Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
Vom Netzwerk:
DIREKT . Ach du meine Güte. Habe ich etwa vergessen, eines meiner Zeitschriftenabos zu bezahlen? Das mache ich grundsätzlich nicht vor der dritten Mahnung. Man weiß ja nie, ob man das Geld nicht doch kurzfristig für etwas anderes braucht. Außerdem habe ich gelesen, dass manchmal Kunden in den Datenbanken verloren gehen. Wenn ich also erst nach der dritten Mahnung bezahle, steigert das meine Chancen, dass meine Daten irgendwo verloren gehen, doch um ein Dreifaches.
    Aber bei der E-Mail von TV DIREKT handelt es sich nicht um eine Rechnung, sondern um die Antwort eines TV-Senders bezüglich meiner Bewerbung. Komischerweise kann ich mich gar nicht daran erinnern, mich jemals bei einem TV-Sender beworben zu haben, und überfliege das Schreiben mit kritischem Blick.
    TV DIREKT
    Die Show für einsame Herzen!
    Sehr geehrte Frau Schöneberg,
    wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Bewerbung als Kandidatin für unser neues Sendeformat LONELY HEARTS. Wir freuen uns, dass Sie als Single daran teilnehmen wollen.
    Leider haben Sie es versäumt, uns ein aktuelles Foto von Ihnen beizulegen. (Obwohl wir das Foto von Ihnen im Schweinchenkostüm alle entzückend fanden.)
    Darum bitten wir Sie, am ersten Samstag diesen Monats gegen 18 Uhr einfach in unserer Redaktion vorbeizukommen. Die Anschrift finden Sie im Anhang.
    Wir freuen uns auf Sie!
    Mit freundlichen Grüßen,
    Ihr LONELY HEARTS-Team
    PS: Sollten Sie bei unserer Singleshow gewinnen, schenken wir Ihnen einen zweiwöchigen Traumurlaub auf Bora Bora mit Ihrem Singleshowpartner.
    Ich kann es nicht fassen! Mein Gott, ist das peinlich. Wer um alles in der Welt hat mich denn bei einer Singleshow angemeldet? Und dann noch dieses unsägliche Foto von mir dort hingeschickt, auf dem ich als kleines rosa Schweinchen verkleidet bin.
    Völlig perplex fische ich mein Handy aus meiner Tod’s und wähle Luisas Nummer.
    »Hallo Luisa. Ich bin’s. Wo bist du gerade?«
    …
    »Und was machst du gerade?«
    …
    »In der Badewanne?«
    …
    »Alleine?«
    …
    »Sehr gut. Dann steig bitte aus der Wanne, und geh ins Wohnzimmer.«
    …
    »Das ist ein Notfall!«
    …
    »Okay, ich mache dir morgen pinke Strähnchen ins Haar, aber geh jetzt bitte ins Wohnzimmer, und schau nach, ob du in meinem hellblauen Fotoalbum irgendwo das Bild mit der Unterschrift KARNEVAL IM KINDERGARTEN findest.«
    …
    »Ja, das Schweinchenbild! Jetzt hör doch bitte auf zu lachen, und such nach dem Bild.«
    Nervös tippe ich mit meinen Fußspitzen aneinander, während ich ein Fluchen und Räumen am anderen Ende der Leitung vernehme.
    »Es ist weg? Du meinst, das Bild über den Worten KARNEVAL IM KINDERGARTEN ist weg? Sag mal, war Nathan in letzter Zeit irgendwann in unserer Wohnung?«
    …
    »Ich verstehe. Luisa, könntest du bitte mit Sarah um 13 Uhr ins Spice & Rice kommen?«
    …
    »Danke.«
    Um Punkt 13 Uhr sitzen Sarah, Luisa und ich im Spice & Rice und stecken unsere Nasen in die bunten thailändischen Speisekarten.
    »Das Essen geht auf mich«, verkünde ich. »Ich nehme als erstes das GUNG SCHUP PENG TOAD, danach GAENG JULET WUNSEN und GEANG KIEW WAN-GEI-MUH-NUEA und zum Schluss einen Kokosnusspudding, bitte.« Entgeistert blicken mich Sarah und Luisa an.
    »Mein Gott, Jil! Es muss ja wirklich etwas Schreckliches passiert sein.«
    Mit tiefster Demütigung im Blick reiche ich ihnen den Ausdruck der E-Mail.
    »Du hast dich bei einer Singleshow mit deinem Schweinchenfoto beworben?«, fragt Sarah entgeistert.
    »Nein, natürlich nicht. Nathan hat die Bewerbung geschrieben. Aus purer Rache! Und um mich lächerlich zu machen, hat er dieses Kinderfoto beigelegt. Luisa hat gesagt, dass Nathan vor ein paar Tagen noch mal in der Wohnung war, weil er angeblich seinen hellblauen Pullunder bei mir hat liegen lassen. Aber ich sage euch was, er hat gar keinen hellblauen Pullunder!«
    Sarah ist entsetzt. Eine durchaus angemessene Reaktion, wie ich finde.
    »Ich bin so sauer auf Nathan, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Dem werde ich verdammt noch mal die Meinung sagen«, posaune ich durch das ganze Restaurant, sodass zwei kanarienfarbig gekleidete Mingkellnerinnen zusammenzucken.
    »Aber Jil, das ist doch genau das, was Nathan möchte. Er will, dass du sauer wirst.«
    Hä? Verstehe jetzt nicht so ganz, was Luisa damit sagen will.
    »Hast du denn nicht mal daran gedacht, den Spieß umzudrehen und einfach bei dieser Singleshow mitzumachen?« Also, was soll das denn jetzt?
    »Ja, genau«, sagt Sarah. »Was hast du schon zu

Weitere Kostenlose Bücher