Champagnernaechte sind gefaehrlich
Cash und mich die besten Mahlzeiten auf den Tisch gebracht, die man sich nur vorstellen kann." Er rieb sich den Nacken und verzog das Gesicht. „Wie gesagt, damals hielt ich's für eine gute Idee. Außerdem hatte ich erwartet, sie würde mittlerweile die Flinte ins Korn werfen."
„Susan?"
„Jetzt ist sie schon vier Wochen hier. Sie müßte ganz versessen drauf sein, endlich wieder einen Film zu sehen oder zum Friseur zu gehen, oder was immer die Frauen sonst in der Stadt treiben. Als wir über diesen Job sprachen, sagte ich ihr, wenn sie gehen wollte, müßte sie's nur sagen. Ich hätte Verständnis dafür und wäre nicht böse.".
„Du kennst sie nicht besonders gut, was?"
Es war eine Feststellung keine Frage, aber Scott antwortete trotzdem. „Wie meinst du das?"
„Susan gibt nicht so leicht auf. Sie weiß sich zu behaupten. Sogar gegen ihren starrköpfigen Bruder kann sie sich durchsetzen. Sie hat eine Vereinbarung getroffen und an die wird sie sich halten, auf Biegen und Brechen." Plötzlich hob Ten die Brauen. „Das ist es also. Du machst ihr die Hölle heiß, weil du sie von hier vertreiben willst?"
Scott schwieg und schaute unbehaglich zur Seite.
„Da hast du keine Chance, Kumpel", meinte Ten im Brustton der Überzeugung. „Susan mag zwar sanftmütig aussehen, und ihr Lächeln ist weich wie Rosenblätter, aber sie ist ein ziemlich willensstarkes Mädchen. Denk darüber nach, bevor du das nächste Mal über sie herfällst. Du attackierst eine Gegnerin, der Hände und Füße gebunden sind. Die kann nicht fliehen."
So hatte Scott sie noch nie gesehen - nicht als stolze, entschlossene Frau, immer nur als kleines Mädchen, zu jung für ihn und zu schwach, um die Anforderungen und Abgeschiedenheit der Rocking M zu ertragen.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus, und Ten lächelte mitfühlend. „Du sitzt wirklich in der Klemme. Es ist verdammt schwer für einen Mann, wenn er nicht weiß, wo's langgeht, und wenn das eine genauso falsch sein kann wie das andere."
„Tu uns beiden einen Gefallen, Ten."
„Ja?"
„Misch dich da nicht ein. Jedesmal, wenn du wie eine Glucke deine Fittiche über Susan ausbreitest, muß ich dran denken, wie gut ein Suppenhuhn schmeckt."
Ten blinzelte verblüfft, dann warf er den Kopf in den Nacken, und brach in schallendes Gelächter aus.
Er lachte immer noch, als Scott mit großen Schritten zum Stall ging.
*
„Hast du den Geisterhengst schon gefunden?" fragte Ten seinen Boss. Seine Stimme war ausdruckslos, aber die rauchgrauen Augen spiegelten Mitleid und gutmütigen Spott wider. Er wußte, warum Scott so lange auf der Weide geblieben war - um Susan aus dem Weg zu gehen, und keineswegs, um nach dem mystischen schwarzen Hengst zu suchen, der die schmalen roten Canyons und zerklüfteten Felsenspalten des südöstlichen Rocking M-Gebietes bewohnte.
„Nein, aber ich habe ein- oder zweimal seine Spuren gesehen", erwiderte Scott und häufte eine große Portion Roastbeef mit Sauce und Bratkartoffeln auf seinen Teller. Als Susan ihm eine Schüssel mit knackigen grünen Bohnen hinstellte, hob er den Kopf, dann zwang er sich, nicht sie zu betrachten, sondern seine Mahlzeit. Jedesmal, wenn er sie anschaute, erschien sie ihm schöner. Die Befürchtung, er könnte sie in die Arme irgendeines Schuljungen getrieben haben, quälte ihn unentwegt. 'Obwohl er sich mit jedem Tag verbissener in die Arbeit stürzte, um abends nur noch bleierne Müdigkeit zu spüren und sonst nichts, genügte ein Blick auf Susan, und schon erwachte sein heißes Verlangen von neuem.
Schließlich hatten ihn die schmerzlichen Gedanken veranlaßt, dem Haus möglichst oft fernzubleiben. Fünf Tage lang war er über das Land der Rocking M geritten, hatte im Freien kampiert und hellwach in den Sternenhimmel gestarrt, von verzehrender Leidenschaft gepeinigt, als wäre sie ein Wolkenschatten, der über die Wiesen dahinglitt.
Am Ende der fünf Tage wußte er noch immer nicht, was schlimmer war - die Vorstellung, Susan könnte mit einem anderen geschlafen haben, oder die. Erkenntnis, daß ihre Jungfräulichkeit kein Hindernis mehr darstellte. Sie begehren einander, und sie war kein Kind mehr. Sie könnten sich lieben, die wilde Sehnsucht stillen und dann ihr Leben auf die einzige sinnvolle Weise weiterführen - indem sie getrennte Wege gingen. Sie ist hergekommen, um ihre Gefühle für mich zu überwinden, dachte er. Warum, zu Teufel, soll ich mich zurückhalten? Warum gönne ich uns nicht, was wir beide uns
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