Champagnerkuesse in Sydney
sie ihm.
„Und wie?“
„Ich weiß es noch nicht.“ Schon wieder stellte Nick ihr Fragen, die sie nachts um den Schlaf brachten, weil sie einfach keine Antworten finden konnte.
„Ich helfe dir.“
Dass Callie ihm ohne jeden Zweifel glaubte, besorgte sie. Natürlich war ihr klar, dass er auch eigennützige Gründe verfolgte – immerhin ging es um sein Kind. Andererseits hatte sie das Gefühl, dass Nick auf ihrer Seite stand, ihr Rückendeckung geben würde. Er war kein schlechter Mensch, so viel musste sie ihm zugestehen. „Danke“, sagte sie einfach.
Eine Weile lang schwiegen sie beide. Dann öffnete Callie den Verschluss des Nagellackfläschchens und sah zu Nick auf. „Wenn du mir wirklich helfen willst, könntest du mir die Nägel lackieren.“
Ohne einen Anflug von Überraschung oder Widerwillen setzte Nick sich ans Fußende des Bettes und nahm ihr die Flasche ab. „Dann mal her mit deinen Füßchen.“
Callie konnte kaum glauben, dass er ihrer Bitte einfach so nachkam. „Weißt du denn überhaupt, wie das geht?“
Er lächelte. „Zwar ist es schon eine Weile her, aber Mel habe ich früher auch immer geholfen.“ Callie beobachtete, wie Nick mit sicheren Händen den Pinsel am Flaschenrand abstreifte. „Wie wird deine Familie eigentlich auf die Neuigkeiten reagieren?“, fragte er, während er eine Hand nach ihrem Fuß ausstreckte.
Zaghaft legte sie ihre Ferse in seine große Handfläche und beobachtete fasziniert, wie zart er mit dem winzigen Pinsel umging.
„Hast du überhaupt Familie?“ Vorsichtig trug er eine Schicht Lack auf ihren großen Zeh auf.
Sie nickte. „Meine Mutter.“
„Sonst niemanden?“
„Irgendwo da draußen habe ich auch einen Vater, aber ich hatte nie das Vergnügen, ihn kennenzulernen.“ Ihre Kindheit war schön gewesen, doch sie hatte immer das unbestimmte Gefühl gehabt, dass ihr etwas fehlte. Sie wollte nicht, dass ihr eigenes Kind mit demselben Mangel aufwuchs.
Erst lange Zeit und drei Zehen später sagte Nick wieder etwas. „Hast du es deiner Mutter gesagt?“
„Noch nicht.“
„Du könntest es ihr erzählen, wenn du unsere Verlobung bekannt gibst.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Träum weiter.“ Wie hatte sie nur glauben können, dass er sich so einfach geschlagen geben würde?
„Wie wird sie es aufnehmen?“
„Sie wird mich jedenfalls nicht kritisieren, falls du das meinst.“ Ihr Leben lang hatte sie sich bemüht, anders zu sein als ihre freigeistige Mutter, die auf jegliche Form von Konventionen pfiff. Tatsächlich befand sich Callie durch ihre ungeplante Schwangerschaft zum ersten Mal in einer Lebenssituation, die an ihre Mutter erinnerte.
Nick sah von ihrem Fuß auf. In seinem fast schon zärtlichen Blick lag Besorgnis. „Eigentlich wollte ich wissen, ob sie dich unterstützen wird.“
„Ja, wenn ich sie darum bitte.“ Und genau da lag das Problem. Callie war einfach nicht der Typ, der um Hilfe bat. Genauer gesagt, hatte sie das Gefühl, damit ihre eigene Schwäche einzugestehen. Sie wusste, dass das dumm war, denn ihre Mutter würde sich über ein Enkelkind über alle Maßen freuen und es mit Zärtlichkeit überschütten – wenn sie ausnahmsweise einmal im Lande war. „Und was ist mit deiner Familie?“
Er zuckte mit den Schultern, so als habe er bisher keinen Gedanken daran verschwendet. „Solange sie das Gefühl haben, dass das Kind Teil unserer Familie ist, werden sie sich freuen.“
Aus seinem Mund klang das unendlich einfach.
Da ihr linker Fuß fertig lackiert war, zog Callie ihn aus Nicks Hand und legte den rechten hinein. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke, und sie hatte kurz das Gefühl, dass alles gut werden würde, sie gemeinsam alles schaffen könnten.
„Und was ist mit dir selbst?“ Sein Blick wurde fragend. „Kannst du damit leben, eine alleinerziehende Mutter zu sein?“
Callie atmete tief durch. „Ich denke, das Schicksal versucht mir gerade mitzuteilen, dass man nicht alles planen kann und ich nicht erwarten kann, ein Bilderbuchleben zu führen. Du weißt schon … eine lange Beziehung, dann eine Hochzeit, schließlich Kinder …“
Lange Zeit sagte keiner von ihnen ein Wort. „Liebe, Hochzeit, Kinder. War es das, was du dir von Jason erhofft hast?“, brach Nick schließlich das Schweigen.
„Ja. Und er hat nichts davon jemals ausgeschlossen – bis ihm jemand Besseres über den Weg gelaufen ist.“
Nick hielt kurz in seinen Bewegungen inne. „Glaubst du, dass er Melody nur geheiratet hat, weil sie
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