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Champagnernaechte sind gefaehrlich

Titel: Champagnernaechte sind gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Anspannung geführt, sondern der Gedanke, daß er davongelaufen war, um sich bei seiner Rückkehr in derselben Situation zu befinden wie vorher. Gefangen in wildem Verlangen, das er auch in den Augen von Cashs kleiner Schwester las.

    *
    „Hat dich das Gewitter auf der falschen Seite vom Picture Wash erwischt?"
    Langsam drang Susans leise Frage in Scotts aufgewühlte Gedankenwelt ein, genauso wie alles, was nicht ausgesprochen wurde - ihr Zögern, mit ihm zu reden, ihre Sorge, weil er da draußen gewesen war, dem Donner ausgeliefert, der über den Gipfeln getobt und die Täler erschüttert hatte, ihr sehnlicher Wunsch, die geliebte Stimme zu hören.
    Er kannte die Qual dieser Sehnsucht, denn sie hatte auch ihn verfolgt. Im Wind, in der Dunkelheit, in den Silberschleiern des Regens vor uralten Klippen hatte r Susans Stimme zu hören geglaubt. Mehr als einmal war er nachts erwacht, in der Gewißheit, er müßte nur neben sich greifen, um ihren warmen, weichen Körper zu spüren. Aber seine tastenden Hände hatten nur Finsternis und Kälte gefunden, die rostfarbene Erde seines Camps im entlegenen Canyon.
    „Nein", anwortete er. „Ich war in einem Seitencanyon, unter überhängenden Klippen, die den Regen abhielten."
    „Wie im September-Canyon?"
    „Ja. Hat Cash dir davon erzählt?"
    „Nein, das hast du getan, vor ein paar Jahren. Damals gabst du mir eine Anasazi-Scherbe, die du am September-Creek gefunden hattest. Ich benutze sie immer noch. Sie ist mein Talisman und erinnert mich an alles, was in ferner Vergangenheit geschehen ist - an alles, was vielleicht kommen wird." Susan schaute an Scott vorbei, und in ihrer Phantasie sah sie den Canyon, dessen Existenz sie ebenso fasziniert hatte wie ihn. Sowohl der Canyon wie auch der Mann waren abweisend, entrückt, bezwingend.
    Er hielt den Atem an, denn ihre Stimme klang so wehmütig, daß ihm die Kehle eng wurde.
    „Cash hat versprochen, mit mir in den September-Canyon zu reiten, wenn er im August hierherkommt", fuhr sie fort. „Dann werde ich den Wind und den Regen schmecken und das Wasser über die Felsen rauschen hören und in jedem Schatten eine Kultur erblicken, die schon alt war, bevor Columbus seine Segel gesetzt und die Neue Welt entdeckt hat."
    „Ich habe nie Ruinen gefunden", erklärte Scott. „Es gibt welche, das weiß ich, wahrscheinlich weiter oben am September-Creek oder im Picture Wash, vielleicht sogar in Black Springs." Seine Augen schienen in weite Fernen zu schweifen, dann zuckte er die Achseln und beugte sich wieder über seinen Teller. „Die Ranch beanspruchte mich viel zu sehr, als daß ich genug Zeit finden würde, um Legenden nachzujagen."
    „Es wundert mich, daß Cash noch keine Indianerruinen entdeckt hat. Er muß schon jeden Quadratzentimeter der Rocking M erforscht haben."
    Scott schüttelte den Kopf. „ Manche Teile dieses Landes hat noch kein Mensch betreten, weder ein Weißer noch ein Indianer. Außerdem hat sich Cash nur in Felsengelände aufgehalten. Er sucht nach Granit und Quarz. Aber die meisten Ruinen stehen in trockenen Flußbetten, die sich zwischen Sandsteinwällen dahinwinden. Da gibt's kein interessantes Gestein. Aber es ist ein schönes Land. Wild wie ein Adler und genauso schwer zu erobern."
    „Die Anasazi und ihre natürlichen Festungen ..." Eifrig schaute Susan ihn an und war froh, endlich ein neutrales Thema gefunden zu haben, das sie beide interessierte. „Hast du dir jemals überlegt, was sie so sehr geängstigt haben mag, daß sie sich in diese abgeschiedenen Canyons zurückzogen?
    „Andere Menschen, was sonst? Man macht sich nicht die Mühe, auf steilen Klippen Städte zu bauen, das Leben aller Männer, Frauen und Kinder zu riskieren, die über Felswände klettern müssen, um Wasser zu holen oder die Felder zu bestellen - wenn man nicht vor dem Wesen fliehen muß, das gefährlicher ist als alle Tiere, vor dem Menschen."
    „Letzten Endes hat die Flucht den Anasazi nichts genützt. Die Ruinen sind geblieben, das Volk ist längst entschwunden."
    „Vielleicht", sagte Scott leise. „Und vielleicht ist es so ähnlich, als würde man um die Kelten trauern. Sie sind vermutlich nicht ausgestorben, sondern anders geworden. Ich glaube, einige Anasazi sind aus ihren Festungen herabgekommen, und dann ist eine Veränderung mit ihnen vorgegangen. Sicher fließt in den Adern der Ute, Apache, Navaho, Zuni und Hopi auch Anasazi-Blut."
    Interessiert beugte sie sich vor. „Das klingt so, als hättest du die Geschichte der

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