Champagnerkuesse in Sydney
in Grün- und Blautönen.
„Erinnert mich an das Meer.“ Nachdenklich legte er den Kopf schief. „Genauer gesagt, an das Wasser in der Bucht von Cathedral Cove. Ich habe dort kürzlich einen alten Kollegen besucht.“
Wie vom Blitz getroffen, zuckte Callie zusammen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Nick.
Sie nickte und ging weiter. „Ja.“
„Hast du es gemalt?“, fragte er leichthin.
„Ja.“ In Anbetracht ihres Äußeren war es nicht verwunderlich, dass er ihr Hobby erraten hatte. Doch ihre Bilder gingen ihn absolut nichts an, dazu waren sie viel zu persönlich. Das Malen war für Callie wie eine Therapie. Ihre Bilder zeigten ihre Stimmung, den Zustand ihrer Seele. Vor sechs Monaten erst hatte sie all die düsteren, traurigen Bilder verbrannt, die in der Zeit nach der Trennung von Jason entstanden waren. Auf ihren heutigen Bildern hatten leuchtende, wütende Farben wie Orange und Rot dominiert.
Sie öffnete den Kühlschrank. „Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“
Als er nicht antwortete, drehte sie sich um und sah ihn in ein weiteres ihrer Bilder vertieft. Langsam wandte er sich zu ihr um. „Nein, danke.“
Sie zuckte mit den Schultern und nahm sich eine Flasche Wasser. „Da wir wohl nicht darum herumkommen, miteinander zu arbeiten, sollten wir uns bemühen, freundlich zueinander zu sein.“
„Ich bin immer freundlich.“ Er legte die Unterlagen auf den Küchentisch. Callie konnte nur mit Mühe ein ungläubiges Schnauben unterdrücken. „Würdest du deine Drohungen auch als freundlich bezeichnen?“
Er lächelte sanft. „Das ist alles eine Frage der Interpretation: allein oder einsam sein, Drohung oder großzügiges Angebot …“
Allein oder einsam sein … Als hätte ihre gemeinsame Vergangenheit unter den neuen Umständen noch einen Platz zwischen ihnen! „Bitte erinnere mich niemals wieder an diesen Abend. Ich versuche, ihn zu vergessen.“ Dass sie trotz harter Bemühungen keinerlei Erfolge vorzuweisen hatte, verschwieg sie ihm besser.
Er musterte sie eindringlich. „Ich erinnere mich immer wieder gern daran.“
Callie musste schlucken. Sein bloßer Anblick, das Leuchten seiner Augen, das kleine V gebräunter Haut, das zwischen den Knöpfen seines Kragens zum Vorschein kam … „Das solltest du unterlassen. Wir sind Geschäftspartner.“
„Denkst du wirklich nie daran? Manchmal vielleicht, wenn du gerade eigentlich mit etwas ganz anderem beschäftigt bist? Und plötzlich fallen dir wieder irgendwelche Details aus jener Nacht ein?“
„Nein, niemals“, antwortete Callie schroff. Sie durfte sich keinesfalls auf solche Gespräche einlassen, denn schon jetzt drohte Nick, ihre Selbstbeherrschung und Entschlossenheit mit seiner bloßen Anwesenheit zu zerstören. Er war heute wesentlich entspannter als bei ihrem letzten Treffen, und das machte ihn nur noch gefährlicher.
Er schaute ihr direkt in die Augen. Offenbar wusste er, dass sie log.
Sie wich seinem Blick aus und goss Wasser in zwei Gläser. „Danke“, sagte er mit einem Anflug von Ironie.
„Ich möchte mich schnell umziehen. Vielleicht wartest du einfach auf der Veranda.“ Eigentlich hatte sie sich mit ihm an den Esstisch setzen wollen, doch plötzlich erschien es ihr undenkbar, sich auch nur eine Sekunde länger mit ihm in einem geschlossenen Raum aufzuhalten.
Aber Nick schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich wohl hier.“
„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass es unhöflich ist, in jemandes Küche zu sitzen, wenn derjenige es nicht möchte?“
„Dann also die Veranda.“ Er lächelte siegessicher, so als würde er sich darüber freuen, Callie provoziert zu haben.
„Dort ist es schattig und kühl.“
Noch immer lächelnd, nahm er das Wasser und die Unterlagen und verließ die Küche. Um Zeit zu gewinnen, wusch Callie sich im Badezimmer ganz besonders langsam die Hände und zog ein frisches T-Shirt an. Ob Nick wusste, wie sehr sein Lächeln sie verwirrte?
Sie schüttelte den Kopf. Das hier war ein Geschäftstermin. Sie würde alle seine Fragen beantworten können, dann würde er gehen müssen und hoffentlich nicht so bald wiederkommen.
Als Callie gerade das Badezimmer verlassen wollte, fiel ihr Blick auf den Schwangerschaftstest, den sie gekauft hatte. Ihre Periode war jetzt schon viel zu spät, und lange würde sie den Test nicht mehr hinauszögern können. Für einen kurzen Moment ließ sie sich auf den Badewannenrand sinken und atmete tief durch, um ihre Gedanken zu sammeln. Dann steckte sie
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