Champagnerkuesschen
bittet Sie, noch einen kleinen Moment zu warten. Sie kommt gleich, um Sie abzuholen“, teilt mir die Blondine mit, der man ansieht, dass sie selten lacht.
Ich tigere unruhig vor dem Empfang auf und ab. Mein Herz rast so, dass ich befürchte jeden Moment ohnmächtig zu werden. Noch kann ich abhauen! Ich werfe einen Blick auf die Empfangs-Blondine, die interessiert zu mir rüber starrt. Genau in diesem Moment kommt Frau Bogner um die Ecke gebogen.
„Julia!“, begrüßt sie mich. „Schön, dass sie pünktlich sind, dann haben wir noch ein bisschen Zeit für eine kleine Führung durch den Sender. “
„Danke. Ich freue mich, hier zu sein“, piepse ich zurück.
„Und ... schon aufgeregt?“
Ich scheiße mir vor Angst fast in die Hose! Aber das sage ich nicht. „Ein wenig“, murmele ich stattdessen.
„Lampenfieber“, winkt Alina Bogner ab. „Die meisten Menschen, die das erste Mal vor der Kamera stehen, bekommen vor Aufregung fast kein Wort heraus.“
Na toll, bis jetzt habe ich mir um mein Mundwerk keine Sorgen gemacht. Zum Leidwesen meiner Mitmenschen kann ich immer und überall sprechen. Aber jetzt habe ich plötzlich Angst, dass es das erste Mal in meinem Leben nicht klappen könnte.
„Bevor wir ins Studio gehen, bringe ich Sie noch zur Maske.“
Ich nicke.
„Hier sitzen die Redakteure.“ Sie deutet auf ein typisches Großraumbüro. „Und dort hinten sitzt die Aufnahmeleitung.“ Frau Bogner zeigt mit dem Kopf in Richtung mehrerer verschlossener Türen am Ende des Ganges.
„Da vorne geht es zu den Toiletten, falls Sie noch mal müssen.“
Ah, endlich eine wichtige Info. Ich habe eine von Natur aus nervöse Blase, die sich genau dann zu Wort meldet, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann. Ich lächele Frau Bogner dankbar an. Wir gehen an mehreren verschlossenen Türen vorbei, über denen eine rote Lampe leuchtet. Neugierig schiele ich auf das Schild darunter: Vorsicht Aufnahme!
„Das sind die Aufnahmestudios“, erklärt Frau Bogner, als sie meinen Blick auffängt. „Wir sind heute in Studio 3!“
Oje! Mein Herz macht einen nervösen Hüpfer. Ich schlucke trocken. Es klingelt. Hektisch schaue ich auf das Display meines Handys. Nichts. Alina Bogner nimmt ihr Telefon zur Hand.
„Hallo Andreas“, begrüßt sie den Anrufer am anderen Ende der Leitung. Sie bleibt stehen. „In Ordnung. Ich bringe Frau Löhmer gerade in die Maske.“
Ob das Andreas Neumann am Telefon ist? Ich bin schon schrecklich gespannt, wie er im wahren Leben ist.
„Ich richte es ihr aus. Bis gleich.“ Frau Bogner steckt ihr Handy zurück in die Tasche. „Wir sind da. Die Maske“, sie stößt die schwere Tür auf. „Ich liebe diesen Raum. Er ist sozusagen die letzte Bastion vor dem Sturm. Sobald Sie aus der Maske ins Studio kommen, wird es hektisch.“ Sie lächelt.
„Ach, bevor ich es vergesse.“ Sie deutet auf ihr Handy. „Ich an Ihrer Stelle würde das Telefon lieber jetzt schon ausschalten, damit Sie es nicht vergessen und das Handy nicht während der Sendung klingelt.“
„Kein Problem“, sage ich betont lässig. „Das vergesse ich bestimmt nicht. Wann kommt Herr Neumann?“, frage ich. Ich bin schrecklich nervös.
Alina Bogner legt den Kopf leicht schräg. „Andreas ist leider aufgehalten worden. Er lässt ihnen ausrichten, dass er sich schon sehr auf das Gespräch mit Ihnen freut.“
Wir treten in den Raum. Eine sympathische Mittdreißigerin empfängt uns. „Hallo Alina. Und Sie müssen Frau Löhmer sein.“ Sie reicht mir die Hand.
„Das ist Tina, unsere Maskenbildnerin. Sie wird sich um Sie kümmern und Sie kamerafein machen. Bis Sie fertig sind, weiß ich mehr.“ Frau Bogner nickt Tina zu. „Ich hole Frau Löhmer dann so in einer halben Stunde wieder ab, um noch die letzten Feinheiten zu besprechen.“
Tina nickt. „Geht klar!“
„Bis später dann“, verabschiedet sich Frau Bogner.
„Bitte, setzen Sie sich doch“, fordert mich Tina auf und beäugt mich aufmerksam, während ich mich in den bequemen Stuhl vor dem Spiegel fallen lasse. Wahrscheinlich verschafft sie sich gerade einen Überblick, welche Art von Restaurierungsarbeiten in meinem Fall von Nöten ist, damit ich vor der Kamera einigermaßen ansprechend aussehe.
Vor mir ausgebreitet sind ganze Paletten von Lidschatten, Make-up und Rouge zu bewundern. Große, kleine, dicke und dünne Pinsel liegen fein säuberlich aufgereiht daneben. Eine Batterie von Haarprodukten steht am Ende des Tisches und lässt in mir die Hoffnung
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