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Champagnernaechte sind gefaehrlich

Titel: Champagnernaechte sind gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Anasazi studiert."
    „Das war reine Selbstverteidigung." Grinsend sah er auf.
    „Nachdem ich dir diese Scherbe geschenkt hatte, wurde ich von dir mit so vielen Fragen bestürmt, daß ich Antworten suchen mußte. Cash hat mir eine ganze Menge Bücher aus der Universitätsbibliothek geschickt.
    Susan lachte, dann schüttelte sie den Kopf. „Armer Scott! Ich muß damals furchtbar lästig gewesen sein. Und du hattest soviel Geduld mit mir."
    „Deine Fragen haben mich nicht gestört. Wenn es zu dunkel oder zu verregnet oder zu kalt für die Arbeit im Freien war, saß ich über den Büchern, suchte nach Antworten und fand noch mehr Fragen als du."
    Geistesabwesend strich er über seine Kaffeetasse und erinnerte sich an jene langen, stillen Abende. „Während sich der Schnee in den Canyons häufte, saß ich da und dachte an die Menschen, die gelebt hatten und gestorben waren, deren Sprache ich nicht kenne, die unbekannte Götter verehrt und ihre Festungen so sorgfältig gebaut hatten, daß sich die einzelnen Steinblöcke nahtlos aneinanderfügten, ohne Mörtel. Welche Fehlschläge die Anasazi auch immer erlitten haben - sie waren Handwerker, wie sie diese Erde nur selten hervorbringt. Und es ist schön, wenn ein Volk durch solche Fähigkeiten unsterblich wird." Scott hob seine Kaffeetasse, um Susan zuzuprosten. „Du siehst also - dein Interesse, von jener kleinen Scherbe ,geweckt, hat mir eine neue Welt eröffnet. Und dafür muß ich dir danken."
    „Auch du hast mir eine Welt geschenkt - damals, als mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist."
    Scott runzelte die Stirn. Nicht zum erstenmal verfluchte er das Schicksal, das so grausam zugeschlagen und einem blutjungen Mädchen in einem einzigen Augenblick auf einer vereisten Bergstraße Vater und Mutter genommen hatte. „Cash hat dir die Welt geschenkt", verbesserte er Susan. „Ich war nur zufällig dabei."
    Langsam schüttelte sie den Kopf, aber sie schwieg. Es war schmerzlich genug gewesen, ihm ihre Liebe zu gestehen. Diese bittere Erfahrung wollte sie nicht wiederholen. Damals hatte sie in seinen goldbraunen Augen ihre Zukunft gesehen - und dann jahrelang gebraucht, um zu erkennen, daß es nicht seine Zukunft war.
    „Du siehst müde aus. Setz dich und trink ein bißchen Kaffee", schlug er vor.
    Sie zögerte, dann lächelte sie. „Gut, ich hole mir eine Tasse."
    „Wir können meine teilen. Wenn du willst, tu ich sogar Sahne und Zucker hinein.”
    „Nicht nötig. Inzwischen habe ich gelernt, den Kaffee schwarz zu trinken." Sie fügte nicht hinzu, daß sie schwarzen Kaffee nur mochte, weil Scott ihn bevorzugte. Nach jener Katastrophe vor zwei Jahren hatte sie daheim gesessen, an dem bitteren Gebräu genippt und sich eingebildet, er wäre bei ihr und würde von der Rocking M erzählen, von den Bergen und den Männern, den trockenen, von Pyramidenpappeln gesäumten Flußbetten, den Wacholdersträuchern und den geschmeidigen, eigensinnigen Rindern.
    Als sie ihre Hand auf die Lehne eines Stuhls legte, der mehrere Plätze von seinem entfernt war, stand Scott auf und zog den Sessel neben seinem hervor. Nach kurzem Zaudern setzte sie sich. „Danke."
    Er atmete wieder den Duft ihres Parfums ein, ihre Wärme, ein elementares Versprechen, das sie nicht halten konnte. Trotzdem sehnte er sich nach ihr wie nach dem Leben, und es gab keinen Zorn mehr, der ihm geholfen hätte, sie von sich fernzuhalten. Da war nur noch die Wahrheit, bitterer als schwarzer Kaffee. Seufzend füllte er die halbleere Tasse. „Mach's dir bequem, Sunny. Ich glaube, es ist an der Zeit, daß du die Geschichte der Rocking M zu hören bekommst."

5.KAPITEL

    Scott setzte sich wieder, dann begann er langsam zu sprechen. „Dieses Land wurde nicht so schnell besiedelt wie die Ebenen von Texas oder die Hochplateaus von Wyoming. Das Four Comers Country ist viel unzugänglicher - hart für die Männer, noch härter für das Vieh und die Hölle für die Frauen. Auch mit den Indianern gab es Probleme. Die Navaho waren zwar friedlich, aber die Räuberbanden der Ute hielten nicht nur die Weißen, sondern auch die anderen Indianer in Trab. Erst als Black Hawk nach dem Bürgerkrieg besiegt war, ließen sich die Weißen hier nieder, und die meisten waren nicht gerade das, was man ehrbare, anständige Leute nennen würde."
    Lächelnd schaute Susan ihn über den Rand der Kaffeetasse hinweg an. „Hat nicht der ,Weg der Gesetzlosen' durch diese Gegend geführt?"
    „Allerdings", gab er zu.

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