Champagnerkuesse in Sydney
gearbeitet.“
„Und eure Mutter?“
Diesmal fiel Nicks Schweigen noch länger aus als beim ersten Mal. „Sie ist gestorben, als Melody drei war.“
Betroffen zuckte Callie zusammen. Dann war Nick kaum dreizehn gewesen, als er seine Mutter verloren hatte! Unendliches Mitgefühl für die beiden Geschwister durchströmte sie.
„Unsere Großmutter Rosa hat sich um uns gekümmert“, fügte er hinzu. „Uns hat es niemals an etwas gemangelt.“
Nachdenklich musterte Callie sein scharf geschnittenes Profil. Seine Stärke und Unabhängigkeit schienen einen hohen Preis gehabt zu haben.
„Steht ihr euch noch immer so nahe?“
„Wir sind eine Familie.“ Er sagte es, als würde dieser eine Satz alles erklären. Und erst gestern Nacht hatte er ihr mitgeteilt, dass auch sie nun ein Teil dieser Familie sei. „In den letzten Jahren ging es Mel besser. Weil das Weingut so erfolgreich läuft, hat sie Selbstbewusstsein gewonnen. Sie ist intelligent und gewitzt. Doch unsere Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Und manchmal holt sie Melody noch ein.“
Und was war mit Nick? Inwiefern hatte der Verlust seiner Mutter ihn geprägt? Hatte er deswegen solche Schwierigkeiten, sich innerlich auf andere Menschen einzulassen?
„Auf jeden Fall hat sie jetzt kein Problem mehr mit dir. Sie meint, es muss wohl an den Hormonen gelegen haben.“
Callie lächelte. Mittlerweile kannte sie das selbst nur zu gut. Seit sie schwanger war, stiegen ihr manchmal sogar wegen einer kitschigen Fernsehwerbung die Tränen in die Augen. „Wann kommt Jason denn zurück?“
„Möchtest du gerne, dass er anwesend ist?“ Nick sah noch immer konzentriert auf die Fahrbahn, doch Callie spürte, dass seine ganze Aufmerksamkeit eigentlich ihr und ihrer Antwort galt.
„Seit er dir die Anteile verkauft hat, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Um ehrlich zu sein, gibt es schon das eine oder andere, das ich ihm gern sagen würde.“ Leise lachte sie auf. „Aber ich denke, es wäre klüger, es bleiben zu lassen.“
„Er ist in Kalifornien und kommt erst nächste Woche wieder.“
Noch immer verriet sein Verhalten nicht, ob er Callie glaubte, dass sie nicht nichts mehr für ihren Exfreund empfand.
Etwa eine Stunde später fuhren sie durch die gepflegten Weinberge von Cypress Rise, die in spätsommerliches Grün und Braun getaucht waren. „Ich staune immer wieder, wie wunderschön es hier ist“, meinte Callie kopfschüttelnd.
„Möchtest du erst ins Haus oder gleich in die Winzerei?“
„In die Winzerei, danke. Ich habe den Eindruck, dass ich heute viel zu tun haben werde.“
Ein paar Meilen später lenkte Nick den Wagen durch ein eindrucksvolles, schmiedeeisernes Tor, das in eine niedrige Steinmauer eingelassen war. Schließlich fuhr er vor dem großen alten Gutshaus vor und öffnete Callie die Wagentür.
Er führte sie zu dem einfachen Bürogebäude, in dem die Verwaltung untergebracht war. Hinter einer verglasten Tür saß Melody an einem wuchtigen alten Holzschreibtisch an ihrem Computer. Bei ihrem Anblick war Callie sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie zornig sein oder Mitleid empfinden sollte, weil die junge Frau gedacht hatte, dass Callie ihr ihren Ehemann ausspannen wollte. Melody sah auf, und bei Callies Anblick wurde sie leicht rot. Dann stand sie auf und kam auf die beiden Neuankömmlinge zu. „Ich bin so froh, dass ihr kommen konntet. Wie geht es Marcs Schwester?“ In ihrem Blick lag ein Anflug von Argwohn, so als würde sie Callie noch immer nicht ganz über den Weg trauen.
„Ihr Zustand ist stabil.“
„Wir waren alle erschüttert, als wir davon gehört haben. Ich kenne sie zwar nicht, aber ich habe gern mit Marc zusammengearbeitet. Er hat einen wunderbaren Sinn für Humor. Wir haben seiner Schwester Blumen zukommen lassen …“ Sie verstummte.
Melodys verlegenes Stammeln zeugte davon, wie sehr die Situation sie verunsicherte. Erst jetzt wurde Callie bewusst, was für ein Eiertanz die kommenden Tage werden würden. Sie wusste noch nicht einmal, ob sie die Hochzeit erwähnen oder nach den Flitterwochen fragen sollte. Ohne ihre Vorgeschichte hätte sie mit alldem kein Problem gehabt, doch angesichts Melodys Unsicherheit wusste sie einfach nicht, wie sie sich verhalten sollte. „Ich kann mir vorstellen, dass ihr hier ganz schön unter Druck steht.“ Arbeit – das war sicheres Terrain. „Gibt es irgendetwas, das sofort erledigt werden muss?“
„Ja.“ Auf der Stelle entspannte sich Melody merklich, und Callie
Weitere Kostenlose Bücher