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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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dann doch auch nicht morgen oder übermorgen. O Jil, du liebst mich nicht, oder?«
    »Doch, natürlich.«
    »Hör auf, mir ins Gesicht zu lügen.« Nathan wirft die Serviette auf seinen Teller. »Weißt du was, ich fliege alleine nach Mykonos. Dieser Urlaub kostet mich schließlich trotz Last-Minute ein Vermögen. Und bis ich wieder da bin, holgefälligst deine Sachen aus meiner Wohnung.« Kaum hat er die letzten Worte ausgesprochen, steht er theatralisch von seinem Stuhl auf und verlässt das Restaurant wie eine Diva mit gebrochenem Herzen.
    Da sitze ich nun. Allein und herzlos, wie mir scheint. Denn nicht nur Nathan absentiert sich soeben aus meinem Leben. Mein Herz scheint ihm unwiderruflich nach Mykonos zu folgen.
    »Entschuldigen Sie bitte, bezahlen Sie die Rechnung?«
    Mit Tränen in den Augen blicke ich die Kellnerin an.
    »Es, heee, es, heee, es tut mir Leid, heee, aber ich habe überhaupt kein Geld dabei.«
    Schniefend greife ich zur Serviette.
    »Meine Güte, was ist denn passiert, Kindchen?«
    »Nathan, ich meine, der Mann, mit dem ich hier war, er hat mich verlassen.« Frustriert lasse ich meinen Kopf auf den Tisch fallen.
    »Grundgütiger! Aber warum?« Bestürzt sinkt die Kellnerin auf den Stuhl neben mir.
    »Weil ich seinen Heiratsantrag nicht angenommen habe.«
    »Wissen Sie, einen Mann, der mich mit einer 468,97 Euro Rechnung sitzen lassen würde, würde ich auch nicht heiraten wollen.«
    »Vierhundertachtundsechzig Euro und siebenundneunzig Cent …« Ich richte mich wieder auf und wische mir die Tränen von den Wangen, um mich zu überzeugen, dass die Kellnerin hier wohl gerade einen Witz gemacht hat.
    »Das ist ein Scherz?«
    »Nein, Schätzchen. Es tut mir Leid.« Erneut lasse ich meinen Kopf erschöpft auf den Tisch sinken und beginne, bitterlich zu heulen.
    »Aber wissen Sie, Kindchen, ich hätte da eine Idee, wie Sie die Rechnung auch ohne Geld bezahlen könnten.«
    Verdutzt sehe ich die Kellnerin an, nicht ohne weiterhin lauthals aufzuschluchzen.
    »Das sind doch echte Manolo Blahniks, die Sie da tragen. In Größe 36, nicht wahr? Und Größe 36 ist eine absolute Seltenheit bei Designerschuhen. Wenn Sie mir also Ihre Schuhe geben würden, könnte ich auf die Rechnung verzichten.«
    Ungläubig blicke ich die Kellnerin an.
    »Was? Meine Manolos? Das ist unmöglich. Das sind Einzelstücke. Ich meine, und wie sollte ich auch ohne Schuhe nach Hause kommen?«
    Zehn Minuten später verlasse ich das Restaurant ohne Mut, ohne Mann und ohne Manolos.
    Wenn man etwas verloren hat, merkt man meist erst, wie sehr man es liebte. In dieser Sache sind sich Manolo Blahniks und Männer doch sehr ähnlich. Nur dass dich Manolos höchstens um deinen Verstand bringen, während Männer deine ganze Welt auf den Kopf stellen können. Schluchzend schleppe ich mich durch die Fußgängerzone auf der Suche nach Luisa. Keine zwei Schritte später sehe ich sie, wie sie in einem Bockwurstkostüm Flyer an die Passanten verteilt.
    »Hi, Luisa.«
    »Hey, Puppe. Du siehst ja ganz blass aus. Geht es dir nicht gut?«
    »Nathan und ich. Wir haben uns getrennt.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es selbst nicht so genau. Ich bin so dumm, Luisa. Ich hatte doch alles, und jetzt habe ich nichts. Außer vielleicht Liebeskummer. Sag mir, wer hat den überhaupt erfunden!«
    »Ohne Liebeskummer wäre das Leben wahrscheinlich zu langweilig.«
    »Ich vermisse Nathan«, schluchze ich und falle Luisa in die Arme.
    Herrje.
    Ich stehe mitten in der Innenstadt.
    Ich weine unaufhörlich.
    Ich liege in den Armen einer Bockwurst.
    Und ich stecke mit den Füßen in den ausgelatschten Vorgängern einer Softilette.
    Also, manchmal könnte das Leben wirklich ein wenig langweiliger sein!
    Gelernte Wörter: Nimbostratus = tief hängende Regenwolke;
    heterodox = irrgläubig;
    absentieren = sich entfernen.

17

SUSHI, SEKT
UND SOFTILETTE!
    H err Schnüttge.«
    »Frau Schöneberg.«
    »Verheilt ein gebrochenes Herz ähnlich wie ein gebrochenes Schienbein oder ein angeknackster Wirbel?«
    »Das menschliche Herz ist bestenfalls für eine kleine Überdehnung angelegt, muss jedoch leider allzu oft komplizierte Trümmerbrüche überstehen.«
    »Verstehe.«
    Ich zuppel nervös an meinem schwarzen Chanel-Kostüm. Hatte versucht bis zum PR-Event für Softilette noch mindestens vier Kilo abzunehmen. Es scheinen aber eher zwei Kilo mehr geworden zu sein. Was soll ich tun? Leide unter gebrochenem Herzen, seitdem Nathan mich auf meinem kleinen vergoldeten Stuhl

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