Champagnernaechte sind gefaehrlich
Liebhaber. Statt dessen wurdest du mit mir konfrontiert."
Susan war zu überrascht, um zu sprechen. Sie beobachtete, wie Scott die Schultern bewegte, um sie hilflos zu zucken oder eine schwere Bürde zurechtzurücken.
„Ich war nicht zärtlich in jener Nacht", fuhr er fort, „weil ich dich so sehr begehrte, daß ich kaum atmen konnte, schon seit Jahren wollte ich dich haben. Und als du diese Gefühle zu erwidern schienst, verlor ich den Kopf." Er drehte sich um und goß den Rest seines Kaffees zischend ins Feuer.
„Glücklicherweise bist du davongelaufen. Wärst du bereit gewesen, meine Wünsche zu erfüllen, hätte ich mich selber gehaßt, sobald die Ernüchterung auf den Rausch gefolgt wäre. Du warst so verdammt unschuldig. Nur gut, daß ein anderer Mann dein erster Liebhaber geworden ist! Wenigstens hat er dir nicht weh getan."
„Was?"
Wieder lachte er heiser auf und beugte sich über den Kaffeetopf, um seinen Becher noch einmal zu füllen. „Hätte dich dein erster Liebhaber verletzt, wäre es in die Schlagzeilen gekommen. ,Cash McQueen rächt seine kleine Schwester.' Aber das habe ich nirgends gelesen."
„Kein Wunder. Es gab keinen Liebhaber."
Ruckartig hob er den Kopf. Zum erstenmal seit der Ankunft im Camp schaute er Susan in die Augen. Der Widerschein des Feuers enthüllte seine Verblüffung. „Soll das heißen, daß du noch nicht..."
„Starr mich nicht so an, als wäre ich gerade aus einem Ufo runtergefallen", unterbrach sie ihn unbehaglich. „Hast du dir noch nie überlegt, was es bedeutet, wenn all diese Statistiken behaupten, zwei Drittel der Mädchen würden vor der Hochzeit mit Männern schlafen? Das andere Drittel tut's eben nicht. Warum schockiert dich das so sehr?"
„Ein Drittel hebt sich also für die Hochzeitsnacht auf?" Scott stellte den Kaffeetopf ab.
Sie zuckte die Schultern, doch das sah er nicht, weil er ihr wieder den Rücken kehrte. „Warum die anderen warten, weiß ich nicht", entgegnete sie. „Ich kenne nur meine eigenen Gründe."
„Und die wären?"
„Die Flamme ist die Kerze nicht wert."
„Was?"
„Mehr Kummer als Gewinn. Je älter ich werde, desto klarer wird mir bewußt, daß ich es nicht mag, wenn mir ein Mann so nahe kommt. Ich will seinen Atem nicht einatmen und mich nicht wie eine Gefangene fühlen."
Langsam wandte er sich wieder zu ihr. „Du hattest eine komische Art, mir das an jenem Abend im Speisezimmer zu zeigen - als ich das süßeste Dessert bekam, das sich ein Mann nur wünschen kann."
Die Erinnerung an jenen himmlischen Augenblick durchfuhr Susan wie ein Blitzschlag. Sie mußte krampfhaft schlucken, ehe sie sprechen konnte. „Bei dir ist es anders. So war es schon immer. Ich kann es nicht ändern. Es ist nun mal so."
Obwohl sie sich um einen beiläufigen Ton bemühte, zitterte ihre Stimme. Diese aufrichtigen Worte waren ihr nicht leichtgefallen. Aber genauso mühsam mußte sich Scott zu dem Geständnis durchgerungen haben, nicht Verachtung, sondern Begierde habe ihn vor zwei Jahren zu seinem verletzenden Verhalten bewogen.
Abrupt wandte er sich wieder ab und ging an dem überhängenden Felsen entlang, wie ein Puma, der die Ausmaße seines Gefängnisses abmißt. Voller Sehnsucht schaute sie ihm nach, und als er sich wieder zu ihr umdrehte, las sie in seinen Augen die gleichen Gefühle. Langsam stand sie auf und umrundete das Feuer.
Reglos beobachtete Scott, wie Susan auf ihn zukam. Er wußte, er müßte jetzt in den Regen flüchten und immer weiterlaufen, bis sich das heftige Pochen seines Blutes beruhigte. Und er dürfte dieses Mädchen nicht länger anschauen, das mit einem Wort, einem Blick, einem Atemzug ein so heftiges Verlangen in ihm entfachen konnte. Denn er hatte sich geschworen, der Versuchung niemals zu erliegen.
Susan blieb dicht vor ihm stehen und sah in seine Augen, bis sie es nicht ertrug. Dann neigte sie sich vor und flüsterte seinen Namen, leise wie der Regen. Als sie keine Antwort erhielt, legte sie eine bebende Hand an seine Wange. Die sanfte Berührung ihrer Finger ließ ihn erschauern, und sie spürte die Ströme seiner Leidenschaft wie ihre eigenen. Wenn sie ihn noch mehr herausforderte, würde es kein Zurück mehr geben, weder für ihn noch für sie - das wußte sie. Keine enttäuschten Wünsche, nur die überwältigende Realität der Erfüllung.
Früher hatte das Ausmaß seiner Begierde Susan erschreckt. Jetzt weckte es berauschende Gefühle. Bei keinem anderen Mann hatte sie die Macht ihrer eigenen
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