Champagnernaechte sind gefaehrlich
wünschen, so sehr, daß wir uns nicht anschauen können, ohne zu zittern?
„Danke", sagte er zu Susan, etwas schärfer als beabsichtigt.
Sie lächelte sanft und unsicher, weil seine Miene so abweisend war. Fünf Tage hatte er auf der Weide verbracht. Schon vorher war er distanziert gewesen, seit seinem Streit mit Ten vor fast vier Wochen. Der Verwalter hatte sich geweigert, darüber zu reden. Jetzt schien es kein böses Blut mehr zwischen den beiden Männern zu geben.
Selbstvergessen beobachtete sie ihn. Er hatte sich sehr verändert in diesen fünf Tagen. Dunkle Bartstoppeln bedeckten das Kinn und die Wangen und ließen die weißen Zähne um so heller aufblitzen, wenn er lächelte, was nur selten geschah. Er wirkte müde, als hätte er genauso schlecht geschlafen wie sie.
Mühsam riß sie sich von seinem Anblick los und kehrte in die Küche zurück. Das Geschirr war schon gespült, der Teig für die Kekse angerührt. Gleichgültig, wie viele sie backte, sie verschwanden innerhalb weniger Stunden. Manchmal hegte sie sogar den Verdacht, die Männer würden sie an die Kühe verfüttern.
„Gibt's Kaffee?" rief Scott aus dem Eßzimmer herüber.
„Ja, reichlich. Habt ihr genug Sauce?"
„Davon kannst du uns auch noch was bringen."
Lächelnd trug sie den Saucetopf und die Kaffeekanne in den Nebenraum. Ten war inzwischen gegangen. Wo ist dein Freund?" fragte sie.
Unwillig schnitt Scott eine Grimasse. „In der Schlafbaracke, nehme ich an. Wieso? Brauchst du ihn?"
„Nein. Ich habe mir nur überlegt, was aus Cosys Hand geworden ist."
Scott griff nach dem Saucentopf und ertränkte seine Kartoffeln. „Was hat er denn diesmal wieder angestellt?"
„Er hat sich geschnitten und wollte nicht zum Arzt gehen. Also habe ich die Wunde genäht, so gut ich's konnte. Aber ich bin keine Chirurgin."
„Du hast - was?" Entgeistert starrte er sie an.
„Cash hat mir schon vor Jahren beigebracht, wie man Wunden zunäht, und in meinem Erste-Hilfe-Kasten hatte ich alles, was ich dafür brauchte. Bei seinen geologischen Expeditionen hat er sich ständig die Hände aufgeschnitten. Von einem Verband wollte Cosy nichts wissen. Er sagte, Nadel und Faden würden ihm völlig genügen. Als ich fertig war, tat er noch mein Gentianaviolett auf die Wunde. Damit habe ich auch das Kalb behandelt, das sich am Drahtgitter geschnitten hat."
Er schaute zu, wie sie ihm Kaffee eingoß. Mit unerwarteter Grazie handhabte sie die schwere Kanne, fast zwei Monate waren seit Susans Ankunft auf der Ranch vergangen. Inzwischen hatte sie gelernt, mit den massiven Küchengeräten umzugehen. Du machst das wirklich gut", meinte Scott.
Verwirrt sah sie auf. „Was?"
Für ein paar Sekunden vergaß er, was er hatte sagen wollen. Ihre Augen waren seinen so nahe, klare, blaugrüne Teiche, die von innen her leuchteten. Die vollen rosa Lippen mußten auf den hungrigen Mund eines Mannes wie eine Einladung wirken. Die schwere Kanne", entgegnete er schließlich. „Du hebst sie hoch, als hättest du dein Leben lang nichts anderes getan."
„Der Schmerz ist ein erfolgreicher Lehrer. Wenn man sich zwei- oder dreimal verbrüht hat, ist man klüger geworden."
Seine Augen verengten sich. Der Schmerz ist ein erfolgreicher Lehrer . . . Scott fragte sich, ob Ten recht hatte, ob Susan wirklich nur auf die Rocking M gekommen war, um sich vom Schmerz ihrer Liebe zu einem Mann zu befreien, der sie nicht wollte.
Aber er wollte sie. Er begehrte sie so sehr, daß er körperliche Schmerzen willkommen hieß, weil sie ihn von seelischen Qualen ablenkten. Wann immer er sah, was er nicht haben konnte, tat sein Herz weh. Auch wenn sie inzwischen ihre Unschuld verloren haben mochte - sie war immer noch die kleine Schwester seines besten Freundes. Und selbst wenn sie eine Fremde gewesen wäre - es stand nach wie vor fest, daß eine Frau das rauhe Leben auf der Rocking M nicht ertragen konnte. Diese bittere Erfahrung hatten alle MacKenzie-Männer machen müssen.
Aber da war Susan, schaute Scott mit großen, sehnsüchtigen Augen an, entfachte ein wildes Feuer in seinem Körper und zwang ihn, ein Stöhnen und einen Fluch zu unterdrücken. Hör auf, mich so anzustarren, befahl er ihr stumm. Hör auf, mich zu begehren. Merkst du denn nicht, was du mir antust? Ist das die Rache für das, was ich dir vor zwei Jahren angetan habe?
Müde rieb er sich den Nacken und versuchte die verkrampften Muskeln zu lockern. Nicht die langen, anstrengenden Tage auf der Weide hatten zu dieser
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