Champagnernaechte sind gefaehrlich
markierten, und etwas weiter entfernt über offene Wiesen. Hier gab es keine Gatter mehr. Die Straße wurde nur an manchen Stellen von parallelen Pfählen unterbrochen, mit so schmalen Abständen, daß die Rinder davor zurückscheuten, weil sie fürchten mußten, mit den Hufen dazwischen steckenzubleiben. Für Fahrzeuge waren diese Pfahlreihen kein Hindernis, sie verursachten nur geringfügige Unannehmlichkeiten durch den donnernden Lärm, der sich erhob, wenn die Räder darüber hinweg rollten.
Immer neue Regenfälle drohten. Einem Gewitter war Scott davongefahren, einem anderen ausgewichen, indem er eine Abkürzung benutzt hatte. Ein drittes hatte er durchquert. Doch nun verrieten die zusammengeballten Wolken, daß weitere Ausweichmanöver sinnlos wären. Forschend betrachtete er den Himmel, empfand wachsenden Zorn, dessen Ursache er nicht ergründete, und trat aufs Gaspedal. Wenn es im Südwesten regnete, würde der Picture Wash noch vor Sonnenuntergang überflutet sein, und Susan könnte auf der anderen Seite festsitzen. Es gab keine anderen Straßen, die in den September-Canyon führten, nur den Weg, den er vor sieben Jahren entdeckt hatte, als er durch die entlegensten Schluchten der Rocking M geritten war, auf der Suche nach verirrten Rindern. Bei gutem Wetter war die Strecke beschwerlich genug, bei schlechtem die reine Hölle.
Warum mußte sich Susan auf dieses Wagnis einlassen, überlegte er. Andererseits - warum nicht. Allein da draußen ist sie sicherer als bei mir im Haus.
Seine Lippen bildeten eine grimmige schmale Linie, während er die niedrigeren Regionen erreichte, wo das Rocking M-Vieh im Winter graste und Pyramidenpappeln Bäche in Sandbetten beschatteten.
Normalerweise führten die Bäche klares Wasser, durchsichtig wie die Regentropfen, die sie gespeist hatten. Aber als Scott beim Picture Wash ankam, war, das Wasser zu einer wirbelnden braunen Masse angeschwollen. Er stoppte den Wagen, stieg aus und schätzte die Wasserhöhe über der Sandstraße ab, indem er feststellte, wieviel von der Vegetation zu beiden Seiten der Strömung unter den Wellen versunken war.
Zweifellos hatte Susan diese Stelle schon passiert. Die schmalen Reifenspuren des kleinen Lieferwagens führten direkt in das Wasser. Offenbar war sie schon vor der Überflutung des Picture Wash hier gewesen, sonst hätte sie nicht weiterfahren können. Mittlerweile hatte der Strom sein Volumen verdoppelt, konnte aber immer noch von einem Vehikel mit Vierradantrieb, ausreichender Bodenfreiheit und einem tüchtigen Fahrer durchquert werden. Wäre Scott eine Stunde später hier eingetroffen, hätte er auf der falschen Seite des Flußbetts kampieren müssen.
Er fuhr durch das schlammige Wasser und beschleunigte auf der anderen Uferböschung. Ein kurzer Gewitterschauer hatte die Straße durchtränkt, so daß sich die Wagenspuren deutlich zeigten, aber nicht stark genug, um die Fahrt zu erschweren. Die Furchen, die Susans lächerlicher kleiner Lieferwagen hinterlassen hatte, dienten Scott als Wegweiser und Anreiz zugleich. Er hielt nicht einmal an, um den glatten, rostfarbenen Felsen zu betrachten, der dem Picture Wash seinen Namen gegeben hatte. Uralte Stämme und Cowboys aus einer jüngeren Vergangenheit hatten ihre Zeichen in den zeitlosen Stein geritzt.
Die Straße bog nach rechts und folgte dem Fuß der Klippen, die parallel zum Picture Wash verliefen. Ein paar Meilen weiter führte sie in einen der vielen Nebencanyons, die im breiten, sandigen Flußbett mündeten. Nichts unterschied diesen Canyon von den anderen, abgesehen von frischen Reifenspuren, die ältere, bereits verwischte Furchen überlagerten, und einer diskret postierten Steinpyramide. Diese verkündete allen, die Wegweiser lesen konnten, daß es ratsam war, hier nach links abzubiegen.
Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang parkte Scott neben Susans Lieferwagen. Er stieg aus, warf einen Blick zum Himmel und schlüpfte in einen knielangen gelben Regenmantel, der hinten geschlitzt war, so daß man darin reiten konnte. Wenig später näherte er sich der Stelle, wo der September-Creek die Klippen unterhöhlt hatte. Schon vor langer Zeit hatte der Bach seinen Kurs geändert und sich ein neues Bett auf der anderen Seite des Canyons gegraben, hundert Meter entfernt, dreißig Fuß tiefer gelegen. Das alte Flußbett war nun trocken, geschützt von überhängenden Felsen, von denen silberne Regenschleier herabfielen. Darunter wuchs Moos rings um einen winzigen Teich aus klarem,
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