Champagnerkuesse in Sydney
scharf: „Das ist sie auch. Was das Geschäftliche betrifft, jedenfalls. In ihrem Privatleben hat sie aber viel Pech gehabt. Sie hat gute Gründe für ihr Verhalten, und wenn ich sie irgendwie beschützen kann, dann werde ich das tun.“
„Ich möchte nicht, dass du mir bei meiner Arbeit über die Schulter guckst.“
Sein Blick glitt kurz zu ihrer Schulter und ihren Hals hinauf, dann sah er ihr wieder in die Augen.
Er erinnerte sich also doch an jene Nacht. Vielleicht, vermutlich sogar mit ebenso viel Widerwillen wie Callie selbst, aber er hatte nicht vergessen, was zwischen ihnen geschehen war. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
„Das kommt immer darauf an. Aufgrund der Umstände musste ich Ivy Cottage PR ganz gegen meine Gewohnheit aufkaufen, ohne mich eingehend zu informieren.“
„Erwartest du jetzt, dass ich dich bemitleide?“
Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen. „Wir können das hier einfach oder kompliziert über die Bühne bringen, Callie.“
„Was dann wohl so viel heißt wie: Ich tue, was du willst, oder du machst mir das Leben zur Hölle.“
„Ich besitze die Hälfte deines Unternehmens. Das bedeutet, dass wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen könnten. Aber ich sehe eigentlich keinen Grund dafür. Ich bin stiller Teilhaber, nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
„Will sagen, du hast Kontrolle und Einfluss.“
„Genau. Alles, was ich im Augenblick möchte, sind weitere Informationen. Sobald ich sie habe, ziehe ich mich zurück und lasse dich in Frieden arbeiten.“
Würde das wirklich so einfach werden? „Was willst du denn wissen?“
„Nun, für eine sorgfältige Prüfung ist es etwas zu spät, aber ich würde dennoch gern eure Buchhaltungsunterlagen durchsehen.“
Callie musterte seine ruhige, selbstsichere Miene. War das wirklich derselbe Mann, der auf der Hochzeit von Freiheit gesprochen hatte? Freiheit, von wegen! Der Preis, den sie nun für eine einzige unbeschwerte Nacht bezahlen musste, war hoch: ein Leben in Sklaverei.
Natürlich konnte sie einfach Nein sagen, aber was würde das bringen? Mit zusammengekniffenen Lippen zog sie die Buchhaltungsunterlagen aus einer Schublade. „Das hier sind die Zahlen für das laufende Jahr.“
„Und wo sind die Unterlagen für die letzten fünf Jahre?“
Wortlos stand Callie auf, ging zum Aktenschrank hinüber und suchte die entsprechenden Ordner heraus. Während er die Papiere durchsah, konnte sie vielleicht ihren Anwalt anrufen und sehen, ob er ihr aus diesem Schlamassel heraushelfen konnte!
„Kann ich hier arbeiten?“
Meinte er das etwa ernst? Sie sah ihn an, doch seine Miene verriet nichts. „Natürlich nicht. Ich habe hier Kundentermine.“
Sein gelassener Blick ruhte noch immer auf ihr. „Wir könnten Spaß an der Zusammenarbeit haben, Callie.“
Sie atmete tief durch, doch sie schaffte es einfach nicht, sich zusammenzureißen. „Wir werden nicht zusammenarbeiten, und wir werden vor allem keinen Spaß miteinander haben. Nimm die Unterlagen und verschwinde.“
„Willst du mich etwa nicht unseren Mitarbeitern vorstellen?“
Das Entsetzen, das diese Vorstellung in ihr auslöste, konnte sie kaum verbergen. „Nicht heute.“
„Ich werde Fragen haben.“ Er wedelte erklärend mit den Unterlagen. „Wir sollten einen Termin für unser nächstes Treffen vereinbaren.“
Das Telefon klingelte, und Callie nahm, erleichtert über die Ablenkung, ab. „Mr. Keane von Rafting Tours ist da“, sagte Shannon.
„Ich bin in einer Minute für ihn da“, erwiderte Callie und legte auf. „Würdest du jetzt bitte gehen“, forderte sie Nick auf. „Ruf mich an, wenn du Fragen hast.“
„Würdest du mir bitte deine Privatnummer geben?“
„Als hättest du die nicht schon längst.“
Jetzt bestand kein Zweifel mehr: Er amüsierte sich! Vermutlich hatte er schon ein komplettes Dossier über sie anlegen lassen und einen Privatdetektiv auf sie angesetzt. Wahrscheinlich wusste er sogar, was sie zum Frühstück aß und welche Farbe ihre Strümpfe hatten.
Er nickte. „Du hörst von mir.“ Mit diesen Worten ging er auf die Tür zu.
„Nick?“
Er hielt inne.
„Kann ich mir sicher sein, dass du dich aus dem Geschäftlichen heraushältst, solange der Laden gut läuft?“
Er drehte sich um. „Versprochen.“
„Und auf dein Wort kann ich mich verlassen?“
„Dir bleibt wohl kaum etwas anderes übrig.“
Callie seufzte. Das hieß so gut wie nichts.
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