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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Kaschmiroberteil mit den kleinen Strasssteinchen noch bei Prada im Schaufenster hängt?
    »Ja, und jetzt fliegt er natürlich die ganze Zeit von München nach Hamburg und von Hamburg …«
    »Ähä.« Sollte nachher noch mal schnell vorbeischauen und gucken, ob es zu meiner schwarz-weiß gestreiften Hose von H&M passt. Das war ein echtes Schnäppchen, und sie macht meine Beine so wunderbar schlank. Die kaschiert MINDESTENS zwei Kilo.
    »Und nun sucht Tanguy dringend jemanden, der vorübergehend die Geschäfte in München leitet …«
    »Hmm.« Ach was, ich kann mir Prada im Moment nicht leisten. Es sei denn, ich baue eine kleine Umtauschschleife ein.
    »Vielleicht könntest du ihm ja unter die Arme greifen. Du verstehst doch etwas von Pablig Releischons …«
    »Jep.« Aber für Zara habe ich immer Geld, und die haben ganz zauberhafte kirschrote Taftröcke mit kleinen Volants am Saum.
    »Und dieser Herr Mörski vom anderen Stern ist doch wirklich nicht das Wahre, oder?«
    »Besörski, Mama.«
    »Bitte?«
    »Mein Chef. Er heißt Besörski.«
    »Wie auch immer. Ich werde Tanguy sagen, dass er auf dich zählen kann.«
    »Was? Nein. Das geht auf keinen Fall.«
    »Aber die Familie muss doch zusammenhalten.«
    Man sollte sich einfach keine Tage mehr freinehmen!
    »Das habe ich ja ganz vergessen, Mama. Ich habe noch einen wichtigen Termin beim, äh, Arzt.«
    »Beim Arzt? Was fehlt dir denn? Es ist doch nichts Ernstes?«
    »Doch, äh, ich meine nein. Eine Routineuntersuchung beim Arzt. Beim Zahnarzt.«
    »Also, gut, na dann werde ich mal sehen, ob du deine Kleider noch nach der Zusammensetzung der Materialien sortiert hast. Ich habe erst neulich wieder gelesen, dass man mit dieser Methode morgens ganze sechs Minuten beim Anziehen sparen kann!«
    »Mama, das musst du wirklich nicht tun!«
    »Kindchen, du weißt, ich mache das doch gerne. Und jetzt geh, sonst kommst du noch zu spät zu deinem Termin.«
    Manche Dinge muss man sich nicht zweimal sagen lassen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich gerade mehr über die Tatsache freue, dass ich gar nicht zum Zahnarzt muss, oder darüber, meiner Mutter erfolgreich entkommen zu sein!Stattdessen zwänge ich mich durch eine Horde verrückt gewordener Japaner, die alle wie gebannt in die Höhe starren, Ahhhhs und Ohhhhhs von sich geben und hochentzückt ihre Videokameras hin und her schwenken. Um Punkt zwölf Uhr darf man halt nicht über den Marienplatz gehen, wenn man offene Schuhe trägt und den Kontakt mit fremden Menschen und blitzenden Kameras scheut. Mein Gott, Jil! Wie lange lebst du eigentlich schon in München?
    Wie dem auch sei. Es ist immer wieder schwer zu glauben, dass es noch Japaner gibt, die das Spiel der 43 Glocken – begleitet von majestätischen Bewegungen lebensgroßer Tanzfiguren – im Rathausturm in beängstigende Glückszustände versetzt. Aber was soll ich machen, wenn mein Lieblingscafé nun mal direkt gegenüber vom Rathaus liegt! Da heißt es, achte auf deine Jimmy Choos und durch!
    Ich kämpfe mich also durch die Massen, um danach die vier Stockwerke zum Café Glockenspiel hochzustapfen. Ich könnte ja diesen wunderschönen Fahrstuhl nehmen, wenn es sich dabei nicht um den engsten Fahrstuhl handeln würde, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich würde sogar vermuten, dass dies der schmalste Aufzug der ganzen Welt ist, aber ich will mich da mal nicht festlegen. Meine ausgeprägte Klaustrophobie sagt mir: »Benutze die Treppe!« Der Gedanke an einen heißen Milchkaffee und den wunderbaren Blick über den Marienplatz lässt mich meiner ausgeprägten Unsportlichkeit zum Trotz ein kleines bisschen schneller gehen.
    Phu! Ich sehe die letzte Stufe. Ich rieche Kaffee. Ich höre Besteck, das auf Geschirr klappert. Ich spüre Wärme, die sich von den Kerzen auf den Tischen im Café ausbreitet. Und ich sehe Nathan!
    O mein Gott!
    Nathan steht gerade mit einer sexy Blondine von seinemTisch auf und kommt direkt auf mich zu. Meine Güte, mit diesen Beinen braucht man für den Neid nicht weiter zu sorgen, denke ich mir beim Anblick seiner Begleitung. Ändere spontan meine »Heiße Milchkaffee«-Pläne und falle mit einem ausweichenden Schritt rückwärts in den Aufzug. Ich drücke panisch auf alle Knöpfe in der Hoffnung, dass sich die Aufzugtür endlich schließt. Nathan kommt auf mich zu. Ich kann ihn schon sehen. Und wenn er nicht mit dieser Blondine flirten würde, dann hätte er mich auch schon längst gesehen.
    Viel zu langsam schließt sich die

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