Champagnerwillich: Roman
in den Arm. Luisa schenkt ihrChampagner nach, und Mark lehnt sich nachdenklich zurück.
»Vielleicht ist es besser so. Mit anderen eine Beziehung einzugehen bringt doch nur Probleme. Erst recht, wenn es der Chef ist. Du weißt doch: Never fuck a working member! «
Hä? Ich kann nicht glauben, dass Mark das gerade gesagt hat. OBWOHL! Ich will seit über zwei Jahren etwas von Mark, aber alles was er macht, ist mit mir ins Kino zu gehen, um mich dann ungeküsst vor der Wohnungstür stehen zu lassen!
Sarah kullern Tränen über ihre Wangen.
Ich werfe Mark einen scharfen Blick zu.
»Ich kann nicht glauben, wie herzlos du bist. Nur weil du nie Schokolade isst, muss das ja nicht für alle Menschen gelten. Dann gäbe es zwar keine dicken Menschen mehr, aber bestimmt auch keine glücklichen.« Wütend verschränke ich die Arme vor der Brust und blicke Mark an, wie ich es noch nie zuvor getan habe.
Er weicht meinem Blick aus, ohne auf ein weiteres Extempore zu verzichten.
»Jil, ich bestreite nicht, dass das, was du da gerade gesagt hast, in deinem Kopf absolut logisch ist, aber wir sind hier draußen.« Mark versucht zu lächeln.
Sarahs Gesicht erhellt sich langsam wieder, und auch Luisa beginnt zu lachen.
»Jil. Wie viel Alkohol hast du getrunken?«, fragt Sarah.
Hmmm. Ich kann leider nicht mitlachen.
»Vielleicht hat Mark Recht, und du solltest das Berufliche und das Private einfach trennen. Ich meine, wie schnell hat man heutzutage seinen Job wegen irgendwelcher kleiner oder auch etwas größerer Dummheiten verloren!« Meine Güte, auf einmal überrollen mich wiederPanikattacken. Fast hätte ich es vergessen. Ich bin gefeuert. Ich werde bald kein Geld mehr haben. Herrgott. Sehe mich schon mit Prada-Pumps, Polyesterschlafsack und zugelaufenem Pudelmischling unter einer Brücke sitzen. Keine Panik! Nur keine Panik! Muss nachher in Ruhe über späteres Überleben nachdenken. Im schlimmsten Falle verkaufe ich vorzeitig meine risikoneutrale, gewinnmaximierende und absolut todsichere Kapitalanlage! Meine sieben Flaschen Petrus Merlot Jahrgang 2000 aus französischem Exklusivanbaugebiet zu 1450 Euro pro 0,75 Liter. Aber das wäre eine Katastrophe, da eine positive Gewinnbilanz nicht vor zehn Jahren zu erwarten ist. Und außerdem ist das Etikett wirklich ganz zauberhaft.
»Jil, warum siehst du uns so komisch an? Du hast doch keine Dummheiten gemacht, oder?«
»Ach was. Nein, ich doch nicht. Bei mir ist alles in Ordnung. Es läuft toll. Könnte nicht besser sein. Herr Besörski und ich sind quasi ein Herz und eine Seele. Alles bestens. Ganz wunderbar.«
Was soll ich anderes sagen? Es ist einfach nicht der Zeitpunkt für noch mehr schlechte Nachrichten.
Ich lächle gequält und greife zum Champagner.
Schön.
Schön. Schön. Schön. Ich liege vor Unwohlsein hellwach in meinem Bett und führe ein Zwiegespräch mit dem Mond, während ich mich frage, ob es möglich sein könnte, dass in meinem Körper vielleicht gerade mehr Alkohol als Blut zirkuliert. Wie dem auch sei. Fassen wir die Dinge mal zusammen. Ich bin Single. Seit Wochen, Monaten, Jahren bin ich Single. Und kein Mark, äh, Mann weit und breit, der etwas daran ändern möchte. Bis ich Nathan treffe, der mir in einerNacht komplett den Kopf verdreht. Aber anstatt überglücklich zu sein, beschließen meine Gefühle unkontrolliert zu translozieren. Ich dachte immer, die große Liebe trifft einen wie ein Schlag, aber anstatt kopflos und eigentümlich grinsend durch die Gegend zu laufen, bin ich verwirrter denn je. Mein Gott, wie sehr ich Nathan vermisse, und dennoch bringen mich Marks letzte Worte an diesem Abend um meinen Schlaf.
»Jil, ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht. Ich weiß nicht, wie ich davon ausgehen konnte, dass du immer da sein würdest. Ich meine, ich … Es ist zu spät, nicht wahr?«
Verdammt, warum sagt er mir das jetzt? Männer mit dem richtigen Timing sind anscheinend absolute Mangelware.
»Ich weiß, ich hätte dir das nicht gerade jetzt sagen sollen, aber manchmal merkt man erst, wie wichtig einem Schokolade ist, wenn man sie nie wieder essen darf.«
Hmmm.
Welch eine Univozität!
Gelernte Wörter: Extempore = Stegreifzugabe;
translozieren = verlagern;
Univozität = Eindeutigkeit.
9
TAGE WIE DIESE
SOLLTE MAN STREICHEN!
H err Schnüttge.«
»Frau Schöneberg.«
»Ich bin gar nicht besessen von der Idee, so schnell wie möglich einen Mann zu finden.«
»Sind Sie nicht?«
»Nein. Und wissen Sie auch, warum!
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