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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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über dem Marienplatz verbracht. Nicht, dass ich darauf warten würde, Ben hier noch einmal zu begegnen. Damit hat das gar nichts zu tun. Es ist nur ein so unglaublichschönes Café. Ich frage mich dennoch, warum Männer sich nicht auch einmal ein paar Gewohnheiten zulegen können, zum Beispiel einmal die Woche bei H&M nach Schnäppchen stöbern oder regelmäßig mit einer Weltuntergangsstimmung und einem Glas Champagner in der Badewanne sitzen und in Selbstmitleid baden, das nach Lavendel duftet.
    Eigentlich wäre heute ein Tag zum Feiern, weil ich eine Studie gefunden habe, die besagt, dass Frauen ein Gen haben, das nach dem ewig Neuen verlange, und dass der kontinuierliche Kleidungskonsum nur einen Akt des Sichlebendigfühlens darstelle. Mit neuen Kleidern werde man selbst ein Teil der Gegenwart. Mit alten Kleidern fühle man sich stattdessen wie von gestern. Habe mir die Stelle dreifach kopiert und sorgfältig abgeheftet.
    Aber heute ist mir nicht nach Shoppen zumute, obwohl ich dazu jetzt sogar die wissenschaftliche Erlaubnis habe. Keine Maximilianstraße. Keine Fünf Höfe. Kein Teresa.
    Gelangweilt klappe ich mein Handy auf und lese noch mal die letzten fünf SMS von Mark.
    SÜSSE JIL KANN HEUTE LEIDER DOCH NICHT GEHE NOCH MIT LANA INS KINO LG MARK
    SÜSSE JIL HABE NOCH EINEN TERMIN MELDE MICH VIELLEICHT SPÄTER LG MARK
    SÜSSE JIL HAST DU ETWAS DAGEGEN WENN SANDY MIT UNS ESSEN GEHT KANN IHR NICHT SCHON WIEDER ABSAGEN LG MARK
    SÜSSE JIL HAB DICH GESTERN TOTAL VERGESSEN TUT MIR WIRKLICH LEID LG MARK
    SÜSSE JIL MUSS DIR UNBEDINGT TAMARA VORSTELLEN SIE IST GENAUSO UNKOMPLIZIERT & SEXY WIE DU LG MARK
    Ein Hoch auf gute Freunde und den unverbindlichen Sex.Ach, ist im Grunde auch egal. Ich glaube, ich hole mir lieber noch einen Joghurt. Ich habe schon wieder zwei Kilo zugenommen, aber dafür läuft meine Männerdiät ganz hervorragend!
    Bin nur froh, dass heute Freitag ist. Meine Arbeit scheint schon etwas darunter zu leiden, dass ich mal wieder in einer Phase bin, in der ich exzessiv meinen Tagträumen nachgehe. Habe vor kurzem Vinzenz gefragt, was die ganzen Babywindelproben in meinem Büro machen, worauf er antwortete, dass das die Produkte unseres neuen Kunden wären. Die lägen hier schon seit drei Wochen! So was!
    Sollte mich wohl lieber wieder etwas auf meine Karriere konzentrieren.
    Ich nehme eine der Babywindeln in die Hand und begutachte sie von allen Seiten. Auf der Packung steht »geruchsneutral, saugfähig und flauschig weich«. Was soll das für eine PR-Veranstaltung werden? Sehe mich schon zwischen lauter Babys, die alle ihre geruchsneutralen, saugfähigen und flauschig weichen Windeln voll haben und nach ihren Müttern schreien.
    »Vinzenz!«, rufe ich durch das Büro. Ich brauche strategische Unterstützung. Keine dreißig Sekunden später marschiert er in ein Diktiergerät sprechend durch die Tür.
    »Wie ist dein Plan in Bezug auf diese Babysache hier?«, frage ich kurz darauf.
    »Tja, ich habe mir schon so meine Gedanken gemacht, aber die stecken jetzt alle in diesem Diktiergerät hier.« Vinzenz deutet wie der Moderator eines Shoppingkanals auf das formschöne Modell in seiner linken Hand.
    »Dann hör bitte dieses Ding ab, und schreib es mir auf.« Ich reiche ihm meinen Montblanc-Füller und ein weißes Blatt Papier. Ich liebe meinen Praktikanten! Ich denke, ich werde ihn befördern und uns erst mal einen Cappuccinoholen. Und wenn ich schon mal auf dem Weg bin, kann ich auch noch gleich das Gerücht überprüfen und nachschauen, ob Herr Besörski heute tatsächlich eine pinke Krawatte mit rosa Ferkeln darauf anhat.
    O Gott! Hätte mein Büro niemals verlassen dürfen. Zugegeben, die Krawatte von Herrn Besörski ist tatsächlich der absolute Wahnsinn. Aber das allein hätte ich noch verkraftet. Jetzt aber zittern mir gefährlich die Knie. Ich hatte nichts ahnend die Tür zu meinem Büro geöffnet und erstarrte. Und mein Blick kann sich nicht mehr von Vinzenz lösen. Was soll das? Da ist man für einen kleinen Augenblick nicht in seinem Zimmer, und der eigene Praktikant entwickelt sich zur Trematode. Meine Augen sind groß wie Pizzateller, und die heißen Cappuccinotassen rutschen mir aus der Hand und fallen klirrend zu Boden. Endlich lässt der Täter von seinem Opfer ab, denke ich erleichtert. Doch Vinzenz dreht sich nur kurz zu mir um, schüttelt den Kopf und wendet sich erneut seinem Opfer zu.
    Meinem Montblanc-Füller!
    Er steckt sich die edle weiße Kappe meines »Ich mache Karriere mit

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