Champagnerkuesse in Sydney
gestellt hatte, schien sie zu vergessen, mit wem sie sprach. Offen berichtete sie von ihren Erfolgen und ihren Niederlagen, davon, wie hart es in der Anfangszeit gewesen war, Ivy Cottage PR über Wasser zu halten. Nick konnte nicht verhindern, dass er leise Bewunderung für Callies Durchhaltevermögen und ihren Einsatz empfand.
Sie war sogar so fair, Jasons Verdienste um die Agentur zu erwähnen, trotz allem, was ihr Ex ihr angetan hatte. Nick spürte, wie ihm sein neuer Schwager immer unsympathischer wurde.
Mit der Zeit redete Callie sich in Fahrt, und jede seiner Nachfragen schien sie weiter aus der Reserve zu locken. Er hätte ihr stundenlang zuhören können – nein, er hörte ihr stundenlang zu, lachte mit ihr, beobachtete sie, ohne zu merken, wie die Zeit verstrich.
Als sie plötzlich aufsah, folgte er ihrem Blick und stellte voller Überraschung fest, dass die Sonne bereits dicht über dem Horizont stand. Betreten hob Callie die Hand vor den Mund. „Tut mir leid. Ich wollte nicht so lange reden. Jetzt sind wir nicht einmal die Berichte durchgegangen.“
Er schüttelte den Kopf und beugte sich vor. „Was mich betrifft, musst du dir keine Sorgen machen.“ Er suchte ihren Blick. „Ich habe heute nichts weiter vor, als zu Abend zu essen und mich dann in mein Hotelbett zu legen.“
Für einen langen Moment blieben ihre Blicke aneinander haften, dann sah sie weg. Nick spürte deutlich, wie sehr seine Anwesenheit sie verwirrte, dass er sie auf eine Weise aus der Fassung brachte, die sie nicht einmal vor sich selbst eingestehen wollte.
„Wie lange malst du eigentlich schon?“, fragte er, teils aus Interesse, teils, um das Thema zu wechseln.
„Solange ich denken kann. Ich hatte sogar angefangen, Kunst zu studieren.“ In ihrer Stimme lag eine unbestimmte Sehnsucht, die fast schon an Wehmut grenzte.
„Angefangen?“
„Ich habe mich dann doch für BWL entschieden.“
„Warum?“
„Weil man damit echtes Geld verdient“, antwortete sie mit verstellter Stimme und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
„Wen hast du da gerade zitiert?“
Nachdenklich legte sie den Kopf schief, dann erschien ein feines Lächeln auf ihren Lippen. „Den damaligen Lebensgefährten meiner Mutter.“
„Du hast dein Studienfach gewechselt, um es jemandem recht zu machen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ganz so war es dann auch wieder nicht. Er ist damals gefeuert worden, und da wurde mir klar, dass ich etwas Solides haben möchte, das ich kontrollieren kann. Also habe ich Wirtschaft studiert, es hat einfach Sinn gemacht.“
„Nicht, wenn du eigentlich etwas anderes tun wolltest.“ Zu seiner eigenen Überraschung lachte er plötzlich auf.
„Was ist so witzig?“
„Dass dieser Rat ausgerechnet von mir kommt. Ich selbst habe damals meine Universitätswahl jemand anderem zuliebe getroffen.“
„Wie das?“
Er ließ seinen Blick über die weiten Hügel schweifen. „Meine damalige Freundin wollte in Adelaide studieren, also bin ich auch dorthin gegangen. Ich wollte bei ihr sein.“ Wollte er wirklich über so persönliche Dinge sprechen? Er wusste, dass dieser Themenwechsel nicht klug war – nicht bei den Gefühlen, die Callies Anwesenheit in ihm wachrief. Doch nun war es zu spät.
„Wenn ihr euch gemeinsam eine Universität ausgesucht habt, müsst ihr ja schon zu Schulzeiten ein Paar gewesen sein!“
„Ja, ich kannte sie sozusagen seit dem Sandkasten.“
„Und was ist aus euch geworden?“, fragte Callie scherzhaft.
„Sie hat mich wegen einer Affäre mit ihrem Englischprofessor verlassen.“ Es war das erste und letzte Mal gewesen, dass Nick sitzengelassen worden war.
„Ein schlechtes Geschäft.“ In ihrer Stimme klang keinerlei Spott mit, und so erlaubte Nick sich ein Lächeln.
„Das denke ich auch gerne.“ Wieso hatte er ausgerechnet Callie etwas aus seinem Leben erzählt, von dem so gut wie niemand wusste? Die Vergangenheit war vorbei und hatte keinen Platz im Hier und Jetzt. Was hatte diese Frau nur an sich, dass er einfach so seine Mauern einriss und sein Innerstes nach außen kehrte?
Wütend auf sich selbst, nahm er einen der Berichte vom Tisch. „Wie dem auch sei, das Durchsehen der Buchhaltungsunterlagen dürfte nicht lange dauern. Wir sollten uns nur über einige Unklarheiten unterhalten, die mir aufgefallen sind, und dann müssen wir uns für lange Zeit nicht wiedersehen.“ Die Unterlagen hatten ihm bereits nach wenigen Minuten verraten, dass sich Ivy Cottage PR in
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