert . Ich möchte nicht wie Olivia Jones aussehen“, lache ich. „Wobei – ihre Beine hätte ich gerne, da kann man als Frau nur neidisch werden.“
Knapp eine Stunde später habe ich, bis auf Katjas Unterwäsche, alles anprobiert, was ihr Kleiderschrank zu bieten hat. Mit Erfolg! Zwar habe ich kein Kleid gefunden, was mich nicht weiter überrascht hat, schließlich ist Katja deutlich schlanker als ich gebaut. Aber dafür einen puderfarbenen Blazer, zu dem ich eine pastellfarbene Bluse trage, Jeans und Pumps dazu in der angesagten Farbe Nude.
„Du siehst hammermäßig aus“, kommentiert Katja begeistert, während als ich mich im Spiegel betrachte. „Die Telefone des Senders werden heiß laufen von begeisterten Anrufen der Zuschauer.“
„Jetzt hör aber auf“, winke ich grinsend ab. „Ist das nicht ein bisschen zu viel?“
„Du spinnst wohl. Wolltest du etwa in Jogginghose und T-Shirt dort aufschlagen? Nein, du siehst dem Anlass entsprechend gut aus. Wenn die dich so sehen, bieten die dir sofort einen Vertrag als Moderatorin an!“
Bei dem Wort „Moderatorin“ zieht sich alles in mir zusammen. Meine Hände sind nass wie zwei Schwämme und mein Herz rast, wie kurz nach einem Dauerlauf. „Ich glaube, ich kann das nicht“, seufze ich und lasse mich auf den Boden sinken.
„Du bist ein klassischer Fall von Lampenfieber“, sagt Katja. „das geht allen Stars so vor ihrem ersten Auftritt. Jahrelang hast du mir
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