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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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die Kurve gekriegt!
    Während Nathan seine Nase in die Speisekarte steckt, überlege ich, ob das wirklich Matthew McConaughey am Nachbartisch ist.
    Eine geschlagene Stunde und einen Löscheinsatz später (Nathan hatte beim Zurückgeben der überdimensionalen Speisekarte die Kerze auf unserem Tisch umgestoßen und damit kurzzeitig die Brokattischdecke in Brand gesetzt) kommt unser Essen.
    »Wieso musste ich eine Stunde lang auf einen Salat warten?« Von einem Hungeranfall geschwächt beginne ich, in dem grünen Blätterberg herumzustochern.
    »Aber Jil, wenn du in einem Restaurant etwas länger auf deinen Salat warten musst, heißt das doch nur, dass sie hier ausschließlich junges, frisches Gemüse verwenden.«
    »Aber was nutzt mir das, wenn ich kein junges, frisches Gemüse mehr bin, wenn das Essen bei mir ankommt?«
    »Du bist bezaubernd und wirst es auch noch sein, wenn du zehn Jahre auf einen Salat gewartet hast.«
    »Sei dir da mal nicht so sicher!« Ich zwinkere Nathan zu, aber er scheint es nicht zu beachten. Behutsam legt er das Besteck beiseite, tupft sich den Mund mit der Serviette ab und versucht nach meiner Hand zu greifen.
    Ein Mann unterbricht die Nahrungsaufnahme! Und das, obwohl weder sein Wagen beschädigt wurde, ein Supermodel seinen Weg gekreuzt hat oder ein Tor beim Fußball gefallen ist.
    Ich ahne Schlimmes!
    »Jil, jetzt hör mir mal gut zu. Mir war noch nie etwas so wichtig wie das, was ich dir gleich sagen werde.«
    Auf einmal spüre ich jedes Blutplättchen einzeln durch meine Adern schwimmen. Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich einen bedrohlichen Nimbostratus am Himmel vermuten!
    »Ähä.«
    Wie aus dem Nichts baut sich neben uns einer dieser Violinenspieler auf.
    »Ich habe das tausend Mal geprobt, und jetzt fehlen mir doch die Worte.«
    Tja, ich ringe ebenfalls um welche! »Also, das Mineralwasser ist fantastisch!«
    »Du bist die erste Frau in meinem Leben, mit der ich mir eine Zukunft vorstellen kann.«
    Mit diesen Worten ist mein Herz schneller von null auf hundert als ein Porsche Turbo.
    »Und der Salat ist grandios. Das Dressing eine Kunst für sich.« Ich mache diese alberne Der-Franzose-küsst-seine-Fingerspitzen-Geste.
    »Und deswegen möchte ich dich heute etwas fragen.«
    »Ist das da drüben eigentlich Matthew McConaughey?«
    »Jil, willst du meine Frau werden?«
    HERZSTILLSTAND! BLUTGEFRIERUNG! ATMUNGSABBRUCH!
    »Phu!«
    »Phu? Was soll das heißen?«
    Tja. Phu. Was soll das heißen? Ich bin mir auch nicht so sicher. »Nathan, ich …«
    »Ich habe hier zwei Tickets für vier Wochen Traumurlaub auf Mykonos. Bitte begleite mich, und werde dort meine Frau.«
    Mykonos? Mir schießen Garnelenspieße in Champagnersoufflee durch den Kopf und dass ich als Nathans Ehefrau ein Leben absolut en vogue führen würde. Nie wieder Secondhand. Nie wieder versteckte Preisschilder am Körper. Nie wieder das Prada-Top nach zweiwöchiger emotionaler Symbiose zurückgeben müssen. Mein Gott. Ich rede hier gerade von dem Ende meines Müncher-Mode-Managements!
    »Der Flug geht heute Nacht.« Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Wenn da nur nicht diese Sache mit der Hochzeit wäre. Ich blicke in Nathans Augen. Ich kann ihn nichtheiraten. Verflucht! Ich muss ehrlich zu Nathan sein. Warum meldet sich das schlechte Gewissen immer im falschen Augenblick. Ich sollte dringend über eine Abschaffung nachdenken.
    »Nathan, hör zu. Ich weiß nicht, warum, aber ich kann dich nicht heiraten.«
    »Aber wie kann man denn so etwas nicht wissen?«
    »Ich weiß es auch nicht!«
    »Gibt es denn irgendetwas, das du weißt?«
    »Ja, ich weiß, dass dein Antrag mich nicht glücklich macht. Es liegt nicht an dir. Im Gegenteil. Ich liebe dich von ganzem Herzen, aber ich bin einfach noch nicht bereit, dich zu heiraten.«
    Moment mal, habe ICH das da gerade gesagt? Was für ein heterodoxer Gedanke! Ich nähere mich meinem dreißigsten Lebensjahr, habe schreckliche Zellulitis, werde von einem erfolglosen Model verklagt, und vor mir sitzt ein heiratswilliger, reicher Jurist, dessen Mahagonibett 30 Meter über dem Teresa steht, und ich bin noch nicht bereit ? In meinem Kopf blinkt ein großes neonfarbenes SAG JA wie in einer Leuchtreklame vor sich hin, aber mein Herz ist im vollen Besitz eines Misstrauensvotums, das es gerade einzureichen scheint. Warum macht das Herz eigentlich so selten das, was der Kopf will?
    »Es tut mir Leid.«
    »Mir tut es auch Leid, Jil. Wenn du mich heute nicht heiraten willst,

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